FCK-Fans reagieren auf Pyrostrafe: Fanbündnis fordert Reform des "Strafenwahnsinns"
FCK. "Pyrotechnik ist doch kein Verbrechen. Wir werden dafür kämpfen und lassen Emotionen freien Lauf" singen die deutschen Ultras immer wieder in den Fußballstadien und setzen sich dafür ein, dass der DFB dieses Verbot abschafft. Doch aktuell ist das Abbrennen von Feuerwerkskörpern im Stadion noch verboten und kostet den Verein immer wieder größere Geldsummen.
Im Pokalfinale der abgelaufenen Saison überzeugten die Fans der Roten Teufel nicht nur mit einem stimmgewaltigen Auftritt, sondern auch einer großen Choreographie zu Beginn der Partie. Diese war von Rauchtöpfen in verschiedenen Farben begleitet. Zu Beginn der zweiten Halbzeit folgte eine große Pyroshow, die die Ostkurve in rotem Feuer und Farben erscheinen ließ. Im Verlauf der Partie kam es vereinzelt immer wieder zum Abbrennen von Pyrotechnik. Der DFB bestraft den FCK und seine Fans dafür nun mit der Rekordsumme von 300.000 Euro.
Daraufhin hagelt es Kritik von Teilen der FCK-Fans; die Diskussion, inwiefern die Geldstrafen für den FCK noch zu rechtfertigen sind und ob dies dem Verein nicht mehr schade, ist nicht neu, aber wurde mit der Rekordstrafe neu entfacht. In der Saison 2023/24 liegt der FCK, eingerechnet die 300.000 Euro vom Pokalfinale, in der Strafentabelle der 1., 2. Bundesliga und der dritten Liga auf dem fünften Tabellenplatz. 566.100 Euro mussten die Verantwortlichen des FCK in der gesamten Saison für Strafen bezahlen, über ihnen stehen auf Platz 1 Eintracht Frankfurt mit 906.950 Euro und dahinter Hannover 96, der 1. FC Köln und Hansa Rostock. Bei insgesamt elf Strafen ahndete der DFB 17 Vorfälle und bat den FCK für 206 geworfene Gegenstände und 615 gezündete Pyro zur Kasse (Quelle: fußballmafia.de). Eingeordnet in die Strafen der restlichen Vereine würden sich die Lautrer ohne dem Pokalfinale mit 266.100 Euro auf Platz 18 einordnen. Zum Vergleich: In der Vorjahrssaison von 2022/23 zahlte der Verein "nur" 193.150 Euro in insgesamt zehn Strafen.
Das Fanbündnis des 1. FCK hat zur Pokalfinalstrafe auf Facebook eine Stellungnahme veröffentlicht. Darin hinterfragen die Vertreter des Fanbündnisses den "Strafenwahnsinn" und dessen Verhältnismäßigkeit. Als Beispiele führen die Anhänger die körperlichen Attacken auf Spieler wie Ragnar Ache beim Spiel in Düsseldorf in Form eines Flaschenwurfs, der die Düsseldorfer nur 10.000 Euro kostete, und den Angriff auf die jubelnden FCK-Spieler von einem Fan in Rostock, für den diese nur 1.000 Euro bezahlen mussten. Weiter vermuten die Fans in diesem Schreiben, dass die Strafen nur in solch hohem Maße seien, damit Verein und Fans gespalten werden und dadurch nicht weiter über eine Legalisierung debattieren würden.
Zusammenfassend betont das Fanbündnis: "Die aktuelle Strafenpolitik des DFB ist intransparent, realitätsfremd und willkürlich" mit der zentralen Forderung einer Reformierung, dabei lobt das Fanbündnis auch das Verhalten der Vereinsverantwortlichen. [kata]
Die Stellungnahme des Fanbündnisses FCK wurde auf Facebook veröffentlich - das ist der Wortlaut:
"Hallo FCK Fans, da ist sie also, die erwartete Rekordstrafe für unseren Verein! Mit 300.000 € trifft nun auch uns zum ersten Mal die vordere Speerspitze des Strafenwahnsinns und das ausgerechnet bei einem Spiel, welches vom DFB selbst veranstaltet wurde.
Der gleiche Verband tritt im Anschluss als Kläger, Richter und Henker in Personalunion auf, was sicherlich so manchen Interessenskonflikt mit sich bringt.
Darüberhinaus muss über die Verhältnismäßigkeit der verhängten Strafe dringend diskutiert werden. Vergleicht man die jetzt geahndeten Vorfälle mit beispielsweise den körperlichen Attacken auf unsere Spieler in Düsseldorf oder Rostock, so wird eine nicht nachvollziehbare Diskrepanz deutlich.
Diese lässt sich nur dadurch erklären, dass der DFB seit Jahren die Pyrostrafen exorbitant hoch hält, um mit Zwietracht in den Vereinen eine ernstgemeinte Debatte über die Entkriminalisierung möglichst kleinzuhalten. Und das alles wohlgemerkt in einer Zeit, in der Pyrotechnik eine außerordentlich hohe Akzeptanz in den deutschen Stadien genießt und selbst bei der Eröffnungs- und Schlusszeremonie der Europameisterschaft zum Einsatz kommt.
Über das Abschießen von Raketen kann man sicher geteilter Meinung sein, aber dieses DFB-Urteil zeigt im Kontext mit vergangenen Urteilen eines ganz deutlich:
Die aktuelle Strafenpolitik des DFB ist intransparent, realitätsfremd und willkürlich. Daher muss sie dringend reformiert werden im Sinne einer Entkriminalisierung von Pyrotechnik!
Ausdrücklich loben möchten wir an dieser Stelle das Verhalten unserer Vereinsverantwortlichen. Zum einen wurden bereits die Geldstrafen für den friedlichen, demokratischen Protest gegen einen DFL-Investor im Frühjahr nicht akzeptiert. Zum anderen sprach sich Thomas Hengen unmittelbar nach dem Finale für eine Reformierung der Strafenpolitik aus.
Wir möchten deshalb unsere Vereinsverantwortlichen dazu ermutigen, diesen Prozess zusammen mit anderen Klubvertretern anzustoßen.
Eine Veränderung des Status Quo muss im Sinne aller Beteiligten sein."
Mehr vom FCK:
Autor:Katharina Wirth aus Herxheim |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.