Warum Trauer zum Leben gehört: Themenmonat über das Sterben

Trauerbewältigung ist immer anders | Foto: Heike Schwitalla
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Germersheim. Trauer ist ein Gefühl, das den Menschen durch sein ganzes Leben begleitet. Immer wieder führen Verluste zu Phasen der Trauer. Trauer will bewältigt und muss verarbeitet werden. Aber das ist gar nicht so einfach, denn Trauer kann sich auf ganz individuelle, verschiedene Art und Weise äußern. Jeder Mensch geht anders mit dem Gefühl der Trauer um.
Die katholische Pfarrgemeinde Seliger Paul Nardini hat der Trauer deshalb einen ganzen Themenmonat gewidmet. Das Motto lautet "Wenn Leben und Tod sich berühren". Basis ist eine Ausstellung, die das Referat Trauer im Bistum Speyer erarbeitet hat. Diese Ausstellung wird im Juni vier Wochen in der Pfarrgemeinde  zu Gast sein: Zwei Wochen in Germersheim und zwei Wochen in Lingenfeld im Pfarrheim. Dazu gibt es ein Begleitprogramm mit Gesprächs- und Informationsabenden.

Das "Wochenblatt im Gespräch

Das "Wochenblatt" hat mit Pastoralreferentin Irina Manck und Wiltrud Siepenkothen, ehrenamtliche Vorsitzende des Pfarreirates und des Sachausschuss Caritas, über das komplexe Thema Trauer und die Angebote des Themenmonats gesprochen. 

???: Warum dieser Themenmonat?
"Der Sachausschuss Caritas beschäftigt sich mit einer Vielzahl verschiedener Themen, denen allen die tätige Nächstenliebe zugrunde liegt. So unterschiedlich die Themen sind, so unterschiedlich auch die Aktionen in den vergangenen Jahren.
Eine Aufgabe im caritativen Bereich übernimmt der AK Trauerbesuche in unserer Pfarrei, der auch den jährlichen Gottesdienst an Allerseelen gestaltet. Aus dieser Arbeit heraus entstand im Sachausschuss Caritas im letzten Jahr die Idee zu einem Friedhofscafé. Dies fand an einem Samstag im Juni 2023 in Lingenfeld statt. Aufgrund der Erfahrungen und der Gespräche an diesem Morgen entstand die Idee die Fragen zum Sterben, Tod und Trauer in einem umfangreicheren Format zu stellen. Oft beschäftigen sich Menschen mit dem Thema Tod und dem eigenen Lebensende erst, wenn sie selbst krank oder alt werden, oder wenn in der Familie bzw. im Freundes- und Bekanntenkreis ein Mensch betroffen ist. Wir möchten Raum geben, sich auf unterschiedlichen Wegen dem Thema zu nähern, zum Nachdenken anregen und zu Gesprächen ermutigen. Ganz bewusst haben wir uns einen Sommermonat ausgesucht, denn wir möchten dazu ermutigen 'mitten im Leben' und nicht nur im 'Totenmonat November' diesem so wichtigen Lebensthema einen Raum zu geben".

???:Basis des Themenmonats ist eine Ausstellung. Können Sie etwas zu deren Inhalten sagen? An welche Zielgruppe richtet sich die Ausstellung
"Die Katholische Erwachsenenbildung Diözese Speyer (KEB), das Referat Hospiz- und Trauerseelsorge im Bischöflichen Ordinariat und der Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer (SKFM) Diözesanverein für das Bistum Speyer hat die Wanderausstellung 'Leben im Tod – Tod im Leben' konzipiert. Auf über 20 Aufstellern/Rollups werden ganz unterschiedliche Aspekte des Themas aufgegriffen. Da geht es um die Fragen Was möchte ich tun, bevor ich sterbe?“, Wo und wie möchte ich sterben? aber auch die Themen Trauer und die religiöse Dimension werden angesprochen. Im Internet kann man sich die Ausstellung teilweise ansehen Leben im Tod – Tod im Leben – Wanderausstellung zu den Themen Sterben, Tod und Trauer
Die Ausstellung richtet sich an jede/n, der/die sich dem Thema stellen möchte. Die Ausstellung wird von 2.6. bis 16.6.24 im Pfarrheim Germersheim und von 17.6. bis 30.6-24 im Foyer des Pfarrheim Lingenfeld zu sehen sein".
Öffnungszeiten & Infos unter www.kath-pfarrei-germersheim.de

Kommen wir wirklich alle in "den Himmel"?

???: Es gibt ein großes Programm an Gesprächsrunden aber auch Gottesdiensten – können Sie kurz skizzieren, was angeboten wird?
"Wir haben darauf geachtet, dass es Angebote zu verschiedenen Aspekten und an verschiedenen Orten gibt.
Wir laden zu Informations- und Gesprächsabenden zu den Themen 'Trauern mit Kindern', Hospiz- und Pallativarbeit der Caritas und Bestattung ein. Besonders freuen wir uns, dass unsere protestantische Schwestergemeinde in Germersheim das Thema in ihrem Format KlangRaum aufgreifen und unser Angebot abrundet. Die Ausstellung und alle Angebote sind kostenlos. Wir freuen uns aber immer über eine Spende.
Zu jeweils einem Themengottesdienst pro jedem Wochenende laden wir ebenso ein
So, 02.6. 10.30 Uhr Kirche Germersheim - Wir trauern um… – Wie? Wann? Wielange? Wo?
Sa 08.6. 18.30 Uhr Kirche Sondernheim - Was will ich (noch) erleben, bevor ich sterbe?
So 23.6. 9.00 Uhr Kirche Schwegenheim - Kommen wir wirklich alle in den Himmel?
Sa 29.6. 18.30 Uhr Kirche Lingenfeld - Das Beste kommt noch – oder etwa nicht?

???: Können Sie kurz beschreiben, wie die Friedhofsführung in dieses Themenmonat passt?
"Trauer braucht einen Ort. Für viele Menschen ist dies das Grab des geliebten Menschen, oft auf einem Friedhof. Friedhöfe sind Orte der Trauer, der Erinnerung, der Ruhe und Besinnung. Ein gemeinsamer Besuch des Friedhofs Germersheim, um zu erfahren wie Menschen in Laufe der Zeit ihre Verstorbenen bestattet haben, passt für uns gut in den Monat".

???: Die Pfarrgemeinde setzt bei diesem Themenangebot auch auf die Unterstützung ehrenamtlicher Helfer*innen, erklären Sie uns bitte kurz warum
Wiltrud Siepenkothen: "Unsere Pfarrei lebt aus der gemeinsamen Arbeit der Seelsorger/innen, hauptamtlichen Referentinnen und den ehrenamtliche Engagierten. Der Pfarreirat setzt sich aus gewählten Ehrenamtlichen und den Hauptamtlichen zusammen und der Sachausschuss Caritas ist einer der Ausschüsse und Arbeitskreise, die der Pfarreirat eingesetzt hat, um das pastorale Leben in der Pfarrei zu gestalten. Im Rahmen dieser partizipativen Arbeitsweise ist der Themenmonat in einem Kreis aus Ehren- und Hauptamtlichen entstanden. Daher ist es selbstverständlich, dass ehrenamtlich Tätige an der Umsetzung sowohl verantwortlich als auch unterstützend beteiligt sind".

Irina Manck | Foto: Heike Schwitalla

Irina Manck: "Ohne unsere Ehrenamtlichen wäre ein solches Projekt nicht realisierbar. Neben unserer Sozialreferentin Rita Rösch, Michael Manz, vom Caritaszentrum und mir, besteht das Planungsteam aus Elwira Bialdyga und Rita Merkel aus Sondernheim, Isolde Steinbacher und Maria Cherie aus Lingenfeld und Wiltrud Siepenkothen, aus Schwegenheim. Viele weitere Ehrenamtliche aus der ganzen Pfarrei unterstützen uns bei der Realisierung, beispielsweise als Aufsichts-und Ansprechperson bei der Ausstellung, aber auch bei der Durchführung und Bewirtung an den Gesprächsabenden, wofür wir sehr dankbar sind".

???: Und als Frage an die Ehrenamtlichen gerichtet: Was bewegt dazu, bei einem solchen Projekt mitzumachen? Das Thema ist ja nicht gerade einfach.
Siepenkothen: "Ich bin eine der Ideengeberinnen. Das Leben lehrt uns, dass der Tod dazugehört. Aber in unserer Gesellschaft haben wir das Sterben, den Tod und die Trauer privatisiert. Obwohl wir alle (irgendwann) betroffen sind, fehlen uns oft die Worte und der Mut darüber zu sprechen. Ich habe erlebt, wie wohltuend und inspirierend Gespräche über meine Verluste, meine Trauer, aber auch meine Vorstellungen von dem was nach dem Tod kommt, sein können. Ich bin voller Hoffnung, dass die Ausstellung und die begleitenden Angebote auch andere inspirieren können".

"Im Gespräch macht es keinen Unterschied, ob der Trauernde ein Kirchgänger ist oder nicht"


???: Leben und Tod liegen eng beieinander – und viele Menschen kommen erst, wenn es buchstäblich um „Leben und Tod“ geht (wieder) auf die Kirche zurück. Wie gehen Sie damit beziehungsweise mit diesen Menschen um? Macht das in der Trauerbegleitung einen Unterschied, ob es sich um regelmäßige Kirchengänger handelt oder 'Neulinge'' und 'Rückkehrer'?
Irina Manck: "Als Seelsorger:innen in der Pfarrei kommen wir oft mit Trauernden in Kontakt, wenn diese zur Vorbereitung der Beerdigung ihres Verstorbenen zu uns kommen. Viele Angehörige sind keine regelmäßigen Kirchgänger und trotzdem erlebe ich, dass vielen Trauernden die kirchliche Bestattung ihres Angehörigen wichtig ist. Oft höre ich auch den Satz: Ich gehe nicht wirklich in die Kirche, aber an Gott glaube ich schon. Die urchristliche Hoffnung auf die Auferstehung unserer Toten und das ewige Leben im Himmel ist bei Trauernden, die ich begleiten darf, vorhanden. Im persönlichen Gespräch macht es daher für mich keinen Unterschied, ob jemand ein aktiver Kirchgänger ist oder nicht". 

*Antworten, die nicht mit einem Namen gekennzeichnet sind, kommen von beiden Gesprächspartnerinnen

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Trauerbewältigung ist immer anders | Foto: Heike Schwitalla
Irina Manck | Foto: Heike Schwitalla
Autor:

Heike Schwitalla aus Germersheim

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