Neue Kirchenführende
Dolmetscherinnen und Dolmetscher für Gotteshäuser

- 12 Kirchenführer*innen beeendeten ihre Ausbildung im März - Oberkirchenrat Claus Müller, Birgit Weindl und Klaus Haarlammert freuten sich mit.
- Foto: Evangelische Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft
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Bei einem feierlichen Gottesdienst in der Unionskirche in Kaiserslautern erhielten am 7. März zwölf Teilnehmende der ökumenischen Aus- und Fortbildung „Kirchenräume lebendig machen“ ihr Zertifikat des Bundesverbands für Kirchenpädagogik. Sechs Frauen und sechs Männer dürfen sich nun offiziell – nach den strengen Kriterien des Bundesverbandes - Kirchenführerinnen und Kirchenführer nennen.
„Alle haben bestanden“, freute sich Birgit Weindl, die das Ausbildungsprogramm seit 2017 mit großem Engagement für die Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft organisiert hat. Im Rahmen ihrer Beauftragung für Kunst und Kirche war dies bereits der dritte Durchgang – und zugleich ihr letzter: Weindl geht bald in den Ruhestand. „Diese Kurse gehörten zu den motivierendsten Zeiten meines Berufslebens. Es war eine große Freude zu sehen, wie etwas wächst und wie sinnvoll diese Arbeit ist. Denn das Interesse an Kirchen ist groß – kaum geht eine Tür auf, will jemand hinein.“
Rund 100 Personen haben sich seit Beginn der Ausbildungsreihe auf den Weg gemacht. Über fast zwei Jahre hinweg investieren die Teilnehmenden Zeit und Geld, um sich mit Theologie, Pädagogik, Ästhetik und Rhetorik vertraut zu machen und die Besonderheiten ihrer jeweiligen Kirche zu erschließen. Zum Abschluss präsentierten sie ihre Kirche vor Publikum und reichten eine schriftliche Hausarbeit ein.
Birgit Weindl dankte dem ehrenamtlichen Mitarbeiter im Team Rüdiger Schellhass-Eberle, Pfarrer i.R. und dem katholischen Diplomtheologen Klaus Haarlammert sowie allen beteiligten Referentinnen und Referenten für ihre Mitarbeit.
Kirchen als Liebesbriefe Gottes
Oberkirchenrat Claus Müller gratulierte allen Absolventinnen und Absolventen herzlich zum gelungenen Kolloquium. In seiner Ansprache beschrieb er Kirchenräume als „steingewordene Liebesbriefe Gottes an die Menschen“:
„Ich durfte einige der Abschlussarbeiten lesen – ihr Niveau und die dahinterstehende Kompetenz haben mich beeindruckt. Sie können stolz auf Ihre Leistung sein. Auch wenn man Liebesbriefe heute eher per WhatsApp verschickt, bleibt die Botschaft dieselbe: Der oder die Empfänger*in ist wertvoll und wichtig. Unsere Kirchen sind solche Kraftorte – und Sie verleihen ihnen Ihre Stimme. Als Dolmetscherinnen und Dolmetscher machen Sie die Botschaft der Liebe Gottes hörbar und helfen anderen durch die hohe Kunst der Pädagogik, diese Sprache zu verstehen und selbst Entdeckungen zu machen. Ich wünsche ihnen, dass ihnen das zukünftig immer gelingt, dass die Liebe zu ihrer Kirche überspringt und Menschen etwas von der Liebe Gottes spüren.“
Kirchenräume entdecken
Wer erfahren möchte, wo solche Kirchenführungen angeboten werden, wird fündig bei der Evangelischen Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft. Unter dem Titel „Kirchenräume entdecken“ wurden alle aktiven Kirchenführenden zusammengeführt – von Metz in Frankreich bis Neckarsteinach in Hessen. Eine Übersicht sowie eine Karte im PDF-Format finden sie hier.
Ganz loslassen kann Birgit Weindl das Thema übrigens nicht: Für den Herbst plant sie bereits einen kompakten „Crashkurs Kirchenpädagogik“ für Gästeführer*innen.
In der Ausbildung gehören Architektur, Kunstgeschichte, Pädagogik, Rhetorik und Theologie zur inhaltlichen Theorie – in der Praxis geht es um Konzepte zum Erleben mit allen Sinnen und die Führung in der „eigenen“ Kirche. So geschulte Kirchenführer*innen öffnen Kirchen für Menschen außerhalb des Gottesdienstes, um fernab vom Alltagsstress deren Ruhe zu spüren oder sich die Schätze im Innern zeigen zu lassen.
„Kirchenräume lebendig machen“
Drei frisch zertifizierte Kirchenführerinnen teilen ihre Erfahrungen
Martina Roth aus Edenkoben war vor ihrer kirchenpädagogischen Ausbildung bereits Gästeführerin entlang der Südlichen Weinstraße: „Ich hatte eine Hemmschwelle was Kirchen betrifft. Jetzt nach der Ausbildung könnte ich mit jedem, egal ob Frau, Mann oder Kind in „meine“ Kirche gehen und eine individuelle Erlebnisführung machen. Das ist das, was hängenbleibt und dabei kann dieses Erlebnis auch etwas Unsichtbares wie etwa ein Gefühl sein.

- Martina Roth mit ihrem Zertifikat
- Foto: Evangelische Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft
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Es macht mir Freude, die Leute auch für Kirchen zu begeistern. Ich beobachte diese mentale Schwelle im Gehirn, die ich selbst in Bezug auf Kirchen hatte, auch bei anderen: Kurz reingucken in die Kirche und dann schnell wieder raus. Dabei hat jede Kirche irgendetwas, was es zu entdecken gilt – auch die Kirchen, die unscheinbar von außen wirken, können tolle Geheimnisse bergen.
Ich engagiere mich in Edenkoben auch ehrenamtlich im Vorstand des Kulturvereins und arbeite im Hauptamt in der Verwaltung. Kirchenführungen sind meine Abwechslung zum Bürojob.“
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Gabi Regulla wohnt in Breitenbach im Kuseler Musikantenland. „Ich bin seit 2002 Stadt- und Reisegruppenführerin mit einem Meisterbrief im Bereich Tourismus und habe vor sieben Jahren zur zertifizierten Busgruppen- und Stadtführerin in der Großregion weitergebildet: Von Metz in Frankreich, Luxembourg, Trier und dem Saarland bis zur Burg Lichtenberg. Viele meiner Gäste stellten Fragen zu den Kirchen oder den Konfessionen. Da ich nur die katholische Seite kannte, wollte ich den Unterschied zwischen Protestanten und Katholiken näher unter die Lupe nehmen. Mich fasziniert die Symbolik, die Aussage hinter den sakralen Gegenständen in Kirchen. Durch meine kirchenpädagogische Ausbildung bin ich in der Lage zu jeder Kirche eine Führung anzubieten.

- Gabi Regulla präsentiert ihre Urkunde
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Da Breitenbach vor den Toren des Saarlandes liegt, bin ich sowohl Mitglied bei den Landfrauen im Saarland als auch in der Pfalz, im Vorstand des Vereins der Barbarossa-Gästeführer Kaiserslautern und auch Beisitzerin im Verein der Saarland Gästeführer*innen. Ich sehe mich als kulturelle Botschafterin - und jetzt auch als Übersetzerin für die Sprache der Kirchen.“
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Jutta Franck ist Betriebswirtin und lebt und arbeitet in Weidenthal. „Als visueller Mensch interessiere ich mich für die gebaute Theologie - wie theologische Fragen in Kirchen umgesetzt worden sind. Es tut mir zudem gut, in sakralen Räumen zu sein. Früher war ich in der Erwachsenenbildung tätig und heute bin ich neben meiner Anstellung auch Städteführerin bei den Barbarossa-Gästeführern und wirke ehrenamtlich in der Kaiserslauterer Stadtmission mit.
Ich habe mir in der Ausbildung viel Zeit genommen um mich in die Materie einzuarbeiten und durch das, was ich über Kirchenbau und Kirchengeschichte gelesen habe, sehr beschenkt gefühlt. Ein Highlight war die Exkursion nach Köln, bis in den oberen Dachstuhl des Doms, wo sonst nur Bauarbeiter hinkommen – über allen Dächern.

- Jutta Franck erzählt begeistert von der Ausbildung
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Am meisten werde ich die extrem wertschätzende Atmosphäre unter den Kursteilnehmenden vermissen. Die eineinhalb Jahre bedeuten für mich ein großes Aufgehobensein; mit konstruktivem Feedback und einem großen Mitfreuen, wenn eine Führung gelingt. In meinem verfassten Gedicht zum Ende des Kurses steht, dass ich hoffe, dass die aufgebauten Beziehungen bestehen bleiben. Dafür danke ich der Kursleiterin Birgit Weindl und dem hochwertigen Dozententeam sehr.“






Autor:Nadja Donauer aus Kaiserslautern |
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