Spannung bei der OB-Wahl
Beate Kimmel und Anja Pfeiffer ziehen in die Stichwahl am 26. Februar ein
Von Ralf Vester
OB-Wahl. Kaiserslautern hat gewählt: Am vergangenen Sonntag, 12. Februar, hatten 72.924 Bürgerinnen und Bürger der Barbarossastadt die Möglichkeit, aus insgesamt sieben Kandidatinnen und Kandidaten eine Nachfolgerin beziehungsweise einen Nachfolger für den Ende August nach 16 Jahren aus dem Amt scheidenden Oberbürgermeister Klaus Weichel zu wählen. Allerdings machten lediglich 25.649 Wähler von ihrem Recht Gebrauch, was einer erneut enttäuschenden Wahlbeteiligung von gerade mal 35,17 Prozent entspricht. Obwohl so viele Bewerberinnen und Bewerber zur Wahl standen und am Ende einer Ära für eine Stadt mit allerhand Problemen und Herausforderungen vor der Brust eine richtungsweisende Entscheidung zu fällen war.
Wahlbeteiligung erneut enttäuschend
Auch das hat die Lautrer offenbar nicht dazu animiert, in Scharen zu den Wahllokalen zu strömen. Zu groß ist offenbar der Politikverdruss in der Westpfalzmetropole, gepaart mit dem mangelnden Glauben daran, dass sich in Zukunft durch einen der sieben Aspiranten etwas dramatisch zum Guten wenden könnte. Sei's drum, die Wähler, die zur Urne geschritten sind, haben für eine erste wichtige Entscheidung gesorgt. Da von vornherein nicht zu erwarten war, dass bei diesem ersten Wahlgang jemand bereits die absolute Mehrheit erreichen würde, galt es, aus sieben Kandidaten zwei zu machen, die in die Stichwahl am 26. Februar einziehen.
Die bisherige Bürgermeisterin der Stadt, Beate Kimmel (SPD), wurde ihrer Favoritenrolle gerecht und errang mit 36,50 Prozent erwartungsgemäß die meisten Stimmen. Dahinter gab es einen wahren Krimi im Rennen um Platz 2, der für reichlich Spannung und gebannte Blicke auf die Ergebnisleinwände bei der Wahlparty im Foyer des Rathauses sorgte.
Große Spannung bis zum Schluss
Erst die letzten beiden der insgesamt 62 Stimmbezirke brachten die endgültige Entscheidung zugunsten von Anja Pfeiffer (CDU), die seit gut einem Jahr als Beigeordnete für die Referate Soziales, Jugend und Sport dem Stadtvorstand angehört. Mit einem knappen Vorsprung von 19 Stimmen und 19,76 Prozent verwies sie den bemerkenswert stark abschneidenden parteilosen Kandidaten Thomas Kürwitz auf Rang 3 (19,69 Prozent). Auch für den Co-Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Tobias Wiesemann, lag der Einzug in die Stichwahl lange Zeit in Reichweite. Er belegte ebenfalls nur knapp geschlagen letztlich Platz 4 mit 18,96 Prozent. Die Plätze 5 bis 7 gingen an Katharina Welsh-Schied (2,41 Prozent), Rainer Rocholl (1,43 Prozent) und Evangelos Karanikas (1,25 Prozent).
Eine Frau wird erstmals die Stadt regieren
Vor der Stichwahl am 26. Februar stehen bereits mehrere Dinge fest: In Kaiserslautern wird erstmals in der Geschichte der Stadt eine Frau das Oberbürgermeisteramt bekleiden. Zudem werden heuer gleich zwei Stellen im Stadtvorstand vakant. Gewinnt Beate Kimmel, ist die Position der Bürgermeisterin neu zu besetzen. Setzt sich Anja Pfeiffer durch, muss die Nachfolge der Sozialdezernentin geregelt werden. Im Falle einer Niederlage könnte sie allerdings auch Kimmel im Amt der Bürgermeisterin folgen. Da der Beigeordnete Peter Kiefer demnächst als Baudezernent ausscheiden wird, muss schon am 20. März auch hierfür Ersatz her. Das alles zu regeln, ist Sache des Stadtrats. Gut möglich, dass auch der ein oder andere knapp unterlegene Mitbewerber für die Nachbesetzung der vakanten Stellen im Stadtvorstand in den Fokus rückt.
Wer kann die Wähler besser mobilisieren?
Beate Kimmel geht zwar angesichts des deutlichen Erfolgs als Favoritin in die Entscheidung am übernächsten Sonntag, aber Stichwahlen bringen mitunter überraschende Ergebnisse hervor. Sollten sich beispielsweise die Wähler der knapp unterlegenen Kürwitz und Wiesemann überwiegend hinter Anja Pfeiffer versammeln, könnten die Karten auch noch einmal ganz neu gemischt werden. Interessant wird auch sein, ob weitere nicht in die Stichwahl involvierte Parteien im Stadtrat auch eine Wahlempfehlung für eine der beiden Kandidatinnen aussprechen werden. Denn die Grünen haben bereits eindeutig Stellung bezogen und wünschen sich Anja Pfeiffer als zukünftige Oberbürgermeisterin, um die gemeinsamen Vorhaben umsetzen zu können.
Angesichts der schwachen Wahlbeteiligung, die in Stichwahlen in aller Regel sogar noch dürftiger ausfällt, kommt es sowohl für Kimmel als auch für Pfeiffer darauf an, ihre jeweiligen Stammwähler zum erneuten Urnengang zu bewegen und nach Möglichkeit auch das große Potenzial der Nichtwähler anzuzapfen, um am Ende den Sieg davonzutragen. Nach einem langen und kräftezehrenden Wahlkampf heißt es für die beiden Bewerberinnen und deren Helfer, noch einmal für zwei weitere Wochen Gas zu geben, um Ende August den Staffelstab von Vorgänger Klaus Weichel übernehmen zu können und künftig die Geschicke der Stadt Kaiserslautern zu lenken. rave
Kommentar:
Lautrer Frauenpower
Die erste Hürde auf dem Weg ins Amt des Oberbürgermeisters von Kaiserslautern ist genommen. Beate Kimmel und Anja Pfeiffer sind in die alles entscheidende Stichwahl am 26. Februar eingezogen. Es ist längst an der Zeit, dass die Stadt erstmals von einer Frau regiert wird. Die weibliche Sichtweise, Finesse und Intuition, das Verhandlungsgeschick, die Empathie und die Kunst, möglichst alle mit ins Boot zu holen, werden Kaiserslautern mit Sicherheit gut tun. rave
Autor:Ralf Vester aus Kaiserslautern |
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