Zugausfälle
DB-Regionalbüro kann nicht sagen ob Züge fuhren oder nicht
Frankfurt/M / Kaiserslautern / Hauenstein (Südwestpfalz). Das unter anderem für die Pfalz zuständige Regionalbüro der Deutschen Bahn AG in Frankfurt/Main weiß nicht ob und wann Züge ausfielen, erklärt auf Anfrage dessen Sprecherin. „Zu den Zugausfällen liegen uns als Bahn leider keine Infos vor. Das läuft immer beim Zweckverband zusammen.“ Auch wenn per Bahnsteiginformation eine „kurzfristige Erkrankung des Personals“ als Grund für den ersatzlosen Ausfall (mindestens) eines fahrplanmäßigen Zuges angegeben wird, kann von dort nicht beantwortet werden ob eine einzelne Verbindung betroffen war oder mehrere. Die Frage, ob die Deutsche Bahn AG Informationen über Zugausfälle und Verspätungen nicht zwingend für das Qualitätsmanagement und die Führung des Unternehmens benötigt, kann die Sprecherin nicht nachvollziehen: „Wie Sie jetzt zu dem Schluss kommen, kann ich nicht sagen“.
Politik in der Verantwortung
Für die Zuverlässigkeit der bundeseigenen DB (Deutsche Bahn AG, Berlin) „muss die Politik die Rahmen setzen“, mahnt der südpfälzische Bundestagsabgeordnete Dr. Thomas Gebhart (Landau, CDU) an, wie er uns als Reaktion auf unseren Bericht über einen Zugausfall vom 5. Dezember auf der Linie Pirmasens - Hauenstein - Landau (RB 55) mitteilte. Der Parlamentarier hatte Ende August 2024 vom Bundesverkehrsministerium Auskunft erbeten „wegen der zeitweisen Einstellung des Personenzugverkehrs zwischen Wörth und Lauterbourg“. Aus dem vom Landsmann Dr. Volker Wissing (Landau, parteilos, bis Nov. 2024 FDP) geführten und für die DB verantwortlichen Ministerium sei ihm beschieden worden, die erbetenen Informationen könnten von der Deutschen Bahn in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht ermittelt werden. „Der bisherige Umgang mit diesem Thema ist inakzeptabel. Ich werde daher nicht locker lassen“, kündigt Thomas Gebhart an. Unter anderem hatte er zuvor (November 2023) reklamiert: „Zugausfälle zwischen Bad Bergzabern und Winden über mehrere Wochen sind kein Einzelfall. Zum Beispiel gab es auch auf der Strecke zwischen Wörth und Lauterbourg im Sommer Zugausfälle.“ Er sieht den Bund als Eigentümer der Bahn „in entscheidender Verantwortung“. Das Personal bei der DB wachse seit Jahren kontinuierlich an, gleichzeitig bleibe das Angebot unzuverlässig. „Das ist auch ein Managementproblem“, sieht Thomas Gebhart.
Situation in der Pfalz sehr angespannt
Vom betroffenen Zweckverband Öffentlicher Personennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd (ZÖPNV Süd) in Kaiserslautern konnten wir nun erfahren, dass im Kalenderjahr 2024 knapp zehn Prozent (9,6%) der zu erbringenden Zugkilometer ausgefallen seien, die Hälfte davon baubedingt. Etwas mehr als ein Drittel sei auf personelle Gründe bei der DB Regio AG (Frankfurt/M, Tochterunternehmen der DB AG) zurückzuführen, davon etwa zu gleichen Teilen wegen Streik des Fahrpersonals und Personalmangel, letzteres beispielsweise bei kurzfristigen Krankmeldungen. Bei mehr als der Hälfte seien Busse als Ersatz eingesetzt worden. „In der Summe ergibt sich, dass rund fünf Prozent der vorgesehenen Fahrten ersatzlos entfielen.“ Derzeit sei „in der ganzen Pfalz die betriebliche Situation sehr angespannt, weil sowohl Fahrdienstleiter als auch Fahrpersonal fehlten. Hinzu käme eine zu hohe Anzahl defekter Fahrzeuge.
Am 5. Dezember 2024, an dem von Fahrgastseite erneut ein Zugausfall auf der Verbindung Pirmasens - Landau (RB 55) an uns herangetragen worden war, seien vier Züge personalbedingt ausgefallen, wegen der kurzfristigen Krankmeldung eines Mitarbeiters. Im weiteren Tagesverlauf wären dann noch zusätzlich zwei Züge aus Sicherheitsgründen entfallen weil sich Gegenstände im Gleis befunden hätten.
Die zugrunde liegenden Auswertungen habe die für den Betrieb zuständige DB Regio Mitte (Mannheim) unverzüglich und umfassend vorgelegt. „Der Umstand, dass die Pressestelle in Frankfurt/Main sich nicht in der Lage sieht, einem Journalisten gegenüber Auskünfte zu erteilen, die im integrierten DB-Konzern definitiv vorliegen, ist mindestens peinlich“, so ein Sprecher des ZÖPNV.
Negativrekord macht Bahn im Ausland zum Gespött
„So unpünktlich wie seit über 20 Jahren nicht: Die Fernzüge der Deutschen Bahn haben 2024 einen neuen Negativ-Rekord aufgestellt“, bilanzierte der Nachrichten-Rundfunksender „BR24“ (zu Bayrischer Rundfunk) in seiner Sendung am 3. Januar dieses Jahres. Mehr als jeder dritte Fernzug der DB sei im vergangenen Jahr unpünktlich gewesen. „Besonders unpünktlich war die DB im Juni. In dem Monat war fast jeder zweite Zug verspätet. Die Pünktlichkeitsquote lag bei 52,9 Prozent. Weil in diesem Monat auch die Fußball-Europameisterschaft begann, wurde die Deutsche Bahn im Ausland zum Teil zum Gespött. Die Unzuverlässigkeit der Bahn bekamen sowohl Fans als auch Teams zu spüren.“
Anzumerken ist, Zugausfälle fehlen in diesen Zählungen. Ein Zug der ausfällt gilt bei der DB als nicht verspätet.
Deutsche Bahn fährt in der Schweiz aufs Abstellgleis
„Im ersten Quartal 2024 durfte mehr als jeder zehnte Zug aus Deutschland nicht in der Schweiz weiterfahren, aus Angst, dass die unpünktlichen deutschen Züge das Schweizer Bahnsystem durcheinanderbringen“, berichtete die Tageszeitung „Blick“ (Zürich/CH) am 29. Juli 2024 und sprach von „Schmach“. Züge der DB seien „chronisch verspätet“. 2023 hätten in der Schweiz 92,5 Prozent aller Züge ihr Ziel pünktlich erreicht, in Deutschland nur 64 Prozent. „Bei den SBB (Schweizerische Bundesbahnen AG) und der Deutschen Bahn (DB) prallen zwei Bahnkulturen aufeinander.“ In der Folge würden Züge aus Deutschland mit Verspätung an der Grenze gestoppt. „Damit soll verhindert werden, dass Verspätungen übernommen werden und deutsche Kompositionen das eng getaktete Zugsystem der Schweiz aus der Bahn werfen.“ Von den SBB seien von Januar bis März elf Prozent aller Züge auf der Strecke München – Zürich vorzeitig gestoppt worden. Auf der Strecke von Freiburg nach Basel hätten 12,4 Prozent der Züge wieder umkehren müsste. „Das ist mühsam für die Reisenden: Sie müssen an der Grenze den deutschen Zug verlassen und einen Schweizer Zug nehmen, um an ihr Ziel zu kommen.“ Auch andere Länder würden sich regelrecht vor dem Risiko fürchten, Unpünktlichkeit aus Deutschland einzuschleppen.
Die Schweizer können es
Christian Sieben, Chefredakteur der Tageszeitung Rheinische Post (Düsseldorf) schildert im Newsletter vom 6. September 2024: „Weil mein ursprünglich in Altona losgefahrener EC beim Grenzübertritt - für deutsche Verhältnisse wirklich lächerliche - 19 Minuten Verspätung hatte, endete die Fahrt nicht wie geplant in Bern, sondern in Basel auf dem Abstellgleis.“ Mit zwei Regiobahnen und einmal umsteigen sei es weitergegangen. „Restempört guckte ich dann in Bern auf die Uhr. Die Schweizer Bahnen hatten die Verspätung des deutschen EC fast wieder herausgefahren. Ich war drei Minuten später am Ziel als planmäßig mit dem EC. Also eigentlich pünktlich. Man muss sagen: Die Schweizer können es einfach.“
Autor:Werner G. Stähle aus Hauenstein |
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