Coronavirus in Rheinland-Pfalz
Westpfalz-Klinikum ergreift Vorsichtsmaßnahmen gegen Erreger
Coronavirus.Die Stadt Wuhan in der chinesischen Provinz Hubei ist Sperrzone und weit weg von Deutschland, doch in der heutigen Zeit breitet sich das Coronavirus schnell aus. Mittlerweile hat das neue Virus Sars-CoV-2 nicht nur Italien, sondern auch Rheinland-Pfalz erreicht. Die ersten Menschen haben sich mit dem Erreger infiziert und sind an Covid-19 erkrankt. Weitere Infektionen sind zu befürchten. Am Mittwoch, 26. Februar 2020, wurden neue Fälle bekannt, auch ein erster in Rheinland-Pfalz. Ein Soldat im Bundeswehrkrankenhaus Koblenz wurde positiv getestet. Er hatte Kontakt zu einem Erkrankten in Nordrhein-Westfalen. Am 27. Februar meldete das Westpfalz-Klinikum Kaiserslautern ebenfalls den ersten Coronavirus-Patienten. Gesundheitsminister Jens Spahn spricht sogar schon vom Beginn einer Corona-Epidemie. Um nun zu verhindern, dass sich das neuartige Coronavirus in Deutschland weiter ausbreitet, sei es wichtig, Fälle früh zu erkennen, sie zu isolieren und Hygienemaßnahmen konsequent einzuhalten, so das Robert-Koch-Institut. Auch wenn es in den Westpfalz-Kliniken Kaiserslautern, Kusel und Kirchheimbolanden bislang noch keinen Coronavirus-Verdachtsfall gab – das Klinikum versichert vorbereitet zu sein.
Dr. med. Thomas Ecker, Leiter der Abteilung für Krankenhaushygiene und Facharzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie am Westpfalz-Klinikum, beantwortet häufig gestellte Fragen über das neue Coronavirus.
Wie bereitet das Westpfalz-Klinikum seine Mitarbeiter auf den Umgang mit dem neuartigen Corona-Virus vor?
Dr. Ecker: "Unsere Mitarbeiter werden an allen Standorten speziell geschult. Coronaviren breiten sich ähnlich aus wie andere Erkältungskrankheiten oder die Influenza – durch Tröpfcheninfektion oder aerogene Übertragung. Unser Personal wird ständig im Umgang mit aerogen übertragbaren Infektionen geschult. Die spezifischen Vorgaben des Robert Koch-Instituts zum Coronavirus sind allen Mitarbeitern zugänglich und sind Inhalt der permanenten Schulungen. Weiterhin bieten wir unseren Mitarbeitern zum Eigenschutz jährlich die Teilnahme an einer Grippeschutz-Impfung an."
Wie kann die Patientenaufnahme vom Coronavirus betroffene Patienten identifizieren?
Dr. Ecker: "Durch eine entsprechende Anamnese bei Erstvorstellung beziehungsweise Erstkontakt des Patienten. Entsprechende Symptome sind beispielsweise Anzeichen einer Atemwegserkrankung, Fieber und in den letzten 14 Tagen vor Symptombeginn ein Aufenthalt in dem Risikogebiet oder in den letzten 14 Tagen vor Symptombeginn Kontakt zu einer an dem Coronavirus erkrankten Person."
Warum werden Menschen mit dem Coronavirus in Spezialkliniken verlegt?
Dr. Ecker: "Die Behandlung von Patienten mit Coronavirus-Infektionen ist in jeder Klinik möglich, die auch Influenzapatienten behandelt. Dass Patienten im Moment in spezialisierten Behandlungszentren - wie beispielsweise der Universitätsklinik Frankfurt - verlegt werden, liegt eher daran, dass man so die Patienten auf wenige Kliniken konzentrieren möchte. Die logistischen Abläufe und der Informationsfluss werden dadurch sicherlich vereinfacht."
Werden alle an Husten und Fieber Erkrankten vorsichtshalber isoliert?
Dr. Ecker: "Nein, eine Isolation vorsichtshalber ist nur bei den symptomatischen Patienten notwendig, die die genannten Kriterien für den neuartigen Virus erfüllen. Eine große Anzahl der Atemwegserkrankungen wird durch Erkältungsviren und durch Influenzaviren verursacht."
Wie sieht es im Westpfalz-Klinikum mit den Isolationsmöglichkeiten aus?
Dr. Ecker: "Die Anzahl der Zimmer mit Vorschleusen und Einzelzimmer auf Intensivstationen ist begrenzt. Allerdings ist bei der momentanen Situation ein Engpass absolut nicht zu erwarten. Aus anderen Gründen, zum Beispiel durch eine mögliche Grippepandemie, sollten die vorhandenen Isolierungsmöglichkeiten nicht weiter verringert werden. Für Coronavirus-Infektion wird man aber - nach alledem was wir zurzeit wissen - ausreichend Isolierungsmöglichkeiten haben. Generell können Coronavirus-Patienten bei uns an allen Standorten behandelt werden."
Was halten sie von Mundschutz-Masken? Schützen diese vor Corona-Infektionen?
Dr. Ecker: "Der einfache Mund-Nasen-Schutz dient nicht zum Eigenschutz sondern ist im Wesentlichen dazu da, die Umgebung vor den eigenen Mundkeimen zu schützen. Zum Beispiel in der Chirurgie oder wenn man selbst erkältet ist und niemand anstecken möchte. Das Tragen von Mund-Nasen-Schutz in der Öffentlichkeit - wie man es in Berichten aus China sieht - ist nicht zu empfehlen. Will man sich selbst wirksam vor Keimen von außen schützen, muss man spezielle Atemschutzmasken – sogenannte FFP2-Masken - tragen. Diese erhöhen allerdings deutlich den Atemwiderstand und sind deswegen zum dauerhaften Tragen ungeeignet. Sie werden deswegen nur bei der unmittelbaren Patientenversorgung getragen und sind zur allgemeinen Vorbeugung nicht praktikabel."
Wie können sich die Menschen vor einer Infektion mit dem Coronavirus schützen?
Dr. Ecker: "Durch besondere Aufmerksamkeit bei der Handhygiene, zum Beispiel regelmäßiges Händewaschen. Wir empfehlen, in die Ellenbeuge zu niesen und zu husten, Einmal-Taschentücher zu nutzen und große Menschenansammlungen zu vermeiden. Dies entspricht den Empfehlungen wie bei sonstigen Atemwegserkrankungen und der Influenza."
Was sollte man tun, wenn man die Befürchtung hat, sich mit dem Coronavirus angesteckt zu haben?
Dr. Ecker: "Zunächst telefonischen Kontakt zum Hausarzt oder dessen Vertretung oder auch dem Gesundheitsamt suchen. Hier erfolgt dann die Information über das weitere Vorgehen. Vor allen Dingen gilt: Vorerst zu Hause bleiben, um eine Verbreitung des Coronavirus zu vermeiden!"
Am 27. Februar ist der neuartige Virus auch in Kaiserslautern angekommen:
Autor:Jens Vollmer aus Wochenblatt Kaiserslautern |
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