Chawwerusch Theater Herxheim begeht 40-jähriges Jubiläum
Herxheim (Südliche Weinstraße). Das „Chawwerusch Theater“ kann dieses Jahr sein 40-jähriges Jubiläum feiern und das zehnjährige Bestehen seiner jungen Sparte „Expedition Chawwerusch“. Am Samstagabend (13. Jan. 2024) wurde dementsprechend im Herxheimer Domizil (Obere Hauptstraße 14) unter dem Titel „Es ist an der Zeit“ mit einem Potpourri aus Musikdarbietungen, kurzen Aufführungen, Gesprächsrunde, Ansprachen sowie verbaler und bildlicher Retrospektive zurück- und vorausgeblickt. Einen wesentlichen schauspielerischen Part übernahmen die „Theaterscouts“, der Jugendclub des Theaters, der zur theaterpädagogischen Arbeit „Expedition Chawwerusch“ gehört.
Im voll besetzten Theatersaal hatten sich gut 120 geladene Freundinnen und Freunde des Chawwerusch eingefunden, darunter einige auch über die Südliche Weinstraße hinaus bekannte.
Das Chawwerusch (gesprochen schawerusch) will „mit seinen Geschichten und Themen bewusst die Menschen in der Provinz ansprechen“. Es versteht sich „in der Tradition des kritischen Volkstheaters, immer nah an den Menschen“. In seinen Produktionen setzt es sich mit Menschen und ihrem Alltag auseinander sowie Gesellschaft und Politik. Die 2014 ins Leben gerufene Sparte „Expedition Chawwerusch“ richtet sich mit eigenen Produktionen, Schulkooperationen und Workshops nicht ausschließlich an Junge Leute.
Das Kollektiv gründete sich Silvester 1983 im Odenwald als Wandertheatergruppe. „Dann sind wir in Herxheim 1989 sesshaft geworden - und bleiben unterwegs“, war zu erfahren. Ab Dezember 1984 sei der heutige Theatersaal (zunächst) zum Proberaum geworden. Der Begriff „Chawwerusch“ sei dem Rotwelsch entnommen und bedeute Bande; das verwande pfälzische „Kafruse“,bezeichne eine Bande rotzfrecher Kinder. „Chawwerusch ist also eine rotzfreche Theaterbande.“
Landeskulturministerin Katharina Binz, die in Begleitung von Kulturstaatssekretär Jürgen Hardeck zur Jubiläums-Soiree nach Herxheim gekommen war, würdige in Ihrer Festrede den „langjährigen Beitrag des Theaters zum kulturellen Leben in Rheinland-Pfalz“. Das Chawwerusch sei ein freies Theater-Ensemble, das sich in seinen Produktionen mit den Menschen und ihrem Alltag sowie Gesellschaft und Politik auseinandersetzt. Besondere Anerkennung verdiene das Projekt Expedition Chawwerusch, unter anderem für seine Schulkooperationen. Es sei nicht selbstverständlich, dass in 40 Jahren „nicht einfach die Puste ausgegangen ist“. Vermutlich sei das auf die Organisationsform eines Kollektivs zurückzuführen. „Sie können verdammt stolz sein“, attestierte sie. Das Chawwerusch biete Anspruch mit Unterhaltung. „Ihr Theater ist relevant. Wir als Kulturministerium haben Interesse am Bestand.“
Das Chawwerusch würde auch Stoffe aufbereiten, die für die Pfalz relevant sind, würdigte Ruth Ratter, stellvertretende Vorsitzende des Bezirksverbands Pfalz (Kaiserslautern) in der Gesprächsrunde. Dank der Inszenierung „Eine Nacht im August“ (2013) sei ihr das historische Ereignis der Schlagbaumstürmung 1950 bekannt geworden. Chawwerusch begeistere Junge Leute für das Theaterspielen, hob sie hervor. Es gehe an Schulen, binde Leute mit Migrationshintergrund ein und betreibe erfolgreich Inklusion.
Auch Dietmar Seefeldt, Landrat des Landkreises Südliche Weinstraße, betonte, Theater sei für junge Menschen wichtig. Dabei werde es schwieriger diese zu erreichen, weil Kinder immer weniger Zeit hätten. Wie schon seine Amtvorgängerin Theresia Riedmaier werde er Chawwerusch gerne weiter unterstützen.
Sven Koch, Bürgermeister der Ortsgemeinde Herxheim (zur gleichnamigen Verbandsgemeinde) und Mitglied des Ladetags Rheinland-Pfalz, betonte, Kunst und Kultur sowie die Vereine generell seien wichtig und Stützen der Kommunen. Gesellschaftlich stehe man derzeit allerdings vor einer Zerreißprobe. „Die Finanzen sind angespannt.“
Stichwort „Schlagbaumstürmung“
Am 6. August 1950 demonstrierten rund 300 junge Leute aus Frankreich und Deutschland am nach Wissembourg (Weißenburg) im Elsaß führenden Grenzübergang Sankt Germanshof (zu Bobenthal/Südwestpfalz). Sie überrumpelten die Zollbeamten, reichten sich über die Schlagbäume die Hände und zerstörten diese Schranken. Zollschilder wurden abgenommen und durch Tafeln mit der Aufschrift „Sie bleiben in Europa“ ersetzt.
Autor:Werner G. Stähle aus Hauenstein |
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