Geheimnisvolle Heimat
Freimaurer, Helden und Liebende - der Friedhof Germersheim
Germersheim. Es gibt wohl kaum geheimnisvollere Orte als Friedhöfe – und gerade die für größere Städte typischen Parkfriedhöfe laden zum Verweilen und Erkunden ein. Der Friedhof in Germersheim ist so ein Ort an dem es immer wieder aufs Neue viel zu entdecken und zu erforschen gibt. Daher macht die „Geheimnisvolle Heimat“ heute einen Ausflug auf den Germersheimer Friedhof.
So manche kleinere und größere Berühmtheit hat hier ihre letzte Ruhestätte gefunden, viele exotische Bäume, darunter auch der als Kraft- und Lebensbaum bekannte Ginko, betonen den parkartigen Charakter.
Der Germersheimer Friedhof befindet sich in der August-Keiler-Straße. Was heute innerstädtisch und zentral ist, war zu seiner Entstehung Mitte des 19. Jahrhunderts eher außerhalb, denn ganz bewusst verlegte man damals die Friedhöfe, die sich noch in den Städten – meist direkt angrenzend an die Kirchen – befanden, in großzügige Parkanlage an den Stadtrand. So ist das um 1834 auch in Germersheim geschehen.1935 wurde auf dem Gelände dann die erste Leichenhalle fertiggestellt, die kurz darauf im Zweiten Weltkrieg bereits wieder zerstört und neu errichtet wurde. 1971 erfolgte die Einweihung der neuen Friedhofshalle, die in den kommenden Jahren für rund 550.000 Euro saniert werden soll.
Militärgeschichte
Neben dem Planer und Erbauer der Germersheimer Festung, Friedrich von Schmauß, liegen auch weitere Festungskommandanten wie Alphons von Stockum-Sternfels in Germersheim begraben. Letzterer in einem neo-romanischen - an die Ritterromantik des Mittelalters erinnernden - Hochgrab, auch Tumba genannt. Das Grab von Schmauß wiederum gleicht einem Festungsbau und soll zweifelsohne an seine Baumeister-Tätigkeit in Germersheim erinnern. Zudem outet es den 1838 zum Ritter des Bayerischen Krone ernannten Schmauß als Freimaurer, was zu den Zeiten und der gesellschaftlichen Schicht, der er angehörte, durchaus keine Ausnahme war. Heute muten die Symbole auf seinem Grabmal wesentlich geheimnisvoller – auch dank zahlreicher Romane und Kinofilme – als sie es damals waren.
Und natürlich finden sich auch viele weitere Gräber von - für die Festung Germersheim bedeutenden - Persönlichkeiten des Militärs auf dem Germersheim Friedhof. Dazu kann noch ein französisches Denkmal für den Krieg 1870/71, deutsche Kriegsgräber beider Weltkriege und ein Gedenkkreuz für russische Gefallene entdecken.
Heimatgeschichte
Auch der Namensgeber der benachbarten Straße, der Oberlehrer und Mundartdichter August Keiler liegt übrigens auf dem Friedhof begraben. Ebenso wie der in der Südpfalz bekannte Dekan und Dichter Friedrich Blaul. Hinweistafeln zeigen den Besuchern die wichtigsten Gräber und Persönlichkeiten, aber auch viele der zahlreichen unbekannten historischen Grabstätten sind nicht nur für Kunsthistoriker eine Augenweide.
Von ewiger Liebe und zeitloser Trauer
Besonders traurig und ergreifend: Das „Grab der Liebenden“, das bis 2007 auf dem Germersheimer Friedhof zu finden war, dann jedoch aufgrund eines Verwaltungsirrtums entfernt und zerstört wurde, weil keine Grabgebühren mehr bezahlt worden waren. In dem Grab lagen Lina Erne (1881–1905) und ihr Verlobter Jakob Wolz (1878–1905), beide sind am Martinstag 1905 verstorben. Lina nach einer missglückten Abtreibung und Jakob, der aus Verzweiflung und Kummer über das Ableben seiner Liebsten Selbstmord verübte. Beide wurden im Tod wieder vereint und im selben Grab beigesetzt. Heute existiert an Stelle des Grabmals noch ein Blumenbeet mit einer Hinweistafel, die den ursprünglichen Grabstein zeigt und die Geschichte der „Liebenden von Germersheim“ erzählt.
Info
Die Stadt Germersheim bietet regelmäßig Führungen über den Friedhof an. Wann diese auf dem Terminkalender stehen kann man hier https://germersheim-erleben.eu/Erlebenswertes/Fuehrungen/ herausfinden
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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