Mundarthauptstadt Bockenheim
Matthias Zech überzeugt Jury und Publikum
Matthias Zech aus Speyer fand mit mit seinem Text "des derf mer doch net" beim 72. Pfälzischen Mundartdichter-Wettstreit am vergangenen Samstag die Anerkennung von Jury und Publikum gleichermaßen. Die beiden getrennten Abstimmungen führten zum selben Ergebnis: Zech hat mit dem Gedicht über die Klage einer Tochter über das Verhalten ihrer hochbetagten Mutter offensichtlich einen Nerv getroffen und entschied den Wettbewerb für sich. Auf Rang 2 landete der im Elsass lebende Südpfälzer Wilfried Berger mit "drauss uff'm dach". Hier wünscht sich ein Kranker im Krankenhaus, wie die Amsel vor dem Fenster seiner Lebenssituation entfliehen und einfach fortfliegen zu können. Auf Rang 3 landete Norbert Schneider aus Rehborn mit "koschbarkääde", einem Text über Demenz. Die Themen Alter und Krankheit landeten damit auf dem Siegerpodest.
Den "Dr. Wilhelm Dautermann-Preis 2024" für eine mundartliche Erstveröffentlichung erhielt Rudy Kupferschmitt für sein Buch "Heimatliches und Befremdliches", den "Preis fer Neie" Angelika Futterer für ihr Gedicht "Rhoiwasser mit Balge ...". Den "Hiwwe wie Driwwe Award 2024" für einen Text in pennsylvanisch-deutscher Mundart erhielt Edward Quinter aus Allentown (Pennsylania) mit "Em Iemker sein Winsch".
Im Frühjahr hatte der Förderkreis Mundart Bockenheim e.V. ein "Bockenheimer Manifest für Vielfalt und Toleranz" verfasst, dem sich bis Redaktionsschluss über 180 pfälzische Künstlerinnen und Künstler anschlossen. Zum Wettbewerb war deshalb des Sonderthema "bloss net nochemol - #niewiederistjetzt" ausgeschrieben. Das Publikum entschied sich unter den drei ausgezeichneten Texten für Cornelius Molitors Gedicht "beizeit", der sich mit dem Thema "Stolpersteine" befasst.
Die musikalische Umrahmung übernahm Scott Reagan aus Nazareth (Pennsylvania), der im Rahmen der "Hiwwe wie Driwwe Tour 2024" für mehrere Konzerte in der Pfalz gastierte. Überraschungsgäste waren neben rund 200 Einheimischen - unter ihnen Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld - auch etwa ein Dutzend Amerikaner, die mehrheitlich pennsylvanisch-deutsche Mundart sprachen. So hatten die Anwesenden Gelegenheit zu testen, wie gut sich Pfälzisch und Pennsylvania-Deutsch für ein gemeinsames Gespräch eignen. Es klappte in vielen Fällen überraschend gut.
Autor:Dr. Michael Werner aus Grünstadt-Land |
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