Wenn die Naturgewalten plötzlich zuschlagen
Massive Schäden im Wald nach kolossalem Wintereinbruch

Extrem aufwendige Aufräumarbeiten für die Forstleute | Foto: Klaus Platz
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  • Extrem aufwendige Aufräumarbeiten für die Forstleute
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Von Ralf Vester
Klima/Wald. Nach zuvor wochenlanger Schönwetterperiode vor allem den gesamten März über sowie nach Temperaturen jenseits der 20 Grad sorgte vor knapp zwei Wochen ein plötzlicher Wintereinbruch auch und gerade im Raum Kaiserslautern für ein Chaos, wie man es selten erlebt hat. In der Nacht von Freitag auf Samstag waren zwischen 20 und 30 Zentimeter Neuschnee gefallen – richtig schwerer, nasser Schnee. Die fast im Minutentakt zu hörenden Knackgeräusche aus den Wäldern und sonstigen Baumbeständen ließen nichts Gutes vermuten.

Unzählige Bäume und kräftige Äste waren auf die Straßen gestürzt und sorgten samt Schnee nicht nur für ein Verkehrschaos, sondern vielerorts auch für Stromausfälle bis weit in den Nachmittag hinein. Feuerwehr und weitere Institutionen wie das THW waren unermüdlich im Einsatz, um der Lage Herr zu werden. Noch tage- und wochenlang waren die Wälder quasi Hochrisikogebiet für Spaziergang, Lebensgefahr drohte.

Kein Waldort blieb vom Schneebruch verschont

„Das gesamte Forstrevier Morlautern ist vom Schneebruch betroffen, kein Waldort wurde verschont. Insbesondere die Kiefer, aber auch die Birke sind sehr geschädigt. Die Kiefer hat dem Schnee durch ihre breite Krone eine große Auflagefläche geboten. Dadurch hat sich auf ihr – auch bedingt durch die Windstille, die in dieser Nacht herrschte – eine große Menge des nassen und damit sehr schweren Schnees angesammelt. Tonnengewichte, denen die Äste der Kiefer nicht gewachsen waren“, berichtet Revierförster Klaus Platz.

Auch die Birken gingen reihenweise in die Knie

Auch die Birken gingen reihenweise in die Knie. Ihr Holz ist im Gegensatz zu dem der Eiche und Buche recht biegsam. Hinzu kommt der im Vergleich zu der Höhe geringe Stammumfang. Dies verschafft der Birke eine ungünstige Statik, weshalb sie zu tausenden darnieder lag. „Sehr ärgerlich sind für uns Forstleute die Schäden in vergleichsweise jungen Beständen, die nach den verheerenden Stürmen Vivien und Wibke in den 1990er Jahren entstanden sind. Diese waren jetzt gerade aus dem Gröbsten raus. Nun können wir dort fast wieder bei Null anfangen“, hadert Klaus Platz.

Die Fichte wurde weitgehend verschont. Sie ist durch ihre Kronenform genetisch auf Schnee eingestellt. Der Schnee kann durch die Spitzkrone meist abrutschen. Sollte es allerdings doch die ein oder andere Fichten kosten und wir sie bei der Bergung übersehen, hat der Borkenkäfer schon die Messer gewetzt. Ein weiterer Schadensschwerpunkt waren Waldrandbäume. Durch ihren typischen Schrägstand waren sie statisch dem auflastenden Gewicht des Schnees nicht gewachsen.

Viele Wochen an Aufwand stehen bevor

Der Aufwand für die Forstleute war und ist immens. Allein das Freiräumen der Wege und Pfade wird viele Wochen, mitunter sogar Monate in Anspruch nehmen. Die Kosten rein für den forstlichen Bereich, belaufen sich auf über 100.000 Euro. „Anschließend müssen die geschädigten jungen Wälder gepflegt werden. Schiefstehende Jungbäume, die andere zu Boden drücken, müssen entnommen werden. Viele der geschädigten alten Kiefern werden absterben und müssen, zumindest wenn sie verkehrssicherheitstechnisch ein Problem darstellen, bald geerntet werden. Die Holzerntekosten für diese Maßnahmen werden den Erlös deutlich überschreiten“, gibt der erfahrene Revierförster zu bedenken.

Schneebruch selten gewordenes Naturereignis

Schneebruch ist ein Naturereignis, das Mitte bis Ende des letzten 20. Jahrhunderts fast regelmäßig auftrat. „In den letzten Jahrzehnten blieben wir allerdings und glücklicherweise davon weitgehend verschont blieben. Mir sind aus meiner Ausbildung im Pfälzerwald noch Bilder in Erinnerung, in denen nach solch einem Ereignis komplette Waldhänge zusammengebrochen waren. Dass dies heute nicht mehr so häufig vorkommt, hat neben den milderen Temperaturen auch damit zu tun, dass Forstwirtschaft seit einigen Jahrzehnten auf Kahlhiebe verzichtet. Dadurch entstehen keine homogenen, gleichalten Wälder mehr, die für solche Ereignisse sehr anfällig sind. Deshalb können die Natur und auch wir Forstleute gut damit umgehen“, erklärt Klaus Platz.

Peanuts im Vergleich zum Klimawandel

Selbstverständlich sind die Schäden lästig, und ihre Beseitigung ist sehr gefährlich, arbeitsaufwendig und unfassbar teuer. Aber der Wald wird weiterbestehen. Meist regelt die Natur dies durch Naturverjüngung über Ansamung selbst oder die Forstleute ergänzen mit geeigneten Baumarten, dort wo es sinnvoll erscheint. Diese Lösungsstrategie fehlt bei den Problemen, die der menschgemachte Klimawandel dem Wald bereitet komplett. Im Vergleich hierzu sind die derzeitigen Schäden bei aller Dramatik letztendlich nur Peanuts. rav

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Autor:

Ralf Vester aus Kaiserslautern

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