Museumstagebuch aus Germersheim - Teil 2
Kritische Aufarbeitung der Sammlungsstücke aus dem Dritten Reich

Tagebuch mit Einschussloch | Foto: Heike Schwitalla
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Germersheim. Seit Beginn der Corona-Pandemie ist das Stadt- und Festungsmuseum in Germersheim nun schon geschlossen. Viele Gerüchte hat es seither schon gegeben: Das Museum solle dauerhaft geschlossen bleiben war nur eines davon. Das ist jedoch nicht der Fall, hinter den Kulissen wird im Ludwigstor schon seit vielen Monaten hart gearbeitet – um das Museum modernisiert und mit neuem Konzept schnellstmöglich wieder zu eröffnen.
Das "Wochenblatt" wird diese Arbeiten in den nächsten Monaten mit einem Museumstagebuch begleiten, hinter die Kulissen blicken und exklusiv von den Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen berichten. In Teil 2 unserer Reihe geht es um ein schwieriges, aber wichtiges Thema - die wissenschaftliche Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus in der Geschichte des Germersheimer Stadt- und Festungsmuseums.
Eng damit verbunden ist der ehemalige Ausstellungsbereich "Reichsarbeitsdienst", der in den vergangenen Monaten von der Mannheimer Agentur "History and Communication Stader" wissenschaftlich untersucht, katalogisiert und digitalisiert wurde.  Die Sammlung - eine der größten in Deutschland, wie sich herausstellte - kam als Schenkung einer Privatsammlung in das Germersheimer Museum, sie umfasst rund 700 Stücke, darunter Bücher, Orden, Uniformen, Fahnen und Alltagsgegenstände. All diese Objekte mussten  zuerst auf ihre Echtheit hin überprüft werden, dann wurden sie kategorisiert, fotografiert und in der Bedeutung ihres historischen Kontextes bewertet. 

Tagebuch mit Einschussloch | Foto: Heike Schwitalla
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Bildungsangebote - zeitgemäße Präsentation

In wie weit die Exponate in die neu konzipierte Ausstellung einfließen sollen, sei noch nicht klar, wie die Museumsbeauftragte Frauke Vos-Firnkes erklärt. Es sei noch zu früh, ein Konzept zu erarbeiten, da man sich erst über die Gesamtausrichtung des neuen Stadt- und Festungsmuseums klar werden müsse, sagt sie. "Wir stehen ja erst ganz am Anfang unserer Arbeiten. Natürlich wollen wir Exponate aus der Sammlung zum Reichsarbeitsdienst weiterhin zeigen, aber nicht so unkommentiert und ohne Kontext, wie das bisher der Fall war." Denn das sei nicht mehr zeitgemäß. Vielmehr wolle man verbunden mit den Exponaten ein Bildungsangebot erschaffen, dass Studierende, Schulen, aber auch historisch interessierte Besucher gleichermaßen anspricht und mit schwierigen Thema nicht allein lässt.

Der Reichsarbeitsdienst

Der Reichsarbeitsdienst (RAD) war eine Organisation im nationalsozialistischen Deutschen Reich. Das Reichsarbeitsdienstgesetz, wurde 1935 erlassen und sah vor, dass männliche wie weibliche 18- bis 24-Jährige für sechs Monate zum Arbeitsdienst einberufen wurden. Der RAD hatte paramilitärische Strukturen und wurde für verschiedene Aufgaben eingesetzt - vom Straßenbau über Fabrikarbeit bis hin zur Landwirtschaft und dem Bau von Konzentrationslagern.
Die Germersheimer Sammlung umfasst Uniformen, Werkzeuge und Arbeitsausrüstung, Fahnen, Orden und Abzeichen aber ebenso Tagebücher, Fotoalben, Alltags- und Einrichtungsgegenstände wie Tische, Betten oder Geschirr. Ein ganz besonders ausgefallenes Ausstellungsstück ist etwa ein Tagebuch mit einem Einschussloch, das quasi seine eigene Geschichte erzählt und damit zu einem authentischen Stück Zeitgeschichte wird.
Statt all diese Dinge - wie bisher - kommentarlos und "lebensecht" (an Schaufensterpuppen oder in Dioramen) zu präsentieren, soll langfristig ein modernes Ausstellungskonzept erarbeitet werden, dass die Exponate erklärt und kritisch in ihren zeitlichen Kontext einordnet.

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Autor:

Heike Schwitalla aus Germersheim

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