Landrätin Ganster bereiste VG Hauenstein
Verbandsgemeinde Hauenstein (Südwestpfalz). Landrätin Dr. Susanne Ganster bereiste am vergangenen Donnerstag (4. Mai 2023) mehrere Stationen in der Verbandsgemeinde Hauenstein. Jeweils vor Ort wollte sie im persönlichen Kontakt mit der Bevölkerung sowie den Entscheidungsträgern Ergänzendes und Neues erfahren oder sich über den aktuellen Stand informieren. Sie erwies sich als gut vorbereitet und hatte Substantielles einzubringen und mitzuteilen. Eingeladen hatte der CDU-Gemeindeverband Hauenstein. Das umfangreiche Programm war eng getaktet.
„Es ist eben etwas anderes, die Situation vor Ort sehen und besprechen zu können, als nach Aktenlage beurteilen zu müssen“, äußerte Markus Pohl, Vorsitzender dieses Gemeindeverbandes gegenüber dem Verfasser zur Motivation, die Landrätin des Kreises Südwestpfalz in die Verbandsgemeinde (VG) Hauenstein zu bitten. Zudem sollte der interessierten und gegebenenfalls betroffenen Einwohnerschaft Gelegenheit geboten werden sich zu informieren und konstruktiv einzubringen.
Holzumschlag soll Wieslauterbahn beleben
Man begann am frühen Nachmittag im Gewerbegebiet Hinterweidenthal-Süd, wo ein vorhandenes Anschlussgleis für eine Holz-Verladestation reaktiviert werden soll. Ziel ist einerseits bestehenden Schwerlastverkehr auf die Schiene zu verlagern und andererseits dank dem Zusatznutzen die Wieslauterbahn für regulären Personenverkehr wiederbeleben und ertüchtigen zu können (wir berichteten). Holz soll von hier deutschlandweit transportiert werden. „Hinterweidenthal würde das sehr begrüßen“, betonte Manfred Schary, der im dortigen Orts- sowie im Verbands-Gemeinderat engagiert ist und sich zudem als Vorstandvorsitzender der örtlichen BUND-Kreisgruppe für Umwelt und Natur einsetzt.
Sie habe kürzlich mit dem Landesministerium gesprochen, teilte Landrätin Ganster mit. Das Investment in Hinterweidenthal sei nahezu gesichert. Demnächst könne ein Förderbescheid erwartet werden. „Für mich ist entscheidend, dass laut Gutachten rund 900.000 LKW-Kilometer von der Straße geholt werden können.“
Damit Anlieferungen von der Bundesstraße 10 kommend nicht durch den Ort müssen, würde er sich eine Zweig-Verladestelle bei der Raststation Frauenstein wünschen, äußerte Manfred Schary gegenüber dem Verfasser.
Durchgangsverkehr Hinterweidenthal
Am Alten Rathaus der Gemeinde, heute gemeinsame Filiale von Sparkasse und VR-Bank, wurde dann die Verkehrssituation im Ort thematisiert, durch den die Bundesstraße 427 Richtung Bad Bergzabern führt. Diese sei angesichts des Verkehrsaufkommens an einigen Stellen zu eng und die Bürgersteige wären oft zu schmal. Besonders für Schulkinder führe dies verschiedentlich zur Beängstigung, schilderte Manfred Schary. Man habe beabsichtigt, Signalfiguren mit Bitte um Rücksichtnahme aufzustellen, sei aber an der Genehmigungsbehörde LBM (Landesbetrieb Mobilität Rheinland Pfalz) gescheitert. Fahrzeugführer könnten abgelenkt werden, sei von dort beschieden worden. Landrätin Ganster will sich dem annehmen.
Bahnhof Hauenstein und Taktzeiten
Folgende Station war der Bahnhof Hauenstein, seit Existenz des Haltepunktes „Hauenstein Mitte“ inoffiziell „Alter Bahnhof“ genannt. Dort eröffnete Ortsbürgermeister Michael Zimmermann mit „eigentlich muss man nichts sagen wenn man das sieht“. Aufgeworfen wurde die Frage, wer für den Unterhalt der (teils maroden) Zuwege zuständig ist. Die Landrätin will das klären. Bezüglich des baulichen Zustands appellierte sie an Geduld: „Wir haben zwei Bahnhöfe (im Landkreis) die noch nicht barrierefrei sind. Die haben Vorrang. Dann ist Hauenstein dran.“ Für die angestrebte Ausweitung der Taktzeiten sei der ZÖPNV (Zweckverband Öffentlicher Personennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd, Kaiserslautern) zuständig. Mit dem sei sie im Gespräch. Noch diesen Monat werde sie dort anregen, eine Taktung nach Saarbrücken einzurichten, eventuell zunächst im Probebetrieb. Der Unterhalt sei Obliegenheit der Deutschen Bahn AG, informierte Markus Pohl. Die zuständige Stelle befände sich in Saarbrücken. Sauberhaltung ist Sache der Ortsgemeinde, war außerdem zu erfahren.
Interkommunales Gewerbegebiet
Der Tross begab sich weiter zum Interkommunalen Gewerbegebiet Wilgartswiesen-Hauenstein, wo er von weiteren Interessierten erwartet wurde. Ortsbürgermeister Zimmermann berichtete von erfreulicher Entwicklung auch bezüglich zusätzlicher Arbeitsplätze. Ein Grundstück mit gut 1.600 Quadratmetern sei noch zu haben. Der Kreisverwaltung lägen dafür aktuell fünf Bauanträge vor, bei denen noch Stellungnahmen von Behörden ausstehen oder nachgeforderte Unterlagen fehlen um die Prüfung abschließen zu können, informierte Susanne Ganster.
Schuhmeile
Bei der „Schuhmeile“ (Einkaufzentrum für Schuhe und Sportartikel, Hauenstein) monierte dann Markus Pohl, von der Kreisverwaltung sei verlangt worden, die dort installierte Videotafel so zu drehen, dass sie von der Durchgangstrasse nicht eingesehen werden kann. Das wolle man ändern. Die Entscheidung läge beim LBM, erklärte die Landrätin und schlug vor, einen entsprechenden Antrag einzureichen. Der Kreis werde dann die Stellungnahme des LBM einholen. Wenn dieser der Änderung zustimme, könne eine entsprechende Genehmigung erteilt werden.
Markus Pohl, in Hauenstein (Ortsgemeinde) Erster Beigeordneter, erkundigte sich, „ob über die Wirtschaftsförderung Möglichkeiten bestehen zur Aufwertung der Schuhmeile, zum Beispiel durch Werbung.“ Hierfür könnte eventuell über die Städtebauförderung versucht werden, eine Verbesserung zu erreichen, informierte Landrätin Ganster.
Ein hinzugestoßener örtlicher Geschäftsinhaber berichtete auf Nachfrage von erfreulicher Entwicklung seit den letzten zwei Monaten. „Es kommen auch immer mehr aus Frankreich.“
Künftiges Baugebiet Friedenskirche Hauenstein
An der 1972 geweihten und 2021 profanierten Hauensteiner Kirche „Maria – Königin des Friedens“ (allgemein „Friedenskirche“) stellte Michael Zimmermann das Gelände als künftiges Areal für bis zwölf Wohnhaus-Grundstücke vor. Alle Voraussetzungen seien seit Abschluss der naturschutzrechtlichen Untersuchungen nun gegeben. In Kürze soll mit dem Abriss begonnen werden. Verwertbares werde man zur Wiederverwendung anbieten.
Das in Stahlbeton errichtete Gotteshaus war wegen substantieller Bauschäden aufgegeben worden. Eine Hauensteinerin erkennbar emotional: „Ich hätte mir nie vorgestellt, in meiner Lebenszeit die Weihe und den Abriss einer Kirche zu erleben.“
Neubaugebiet „Sonnenhang“
An der nächsten Station stellte Michael Zimmermann das Neubaugebiet Sonnenhang als „Erfolgsmodell“ vor. Alle Einfamilien-Grundstücke seien vergeben und fast alle würden bereits bebaut. Man habe junge Familien im Ort halten sowie zugewinnen wollen. Das sei gelungen. Bezüglich der drei Grundstücke für Mehrfamilienhäuser liefen Verhandlungen mit Interessenten. Zuvor hätten potentielle Investoren zurückgezogen, unter anderem wegen der Corona-Pandemie.
Leerstehendes Landhotel Wasgau
Auch der Leerstand des beim Neubaugebiet liegenden Hotels wurde angesprochen. Die Gemeinde bemühe sich intensiv um Abhilfe, schilderte Michael Zimmermann. Man habe immer wieder mit Interessenten kurz vor einem Abschluss gestanden, die dann aber jeweils wegen Preisvorstellungen des Eigentümers abgesprungen wären. Er hoffe dieses Jahr einen Zuschlag vergeben zu können. Andernfalls sei zu befürchten, das das Hotel zur Bauruine verkommt.
Stadion am Neding
Am übernächsten Montag (15. Mai) könne der Auftrag für den neuen Rasen des Stadion am Neding vergeben werden, kündigte die Landrätin an. Der diese Schulsportanlage ebenfalls nutzende Sportclub 1919 Hauenstein (SCH) hätte sich eigentlich einen Kunstrasen gewünscht, der belastbarer wäre, vor allem um der Jugend des Vereins genügend Trainingszeiten ermöglichen zu können, war auf Nachfrage zu erfahren. Aus der damaligen Mehrheitsfraktion des Kreistages sei zunächst einhellig Zustimmung zum Kunstrasen angekündigt gewesen, beim entscheidenden Votum hätten dann aber überraschend einige SPD-Mitglieder anders abgestimmt. „Das war einer der Vorfälle warum die Koalition auseinandergegangen ist“, fügte Susanne Ganster an.
Kindertagesstätte „Queichpiraten“
Als weiteres geglücktes Projekt stellten dann Leiterin Kerstin Braun und Michael Zimmermann Hauensteins Kindertagesstätte „Queichpiraten“ im vor zehn Monaten bezogenen Neubau (wir berichteten) vor. Die Personalkosten (35 Arbeitsplätze, davon 20 Vollzeit) tragen zu 87,5 Prozent Kreis und Land, war zu hören. „An den Kosten des Neubaus, der nach Vorgaben des Landes errichtet wurde, hat sich das Land aber nur zu zehn Prozent beteiligt.“
Die Anmeldungen entwickelten sich erfreulich, wusste Kerstin Braun zu berichten sowie auf Nachfrage, Gebäude, Einrichtung und Anlagen würden sich als funktional erweisen. „Man merkt dass das gewählte spezialisierte Planungsbüro Erfahrung hat.“
Karmelkloster St. Josef Hauenstein
Im Juli dieses Jahres muss Hauenstein sich von seinen seit 1958 dort ansässigen Unbeschuhten Karmelitinnen verabschieden. Dementsprechend wollten Landrätin und Ortsgemeinde den Ordensfrauen ihre Referenz erweisen. Man wurde ins Haus gebeten. „Sie sind und waren ein Teil von Hauenstein“, hob Susanne Ganster hervor und die Priorin quittierte mit „Hauenstein hat viel für uns getan“. „Es wird den Ort verändern wenn das Kloster nicht mehr da ist“, bemerkte Ortsbürgermeister Zimmermann. „Uns Alten fällt es schwer“, äußerte der unter anderem als Journalist und Ortschronist bekannte Willy Schächter. Zusammen mit anderen habe er damals beim Bau mitgeholfen. Das Kloster beheimatete zeitweise 34 Schwestern, war zu erfahren. Die verbliebenen sechs Karmelitinnen, einige sind bereits abgereist, die sich derzeit um die Abwicklung kümmern und den Klosterladen weiterhin offenhalten, werden sich unterschiedlichen Gemeinschaften ihres Ordens anschließen.
Jugendzeltplatz Hauenstein
Danach traf man sich am Hauensteiner Jugendzeltplatz. Markus Pohl und Michael Zimmermann wollte der Landrätin zeigen, wo in Zusammenhang mit dessen geplanter Erweiterung ein bestehender begrünter Erdwall verlängert werden soll. Dieser sei erforderlich als Schallschutz zur Straße nach Lug sowie um zu verhindern, dass Kinder auf die Straße laufen. Für den Damm sei die Zustimmung des LBM erforderlich, habe sich im Zug der Antragstellung ergeben. Gesprächsweise war ergänzend zu erfahren, dass der geforderte Aufwand mit zeichnerischer Planvorlage und Naturschutzgutachten als überzogen erachtet wird.
Wertstoffhof Hauenstein
Der von der Kreisverwaltung betriebenen Wertstoffhof am Südostrand von Hauenstein sollte und könnte nach Vorstellung der Ortsgemeinde erweitert werden. Dann sei auch Sperrmüllannahme möglich. Man habe Entsprechendes eingereicht, schilderte Michael Zimmermann der Landrätin. „Doch dann ist uns der zuständige Abteilungsleiter abhanden gekommen. Der wurde zu einem Verbandsbürgermeister gewählt.“ „Nichts ist verloren gegangen. Die Planungen gehen voran“, versicherte Susanne Ganster. Für das laufende Jahr sei die Planung und für 2024 die Ausführung vorgesehen. Auch die Möglichkeit, den Wertstoffhof künftig mit Anhängern befahren zu können erachte sie als wünschenswert, besonders zur Verbesserung der Grünschnittannahme.
Radweg Lug - Annweiler
Als abschließende Station der Bereisung traf man sich in Lug wieder, wo Ortsbürgermeister Rippberger sowie einige Bürger, darunter Radfahrfreunde, die Landrätin erwarteten und begrüßten. Es sollte der erwünschte Lückenschluss für einen Radweg zwischen Lug (Südwestpfalz) und dem im Kreis Südliche Weinstraße liegenden Annweiler (wir berichteten) besprochen werden. „Wir wollen erreichen, zusammen mit Annweiler, dass endlich ein Fortkommen ist. Ich kann zusichern, wir bleiben dran“, insistierte Hermann Rippberger. „Der Radweg ist 5,3 Kilometer lang, von denen 900 Meter bei uns (Kreis Südwestpfalz) liegen“, beschrieb Landrätin Ganster. „Der Landkreis ist nur zuständig wenn Radwege straßenbegleitend sind, sonst dürfen wir kein Geld in die Hand nehmen. Wir haben ihn aber in unser Radwegeverkehrskonzept aufgenommen, als Grundlage für Förderanträge.“ Im Juli stünde ein entscheidender Termin mit dem LBM an. Sie habe bereits Vorgespräche geführt. Tendenz sei, alle wollen den Radweg. „Ich bin zuversichtlich.“ Ortsbürgermeister Rippberger dankte der Landrätin für die Unterstützung und betonte: „Auch im Verbandsgemeinderat sind alle dafür. Wenn es losgeht mit der Felsnase (Umleitungsverkehr während Beseitigung einer Engstelle an der B 10) muss der Radweg fertig sein!“ „Der CDU-Gemeindeverband hat sich den Radweg auf die Fahnen geschrieben und möchte das ebenfalls forcieren“, betonte Markus Pohl in einem nachfolgenden Gespräch.
Autor:Werner G. Stähle aus Hauenstein |
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