Museumstagebuch aus Germersheim - Teil 3
Ein Alkohol-Museum für Germersheim
Germersheim. Seit Beginn der Corona-Pandemie ist das Stadt- und Festungsmuseum in Germersheim nun schon geschlossen. Viele Gerüchte hat es seither schon gegeben: Das Museum solle dauerhaft geschlossen bleiben war nur eines davon. Das ist jedoch nicht der Fall, denn im Ludwigstor wird schon seit vielen Monaten hart gearbeitet – um das Museum modernisiert und mit neuem Konzept schnellstmöglich wieder zu eröffnen.
Das "Wochenblatt" wird diese Arbeiten in den nächsten Monaten mit einem Museumstagebuch begleiten, hinter die Kulissen blicken und exklusiv von den Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen berichten. In Teil 3 unserer Serie geht es um ein ganz neues Museum, das in Germersheim dank der Umbaumaßnahmen im Stadt- und Festungsmuseum entstehen wird.
Alkohol-Museum zum Firmenjubiläum
Wer das "alte" Germersheimer Stadt- und Festungsmuseum kannte, der erinnert sich: Dort gab es eine schier unglaubliche Fülle an Ausstellungsstücken und Ausstellungsthemen. Ein solcher Themenbereich war die Abteilung "Brennerei", in der Exponate des Germersheimer Traditionsunternehmens Berkel zu sehen waren. Diese Leihgaben gehen nun an das Unternehmen, das dieses Jahr sein 175-jähriges Jubiläum feiert, zurück.
Denn zum Firmen-Geburtstag will man sich bei Berkel ein eigenes Museum schenken. Dieses entsteht gerade - zusammen mit einer schicken Markthalle und einer Galerie - im Gebäude der alten Reifenfabrik neben der PAN-Vinothek, in dem die Firma Berkel ursprünglich angesiedelt war. Geschäftsführer Mathias Berkel erklärt: "Uns ist es wichtig, dass wir kein reines Firmenmuseum Berkel gründen. Es soll in dem Museum um die Brennerei im Allgemeinen und um den Alkohol und seine vielfältigen Einsatzmöglichkeiten gehen. An sechs Stationen wollen wir den Menschen die 'Welt des Alkohols' näherbringen und den Besuchern zeigen, wo überall in unserem täglichen Leben der 'Tausendsassa Alkohol' zu finden ist".
Tausendsassa Alkohol
Und so kam es, dass rund 40 Apparate zur Alkoholherstellung - einst Dauerleihgaben der Firma Berkel - aus dem Museum zurück an die Firma gingen. "Wir hatten erst ein schlechtes Gewissen, einfach um die Rückgabe der Exponate zu bitten. Aber dann kamen wir mit Frauke Vos-Firnkes ins Gespräch und es stellte sich heraus, das Museum ist gar nicht so böse darüber, ein paar Ausstellungsstücke wieder loszuwerden", berichtet Berkel weiter. Und so wanderten Kessel, Kupferbrenner aber auch alte Flaschen und Etiketten vom Ludwigstor in die Klosterstraße, wo sie zu nun neuem Leben erweckt werden.
Dabei drehe sich nur ein geringer Teil der Ausstellung um das Sucht- und Genussmittel Alkohol, vielmehr soll das Ganze eine wissenschaftliche, technische Herangehensweise haben, sagt Berkel. Schließlich sei das ja auch das Spezialgebiet der Firma Berkel, die 1847 durch Andreas Berkel als Essigfabrik und Brennerei in Germersheim gegründet wurde und sich seither als Familienbetrieb in fünfter Generation der Herstellung, der Veredlung und dem Vertrieb von Ethanol - dem "guten Alkohol" - widmet. Und dieser ist in fast jedem Gegenstand unseres täglichen Lebens zu finden: Kosmetik, Medikamente, Haushaltsartikel, Lebensmittel, Verpackungen - ohne Ethanol wäre all das nicht zu denken. Außerdem spiegelt sich in der Geschichte der Firma Berkel natürlich auch ein gutes Stücke Industrie- und Technikgeschichte der Region wider, das ebenfalls im Museum zu sehen sein wird.
Germersheim - Stadt der außergewöhnlichen Museen
Auch die Museumsbeauftragte der Stadt Germersheim bestätigt: "Ein echter Glücksfall für uns. Wir haben mehr Platz im Museum, die Exponate bleiben in Germersheim und die Stadt bekommt 'ganz nebenbei' mit einem unglaublich spannenden, neuen Museum noch eine weitere Attraktion für Touristen und Besucher." Eine echte win-win-Situation: Das neue Alkohol-Museum wird zwar eigenständig unter Federführung der Firma Berkel existieren, sieht sich aber schon als eine Art Außenstelle - Dependance - des gerade entstehenden neuen Stadt- und Festungsmuseums. Wenn alles nach Plan läuft, hoffen die Museumsmacher der Firma Berkel auf eine Eröffnung noch vor Jahresende. Die Markthalle mit regionalen Anbietern soll dann im kommenden Jahr folgen.
Mit einem Alkoholmuseum, einem Straßenmuseum und einem Festungsmuseum könnte die "Stadt der außergewöhnlichen Museen" dann eine ganz neue touristische Vermarktungsstrategie für Germersheimwerden.
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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