Interview mit dem Mediziner Ulrich Frankenberger
Golfen ist gesund
von Jens Vollmer
Gesundheit. Er bestieg schon 6000er, absolvierte Marathonläufe und frönte dem Tennissport, doch hängengeblieben ist der Arzt Ulrich Frankenberger beim Golf. Über die Beweggründe und die zahlreichen positiven Aspekte sprach das Wochenblatt mit dem Mediziner.
???: Herr Frankenberger, der Deutsche Golfverband hat ein Plakat veröffentlicht mit neun Gründen, mehr, beziehungsweise überhaupt Golf zu spielen. Was ist aus Ihrer Sicht das Gesunde an Golf?
Frankenberger: „Als Mediziner steht erst einmal im Vordergrund, dass die Menschen überhaupt Bewegung haben. Während man bei vielen Sportarten gerade im Alter vorsichtig sein muss und vorher mit dem Hausarzt sprechen sollte, ist Golf durch die moderate Bewegung eine angenehme Belastung.
Natürlich sollte der Bewegungsapparat in Ordnung sein, doch seitens des Herzkreislaufsystems spricht gar nichts dagegen. Positiv hinzu kommt die Sauerstoffaufnahme in der freien Natur.
Allerdings empfehle ich das Golfspiel bei einem Trainer zu erlernen und sich an diese Vorgaben zu halten. Zudem ist das Aufwärmen wichtig, um Zerrungen zu vermeiden. Und der Kreislauf sollte vorher auch in Schwung kommen, dann ist alles gut durchblutet. Wer von Mackenbach aus die Reststrecke zum Golfplatz läuft anstatt zu fahren, der ist schon auf Betriebstemperatur, bevor es losgeht.“
???: Eine 18-Loch-Runde Golf bedeutet 11.000 bis 17.000 Schritte, 1200 Kilokalorien Energieverbrauch und 6,5 bis 13 Kilometer zurückgelegte Distanz. Das erklärt die vom DGV festgestellten 20 bis 35 Prozent weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Golfern. Doch warum haben Golfer zu 30 bis 40 Prozent seltener Diabetes?
Frankenberger: „Zum einen senkt Bewegung bekanntlich den Zuckerspiegel, das ist die direkte Auswirkung. Zum anderen ernähren sich Sportler und Bewegungsaktive meist auch bewusster und somit gesünder.“
???: Auf dem Plakat werden auch 36 bis 68 Prozent weniger Hüftfrakturen sowie eine verbesserte Balance und Kraft, gerade bei älteren Menschen, betont.
Frankenberger: „Neben dem besser trainierten Muskelapparat eines bewegten Menschen geht es auch um ein sogenanntes Synapsentraining. Auf einem Golfgelände muss ständig etwas ausgeglichen werden. Schräglage, Dellen, Hügel - das Gehirn ist ständig beschäftigt, den Körper im Gleichgewicht zu halten. Das ist eine gute Übung, gerade auch für ältere Menschen.“
???: Auch der Punkt seelische Gesundheit wird aufgegriffen, von 20 bis 30 Prozent weniger Depressions- und Demenzfällen ist die Rede.
Frankenberger (lacht): „Ich hab schon Runden erlebt, da könnte man auch depressiv davon werden, aber im Ernst: Auch aus dieser Sicht sind Bewegung und das Erlebnis in der Natur wichtige Aspekte. Das Zusammenspiel mit anderen Menschen - denn leistungs-, generationen- sowie geschlechterübergreifend kann gemeinsam Golf gespielt werden - ist eine gesellige Sache und trägt zur seelischen Gesundheit bei.“
???: Sie sind generell sportbegeistert, was hat für Sie selbst den Ausschlag gegeben, den Golfsport für sich zu favorisieren?
Frankenberger: „Ich habe 6000er bestiegen und Marathonläufe absolviert, aber Golf ist eine Sportart, die auch noch im Alter ausgeübt werden kann. Als ich mir einst vom Tennisspiel einen Tennisellenbogen zugezogen hatte, kam ich zum Golf und bin bis jetzt mit Begeisterung dabei geblieben.“
Autor:Jens Vollmer aus Wochenblatt Kaiserslautern |
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