Von EU geplantes „Gesetz zur Rettung der Natur“ trifft in Südwestpfalz auf Skepsis

Manfred Seibel, Mitinitiator des politischen Waldspaziergangs, erläutert Jutta Paulus (MdEP, B90/Gr) örtliche Gegebenheiten. | Foto: W. G. Stähle
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  • Manfred Seibel, Mitinitiator des politischen Waldspaziergangs, erläutert Jutta Paulus (MdEP, B90/Gr) örtliche Gegebenheiten.
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Wilgartswiesen (Südwestpfalz). Aktuell sei sie mit dem „Gesetz zur Rettung der Natur“ beschäftigt, berichtete die Europaabgeordnete Jutta Paulus (Neustadt/W, B90/Grüne) den von örtlichen Parteifreunden initiierten „politischen Waldspaziergang“ einleitend. Im Gemeindeforst zwischen der Ortschaft Wilgartswiesen (Verbandsgemeinde Hauenstein) und der Siedlung Hermersbergerhof (Annexe von Wilgartswiesen) sollte letzten Sonntag vor dem Hintergrund angestrebter EU-Verordnungen vor Ort die Situation in Augenschein genommen und besprochen werden. Einige der offensichtlich interessierten und großteils fachkundigen Teilnehmer stimmten nicht in allen Aspekten mit der Parlamentarierin sowie den diesbezüglichen Absichten der Europäischen Union überein.

Holzheizung soll möglich bleiben
Ein wesentlicher, wiederholt angesprochener Punkt war die Nutzung von Holz zu Heizzwecken. „Wir wollen keine Nutzung von Primärholz mehr“, postulierte diesbezüglich die EU-Parlamentarierin. Nur Abfall aus der Holzverarbeitung soll künftig noch verbrannt werden dürfen. Alternativ könne Strom aus Windkraft Pufferspeicher aufheizen. Wenn kein Wind weht erfolge dann Beheizung aus dem Speicher. Durch Besteuerung von CO2 (Kohlendioxid-Ausstoß) müsse ein entsprechender Trend gesteuert werden.
   Die öffentliche Wahrnehmung werde in eine Richtung gelenkt, dass Holzheizung unweigerlich mit rauchenden Schornsteinen verbunden wäre, reklamierte darauf ein Teilnehmer. Das sei objektiv ungerechtfertigt. Deshalb müsse weiterhin die Möglichkeit bestehen, (im Wald anfallendes) Restholz zu verbrennen sowie (abgestorbene) „Käferfichten“. „Kein hochwertiges Holz wird verbrannt“, betonte er. Pellets seien mittlerweile „Blödsinn“. Deren Preis habe sich verdreifacht und sie würden inzwischen von weither importiert, bis von Kanada. „Ich habe die Heizung von Öl auf Pellet umgestellt und frage mich heute ob das so gut war“, pflichtete ein anderer bei. „Biomasse-Heizwerke dürfen dann künftig kein Holz mehr verwerten“, gab ein weiterer Teilnehmer zu bedenken.

Transformation des Waldes notwendig
„Unsere Region ist alles andere als typisch“, konstatierte Jutta Paulus mit Blick in den offensichtlich gesunden Mischwald vor Ort. Im Harz finde man kilometerweit tote Wälder. Grund seien die dort vorherrschenden Nadelbäume. „Fichte und Tanne haben keine Zukunft. Bauen muss auf Buche umgestellt werden. Im Wald gibt es die Notwendigkeit einer Transformation“, betonte sie. Auch der Klimawandel erfordere dies. Es müssten standorttypische Bäume gepflanzt werden, darunter Arten aus Mittelmeerländern.
    „Evolution ist die stärkste Kraft auf unserem Planet. Die Natur wird sich anpassen“, zeigte sich dagegen einer der Teilnehmer überzeugt. „Insoweit prallen zwei Ansichten aufeinander, die von Peter Wohlleben und ‚Waldwende jetzt‘ gegenüber der klassischen Forstwirtschaft, die aber natürlich heute viele Forderungen der sogenannten ‚Waldschützer‘ berücksichtigt. Aber ein Dissens - und der ist gravierend - bleibt: Der Holzbedarf muss, selbstverständlich nachhaltig, gedeckt werden. Die völlige Einstellung der Bewirtschaftung, wie teilweise gefordert, Stichworte ‚Moratorium‘ und ‚Klimapause‘, ist nicht nur unrealistisch, sondern aus Sicht von uns hier vor Ort völlig kontraproduktiv.“

„Buche ist als Bauholz ungeeignet“, warf ein Anderer ein. Nur als Holzleimbinder finde es entsprechende Verwendung. Die Douglasie (Nadelbaum, Urspr. Nordamerika) seit langem heimisch und härter als Fichte, sei unverzichtbar, darunter zur Herstellung von wetterbeständigen Terrassenbelägen. „Wald nicht bewirtschaften bedeutet Verzicht auf unsere Biomasse. Nur die Hälfte des Holzbedarfs in Deutschland kommt gegenwärtig aus Deutschland. Es kann nicht sein, dass wir hier nachhaltig wirtschaften und der Bedarf wird von weither gedeckt“, wurde angefügt.

Waldbrandgefahr durch Totholz?
Die Waldbrandgefahr durch das zurückbleibende Kleinholz sei nicht zu vernachlässigen. Das wolle er nicht kleinreden. Dessen Verrottung setze auch CO2 frei sowie andere Gase, wurde von einem offensichtlich fachkundigen Teilnehmer auf entsprechende Nachfragen geäußert. Dennoch sei die ökologische Bilanz gut.
   Dass Totholz in Bezug auf Waldbrände eine Rolle spielt, sei wissenschaftlich nicht gedeckt, entgegnete Jutta Paulus. Auch gehe bei der Verrottung nicht alles CO2 in die Luft. Teilweise wandere es in den Boden, wo ein Großteil in der Biomasse gebunden werde. Die Brandgefahr sei im Mischwald zudem geringer als in reinen Kieferwäldern, wurde beigesteuert. „Der letzte Waldbrand hier war vor 28 Jahren“.

Trans-Europa-Naturgas-Pipeline durchschneidet Pfälzerwald
Der Rückweg zum Ausgangspunkt wurde von den Veranstaltern des „politischen Waldspaziergangs“ bewusst über die Trasse der unterirdischen „Trans-Europa-Naturgas-Pipeline“ (Niederlande - Italien, Bau 1972 bis 1974) gewählt, die auf 50 Kilometer den Pfälzerwald durchquert, darunter dessen größte Kernzone, das Quellgebiet der Wieslauter. Die breite Schneise wird von tief wurzelndem Bewuchs (Bäume und Sträucher) dauerhaft freigehalten. Derzeit laufen dort Vorbereitungsarbeiten zum Austausch der Rohre.

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Autor:

Werner G. Stähle aus Hauenstein

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