Flüchtlinge kochen in Germersheim für Bürger
Kochen über Landesgrenzen hinweg
Germersheim. Es duftet nach frischer Minze, Tabbouleh, Jalanje und anderen arabischen Speisen. Im Bürgerhaus der Stadt Germersheim haben sich am Mittwochabend Menschen aus unterschiedlichen Ländern zum „Kochen der Nationen“ getroffen. Die Gerichte an diesem Abend stehen unter dem Thema Arabische Küche. Organisiert hat ihn die Flüchtlingshilfe der Stadt Germersheim gemeinsam mit der Lokale Agenda 21.
Beim Kochen rücken Sprachbarrieren in den Hintergrund Es reicht, wenn Amera auf die Petersilie zeigt und ihr Gegenüber weiß, dass sie die Kräuter benötigt. Der Abend gibt ihr und acht weiteren syrischen Frauen die Möglichkeit, ganz einfach Kontakte über Ländergrenzen hinweg zu knüpfen.„Beim gemeinsamen Kochen ist Sprache erst einmal nicht so wichtig“, sagt Andrea Krey, Sozialarbeiterin und Ansprechpartnerin für Asylsuchende in Germersheim. Die Frauen sollen die Möglichkeit bekommen Kontakt zu Einheimischen zu bekommen, aber auch Kontakt zu anderen Geflüchteten.In der Küche des Bürgerhauses funktioniert das gut. Einige der Frauen haben ihre ganze Familie mitgebracht und die Männer dolmetschen. Wenn trotzdem mal die Worte fehlen, helfen Hände und Füße und Namensschildern. Jede Frau hat sich selbst für ein Gericht entschieden. Fatma aus Syrien hat Bulgur-Nocken (Kibbeh). Bulgur gehört an diesem Abend zu den bekannteren Speisen.
Chubz kennt man in der Pfalz dafür nicht. Gemeint ist arabisches Fladenbrot, welches in Syrien, dem Libanon, Jordanien und den Palästinensischen Autonomiegebieten zu den Grundnahrungsmitteln gehört. Das Brot wird wie eine Pizza auf einer runden Scheibe gedreht und einem speziellen Ofen gebacken. Von Molokhia-Blättern haben die wenigsten Germersheimer vor diesem Abend etwas gehört. Dabei handelt es sich um eine intensiv riechende Faser- und Gemüsepflanze, die an diesem Abend für ein Hühnchengericht verwendet wird. Gemeinsam mit Reis und Zitronensaft ist das Rezept von Khairieh aus Syrien an diesem Abend das Hauptgericht. Garniert werden sie mit intensiven Gewürzen aus der arbischen und indischen Küche.
Die arabische Gastfreundschaft unterscheidet sich von der mitteleuropäischen Kultur auch in ganz einfachen Dingen. Während Deutsche schon in ihrer Kindheit lernen, dass man einen Teller leer isst, lässt man in Arabien Essen übrig. Man zeigt damit die Großzügigkeit des Gastgebers, der den Hunger stillen konnte. In Arabien wird dem Gast immer mehr Essen und Trinken angeboten, als er je verzehren kann.
Die Idee zum Kochen der Nationen stammt von der Lokalen Agenda 21. In unregelmäßigen Abstand finden seit 2011 Kochabende statt. Dabei stellten Menschen unterschiedlichster Herkunft Gerichte aus ihrer Heimat vor. „Nun hat die Stadt Germersheim die Organisation übernommen, weil es dann mehr Möglichkeiten gibt“, sagt Krey. „Ich finde es gut, dass die Stadt die Abende fortführt“, sagt Heinz Sachs, der städtische Agenda-Beauftragte. „Wir von der Lokalen Agenda 21 haben den Anstoß gegeben für dieses Projekt. Es ist schön, wenn wir eine gewisse Nachhaltigkeit schaffen“, sagt Sachs. Das „Kochen der Kulturen“ soll regelmäßiger stattfinden und immer unter einem anderen Motto stehen. Die Kosten für das Essen tragen die Stadt Germersheim und Spender.
Der nächste Abend ist im Mai geplant. Bürger werden dann wieder die Chance haben, am Essen teilzunehmen. jlz
Autor:Wochenblatt Archiv aus Germersheim |
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