Zwei Jungmeister über ihre Berufswahl: Vom Ausbeulen und von Balance
Kaiserslautern/Otterberg. Ist das Handwerk attraktiv für Schulabgänger? Diese Frage haben Remo Rempis und Benedikt Smarsly für sich mit einem eindeutigen Ja beantwortet. Die jungen Männer haben sich bewusst für eine Ausbildung im Handwerk entschieden und legten im Sommer 2023 mit dem Meistertitel nach. Auch gehörten sie zu den insgesamt neun Prüflingen, die als beste ihres Gewerks im Juli von der Sparkassen-Stiftung geehrt wurden. Die jungen Männer sind dabei, ihre Zukunftspläne zu schmieden.
Von Monika Klein
Den Meisterbrief hat Remo Rempis weder gerahmt noch aufgehängt. "Der liegt bei anderen Dokumenten, vielleicht hänge ich ihn mal auf", meint der 25-Jährige. Für ihn ist diese Urkunde nicht mehr und nicht weniger als ein Stück Papier. Aber ein Jahr lang in Vollzeit die Schulbank zu drücken, um dorthin zu gelangen, das war ihm sehr wichtig. "Weil ich wusste, ich brauche den Meister. Damit hat man mehr Möglichkeiten, das ist eine wichtige Qualifikation. Man kann einen eigenen Betrieb eröffnen, ausbilden oder zum Beispiel Abteilungsleiter in einem größeren Betrieb werden", begründet er seinen Entschluss.
Rempis stammt aus Weilheim in Oberbayern. Er probierte sich bei Schulpraktika in verschiedenen Berufen aus und wollte ursprünglich eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker antreten, fand aber keine freie Stelle und schwenkte dann auf einen verwandten Beruf, auf Karosserie- und Fahrzeugbauer, um. Das stellte sich als Glücksfall heraus, denn er merkte schnell, dass ihm diese Arbeit mehr Spaß macht. "Man arbeitet mehr handwerklich", erläutert er.
Ausbeulen macht ihm besonders viel Spaß
Nach seiner Ausbildung und zwei Gesellenjahren in einem Betrieb mit 120 Mitarbeitern wollte er sich verändern, beruflich und privat. 2021 zog es ihn in die Pfalz nach Kaiserslautern, wo er eine Weiterbildung zum Techniker für Karosserie- und Fahrzeugbau begann, sie dann jedoch nach sechs Monaten abbrach. "Das war mir zu theorielastig", erzählt der sportliche junge Mann, der die zehn Kilometer zwischen Wohnort und Arbeitsplatz mit dem Fahrrad zurücklegt.
Seit seinem Meister-Abschluss arbeitet er bei Karosseriebau Kaiser in Otterberg, ein Betrieb mit familiärem Arbeitsklima, was Rempis gut gefällt. Besonders gerne beult er Karosserieteile nach einem Unfallschaden aus. "Da hat man einen schönen Vorher-Nachher-Vergleich. Man sieht, was man geschafft hat." Auch der Austausch von Teilen, das Kleben, Verbinden und Schrauben oder sein Wissen über die verschiedenen Materialien anzuwenden, all das fällt in sein Berufsbild. "Nur Elektrik ist nicht mein Ding", gibt er zu.
Rempis liebäugelt mit der Tippelei
Wie genau seine berufliche Zukunft aussehen soll, dazu will er sich noch nicht festlegen. Mit genug Erfahrung kann er sich vorstellen, die Arbeitszeit auf 30 Stunden zu reduzieren. "Aber nur, wenn ich sicher bin, dass ich das, was ich gelernt habe, auch wirklich kann." Als aufgeschlossener und neugieriger junger Mann reizt ihn auch die Walz. "Ich bin nicht abgeneigt, in der blauen Kluft fürs Metallhandwerk loszuziehen", meint er und schiebt hinterher: "Bis 30 habe ich ja noch Zeit."
Benedikt Smarsly treiben keine Gedanken über Veränderungen um, vielmehr sucht er die Balance zwischen dem Alltag im Salon und seiner Lehrtätigkeit an der Berufsbildenden Schule I in Kaiserslautern. Schon zuvor hatte er dort Auszubildende im Friseurhandwerk unterrichtet, mit Beginn des neuen Schuljahres sind es Schüler des Berufsvorbereitungsjahrs in der Berufsgruppe Körperpflege. "Es macht mir sehr viel Spaß, Wissen und Fachkenntnisse an Auszubildende oder Schüler weitergeben zu können", erzählt der 31-Jährige, "ich habe selbst ja auch vieles bekommen."
Den Beruf leben
Lange wusste Smarsly nicht, wohin die berufliche Reise führen sollte. Klar war ihm nur, dass er mit Menschen zu tun haben wollte und es sollte ein kreativer Beruf mit Abwechslung sein. "Ich habe dann bei zwei Friseuren zur Probe gearbeitet und direkt gemerkt, das ist voll mein Ding", blickt der 31-Jährige zurück. Er brach die elfte Klasse des Heinrich-Heine-Gymnasiums ab und begann 2010 eine Ausbildung im damaligen Salon Weingarth.
Nach zehn Gesellenjahren war für ihn der richtige Zeitpunkt gekommen, den Meistertitel anzugehen. Auch er wählte die einjährige Variante in Vollzeit und erhielt wie Rempis in dieser Zeit Bafög. Zusätzlich arbeitete er als Minijobber in einem Salon. Dass er heute sein Gehalt eben durch die Lehrtätigkeit, durch die Teilnahme an Schulungen und Wettbewerben oder an Präsentationen aufbessern kann, sieht er als Vorteil. "Man muss aktiv sein, man muss den Beruf leben", steht für ihn fest. Dazu gehöre auch, immer am Puls der Zeit zu sein, sich über aktuelle Trends zu informieren und neue Techniken zu lernen.
Meistertitel bringt Selbstbewusstsein
Seit einem Jahr ist er nun im Salon "HairConept by Tamara Ajdinovic" beschäftigt. "Ich bin sehr zufrieden. Mir hat der Meistertitel viel Selbstbewusstsein gegeben. Ich kann Auszubildenden jetzt sagen, dass ich sie durch die Prüfung bringe", meint er. Der Friseurberuf biete ihm alles, was er sich vorgestellt hat. "Man kann kreativ sein, Menschen verändern und sie täglich glücklich machen, wenn sie zufrieden den Salon verlassen. Das gibt mir sehr viel." Auch sei er ein "kleiner Perfektionist, der das Maximum herausholen wolle. "Ich bin jedes Mal voll dabei und voll konzentriert." An eine Selbstständigkeit denkt er momentan nicht, vielmehr beschäftigt er sich damit, wie er seine Zeit optimal einteilen kann. [lmo]
Autor:Monika Klein aus Kaiserslautern |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.