Konzert im Kleinen Kulturzentrum Rheinzabern
Piazzolla con Passione mit Finale furioso
Rheinzabern. Wie auf den Leib geschnitten schien das Thema des Abends für die Pianistin Claudia Rösner, die sich beim jüngsten vhs-Konzert im Kleinen Kulturzentrum für die Musik von Astor Piazzolla völlig verausgabte. Da die Cellistin Rebecca Ferrell-Henrich wegen Krankheit kurzfristig absagen musste, stemmte Claudia Rösner die Situation mit Bravour. Doch zum Tango gehöre die Improvisation, meinte vhs-Leiter Gerhard Beil in seiner Begrüßung.
Gemäß der Intention der Erwachsenenbildung führte Claudia Rösner ausführlich in die einzelnen Stücke ein und gab Einblick in das bewegte Leben und ins musikalische Schaffen Astor Piazzollas, der als Kind italienischer Auswanderer in Argentinien geboren wurde. Sein tangobegeisterter Vater ließ ihn Klavier und Bandoneon erlernen, und schon früh fand Astor Piazzolla zur Musik, wobei Ernesto Gardel großen Einfluss auf sein Werk nahm.
In seinen Kompositionen, die zumeist nicht tanzbar sind, sondern Musik zum Zuhören, verknüpfte der von Bach begeisterte Astor Piazzolla Einflüsse des Jazz, aber auch Elemente der Tonsprache von Bártók, Prokofjew und Strawinsky. Erhalten aber blieben in Piazzollas Tango Nuevo die Erotik, die Dramatik und die Passion des eigentlichen Tango, dessen traditionelle Vertreter durchaus kritisch auf Astor Piazzolla schauten.Dieser komponierte Hunderte von Tangos und umfangreiche Filmmusik.
Aus „L’histoire del Tango“ brachte Claudia Rösner die Stücke Bordel 1900, Café 1930 und Nightclub 1960, wo Piazzolla die Milieus der Hafenkneipen und Spelunken von Buenos Aires aufgriff, die Welt der Glückritter, Einsamen, Männerphantasien. Claudia Rösner gab auch zwei Milongas zum Besten, die als fröhliche Schwester des Tango gelten. Milonga hat mehrfache Bedeutung. Sie kann eine Musikrichtung vom Rio de la Plata sein, eine schnelle Tanzgattung, eine Veranstaltung oder bloß eine Bar, wo Milonga aufgeführt wird. Beeindruckend dargeboten die „Milonga sin Palabras“ (ohne Worte) und die „Milonga del Angel“ (Engel). Zum Schluss steigerte sich die Pianistin mit Adios Nonino und dem Libertango zu einem wahren Finale furioso, um das Publikum zu tosendem Applaus herauszufordern. ps
Autor:Jessica Bader aus Mannheim |
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