Update: Jahreshauptversammlung des 1. FC Kaiserslautern. Quo vadis FCK?

Der neue Aufsichtsrat Rainer Keßler, Dr. Markus Merk, Prof. Dr. Jörg E. Wilhelm, Martin Weimer,  und Fritz Fuchs
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  • Der neue Aufsichtsrat Rainer Keßler, Dr. Markus Merk, Prof. Dr. Jörg E. Wilhelm, Martin Weimer, und Fritz Fuchs
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1. FC Kaiserslautern. Wir wünschen einen schönen ersten Advent und guten Morgen aus der Fanhalle Nord des Fritz-Walter-Stadions. Die mit großer Spannung erwartete JHV beginnt gleich. Lassen sich die Ereignisse der letzten sieben Monate vernünftig aufarbeiten und ein sauberer Strich drunterziehen? Setzt sich das Kandidaten-Team um Dr. Markus Merk und Rainer Keßler in der Aufsichtsratswahl weitgehend durch? Lässt sich eine Art Aufbruchstimmung erzeugen und der schwer angeschlagene "Tanker" FCK wieder in ruhigere Gewässer manövrieren? Heute wird es Antworten auf viele dieser Fragen geben. Wir halten euch den Tag über stets auf dem Laufenden. Annähernd 1.400 Mitglieder harren an diesem Sonntagmorgen gespannt der Dinge...

Bericht des ehemaligen FCK-Aufsichtsratvorsitzenden Patrick Banf

Der ehemalige Aufsichts- und Beiratsvorsitzende Patrick Banf skizziert in seinem Bericht detailliert die Entwicklungen rund um das Thema Investorensuche. Seine Rede wird des Öfteren von Unmutsäußerungen aus dem Saal begleitet. Banf stellt vorab fest, dass der FCK eine Lizenz für die Dritte Liga erhalten habe, und dass alle, die vor sechs Jahren eine FCK-Anleihe zeichneten, ihr Geld zurückbekommen hätten. Dafür gilt sein Dank den sportlichen und wirtschaftlichen Geschäftsführern Martin Bader und Michael Klatt sowie dem amtierenden Vereinspräsidenten Wilfried de Buhr, die in schwierigen Zeiten kühlen Kopf bewahrt hätten. Patrick Banf spricht von persönlichen Angriffen auf seine Person, die in den Vorwürfen wie Verräter und Lügner gipfelten. Er zeichnet chronologisch die entscheidenden Wochen im Vorfeld und Nachgang der Verhandlungen mit Flavio Becca nach. Die Entscheidung pro Angebot von Flavio Becca in der Beiratssitzung vom 16. Mai sei letztlich quasi alternativlos gewesen. Zum Zeitpunkt der Entscheidungsfindung sei das alternative Angebot der regionalen Investoren um Klaus Dienes und Hans Sachs im Vergleich zu dem aus Luxemburg zeitlich schlicht zu knapp und angesichts der Kürze der Zeit bis zur Lizensierung nicht mehr belastbar genug gewesen sei. Abschließend wünscht Patrick Banf seinen Nachfolgern im Amt viel Glück und Geschick und der Mannschaft weiterhin viel Erfolg. Sein Appell: „Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht selbst zerstören.“

Sieben Aufsichtsratskandidaten für vier Aufsichtsratsplätze

Inzwischen sind 1.751 Mitglieder in der Fanhalle Nord. Es folgt die Vorstellungsrunde der sieben Kandidaten für den Aufsichtsrat. Selten eine so harmonische Vorstellungsrunde der Aufsichtsratskandidaten erlebt. Keinerlei Unmut kommt in der prall gefüllten Fanhalle auf, viel Applaus für alle Bewerber. Erfrischende Reden wie die des jungen Finanzexperten Christian Bettinger und kernige Worte wie die von Prof. Dr. Jörg E. Wilhelm. Dieser erntet für seine markigen Worte in Richtung alte Mandatsträger ebenso stehende Ovationen wie der mit einer flammenden Bewerbungsrede überzeugende Dr. Markus Merk und Martin Wagner. Fritz Fuchs wird mehrfach von den Mitgliedern zum Rücktritt aufgefordert. Fuchs will jedoch im Amt bleiben. Gleich haben die Mitglieder die Wahl.

FCK-Mitglieder wählen neuen Aufsichtsrat

Großer Jubel im Saal. Es ist vollbracht, die neue Zusammensetzung des Aufsichtsrats des 1. FC Kaiserslautern lautet wie folgt:
Dr. Markus Merk (1.545 Stimmen)
Martin Weimer (1.194 Stimmen)
Prof. Dr. Jörg E. Wilhelm (1.190 Stimmen)
Rainer Keßler (1.041 Stimmen)
Fritz Fuchs

Die Nachrücker sind:
Martin Wagner (878 Stimmen)
Christian Bettinger (554 Stimmen)
Wolfgang Rotberg (122 Stimmen)

Schon in der Vorstellungsrunde wurde angekündigt, dass das Team Merk den nicht gewählten Kandidaten, demzufolge Martin Wagner, nachberufen werde.

Respekt und Ehrlichkeit gefordert

FCK-Trainer Boris Schommers ergreift im Anschluss an die Wahl das Wort und erhält für seine Rede ebenfalls Standing Ovations. Schommers sieht die Mannschaft nach anfänglich schwierigen Wochen inzwischen auf einem guten Weg, sich zu stabilisieren. "Das hat länger gedauert als erwartet. Wir haben uns alles ganz genau angesehen und jedem Spieler eine faire Chance gegeben, sich zu beweisen", sagt der FCK-Coach. Er habe trotz der Unruhe stets die volle Unterstützung aller Gremien des Vereins verspürt. Schommers hofft, dass die Querelen und die Unruhe im Verein durch die heutige Wahl des neuen Aufsichtsrats der Vergangenheit angehören und es gemeinsam mit einem Höchstmaß an "Respekt und Ehrlichkeit" in eine bessere Zukunft für den FCK gehen möge.

Finanzen des FCK e.V.

Der FCK weißt im Geschäftsjahr 2018/2019, bedingt durch die Aktivierung der Beteiligung 1. FC Kaiserslautern GMBh & Co. KGaA, einen Jahresüberschuss von knapp 10,5 Millionen Euro aus (Vorjahr Minus von 931.000). Das Anlagevermögen ist von knapp 7 Millionen auf über 12 Millionen gestiegen. Das Eigenkapital hat sich durch den Jahresüberschuss auf über 10,5 Millionen erhöht. Die Gesamthöhe der ausgewiesenen Verbindlichkeiten ist von knapp 17 Millionen auf 3,6 Millionen gefallen. Bei der Finanzlage konnte ein positiver Cashflow von 264.000 Euro erzielt werden. Zum 30. Juni 2019 betrugen die liquiden Mittel des e.V. 652.000 Euro.Ziel sei es, den Verein vom sportlichen Erfolg der Profimannschaft unabhängig zu machen. Dazu zählen auch Überlegungen, neue Breitensportabteilungen zu gründen.
Die juristischen Rahmenbedingungen zum Erwerb von Anteilen an der Profiabteilung durch Vereinsmitglieder soll noch in dieser Saison ermöglicht werden.

Vereinsvorstand Wilfried de Buhr äußert sich in einem längeren Beitrag zu den Finanzen und der allgemeinen Lage des Vereins sowie zum Kampf um die Lizenz für die Saison 2019/2020. Auch die Turbulenzen rund um die Investorensuche sind Thema. De Buhr kritisiert, dass in persönlichen Gesprächen, Zeitungen und in den Sozialen Medien zahlreiche falsche Anschuldigungen erhoben worden seien. „Es hat uns leider oft, an verschiedenen Stellen beim FCK, an gegenseitigem Respekt und Teamgeist gefehlt. Lasst uns mit Respekt miteinander umgehen, denn wir sind ein Team, ein Verein.“, schließt de Buhr seine Rede.

Es geht ums Überleben

Der kaufmännische Geschäftsführer Michael Klatt tritt ans Mikrofon und berichtet von einer nach wie vor höchst prekären finanziellen Situation: "Es geht ums Überleben." Klatt erwähnt die erforderlich gewordenen Sparmaßnahmen, um dafür Sorge zu tragen, dass beim FCK weiterhin Profifußball gespielt werden könne. Den neuen Entscheidern beim 1. FC Kaiserslautern wünscht der zum 31. Dezember scheidende Geschäftsführer "ein glückliches Händchen".

Der sportliche Geschäftsführer Martin Bader betont, dass es gelungen sei, im Sommer alle sportlichen Leistungsträger beim FCK zu halten und die Mannschaft mit gezielten Neuverpflichtungen zu verstärken. Zu allen Entscheidungen habe es in den Gremien einstimmige Beschlüsse gegeben. Die Trainerentscheidung pro Boris Schommers sei die richtige gewesen, wie sich durch die jüngste Erfolgsserie beweise. "Boris lebt den Trainerjob zu 100 Prozent", so der Geschäftsführer Sport. Der Ende des Jahres scheidende Bader sieht sein Feld gut bestellt. Die Unterlagen zu Kaderplanung und Lizensierung seien vorbereitet und lägen für die neuen starken Männer am Betzenberg bereit. Durch das neue Aufsichtsratsteam sieht Bader den Verein für die Zukunft gut aufgestellt. Er schließt mit den folgenden Worten: "Es war mir eine Ehre, für Sie und für diesen Verein gearbeitet zu haben."

Danach verließen beide Geschäftsführer die Jahreshauptversammlung vorzeitig.

Zahlreiche Beiträge in der Aussprache

Es hat der Tagesordnungspunkt Aussprache begonnen. Andreas Buck, der von Februar bis Mai als stellvertretender Vereinsvorstand fungierte, tritt als erster ans Mikrofon. Er beklagt die vielen Unwahrheiten beim FCK, die letztendlich auch seinen Rücktritt zur Folge hatten. Er habe gewusst, dass seine Aufgabe beim FCK schwierig werden würde, aber das dann Erlebte habe alle seine negativen Erwartungen noch übertroffen. Vorwürfe, dass er Sportvorstand habe werden wollen, weist Buck entschieden zurück: "Mein Ziel war es nie, Sportdirektor zu werden, ich wollte einfach nur ehrenamtlich helfen."

Der einstige Vorstandsvorsitzende des FCK, Rainer Keßler, merkte noch einmal an, dass ihm vor einem Jahr der Einblick zu wichtigen Investoren-Themen verweigert wurde. Er wolle sich zur Vergangenheit allerdings nicht weiter äußern: „Wir brauchen alle Kraft für die Zukunft.“ Ex-Aufsichtsrat Jürgen Kind beschreibt die Zustände im Aufsichtsrat als unsäglich. Das Gremium habe sich von innen selbst zerstört. Im Fokus seiner Kritik steht Patrick Banf.

Der am 16. Mai zurückgetretene Ex-Aufsichtsratschef Michael Littig legt nun seine Sicht der Dinge dar. Er spricht von mangelndem Vertrauen untereinander, Vorwürfen wegen operativer Eingriffe in den Betrieb, nicht eingehaltenen Versprechungen, Drohungen und anderen zutiefst grenzwertigen Handlungen. Er räumt auch mit der Mär auf, dass er am 16. Mai gar nicht hätte zurücktreten müssen. Michael Littig bezieht zu den Verhandlungen mit den Kaiserslauterer Investoren Klaus Dienes und Hans Sachs Stellung. Die Stimme bricht, als Michael Littig über seine persönlichen Erfahrungen rund um den Mai 2019 berichtet. Die Bild-Zeitung habe ihn als Intrigant quasi für vogelfrei erklärt, er sei von Menschen in der Stadt beschimpft und bedroht worden, obwohl er ein Angebot über drei Millionen Eigenkapital beigebracht habe. „Ich hätte hier gerne viel erreicht. Das habe ich nicht geschafft. Und dafür entschuldige ich mich bei ihnen. Ich habe jetzt nur noch einen Wunsch: Der FCK gehört euch. Bitte macht heute einen Deckel drauf und lasst uns danach wieder nach vorne schauen“, schließt Littig seine Rede und erntet dafür lange anhaltenden Applaus.

Ex-Aufsichtsratsmitglied Martin Sester, der im Arbeitskreis Ausgliederung mitgearbeitet hat, macht seinem Ärger über die aus seiner Sicht bisher nicht in allen Teilen umgesetzte Ausgliederung Luft. "Lasst euch bitte nicht ein X für ein U vormachen", appelliert Sester an die Mitglieder. Sester hatte im Vorfeld der Versammlung einen Fragenkatalog an die Vereinsführung gesendet, den er mitnichten als ausreichend beantwortet erachtet.

In weiteren Wortbeiträgen von Mitgliedern geraten vor allem Patrick Banf und Jochen Grotepaß ins Kreuzfeuer der Kritik. Vom Antrag auf Vereinsausschluss gegen Banf bis hin zu offenen Rücktrittsaufforderungen an Grotepaß reicht die Palette.

Entlastung Vorstand und Aufsichtsrat

Frieder Matthis stellt Antrag auf Einzelentlastung der Aufsichtsräte und Vorstände e.V., der angenommen wird. Nur noch 608 Mitglieder stimmen ab. Fast zwei Drittel haben die mehrstündige Versammlung schon wieder verlassen.
Martin Bader als Sportvorstand wird nicht entlastet, 381 stimmen gegen eine Entlastung, nur 195 dafür.
Michael Klatt als Finanzvorstand wird nicht entlastet, 452 stimmen gegen eine Entlastung, nur 128 dafür. 
Wilfried de Buhr als Vorstandsmitglied wird nicht entlastet, 455 stimmen gegen eine Entlastung, nur 111 dafür.
Michael Littig als Vorstandsmitglied wird mit 460 zu 118 Stimmen entlastet. 
Rainer Keßler als Vorstandsmitglied wird mit 525 zu 62 Stimmen entlastet.
Andreas Buck als Vorstandsmitglied wird mit 512 zu 61 Stimmen entlastet.
Andreas Buck als Vorstandsmitglied wird mit 418 zu 135 Stimmen entlastet.

Vor der Einzelentlastung der Aufsichtsräte sind es nur noch 576 abstimmende Mitglieder.
Patrick Banf als Aufsichtsratsmitglied wird nicht entlastet, 529 stimmen gegen eine Entlastung, nur 44 dafür.
Jochen Grotepaß als Aufsichtsratsmitglied wird nicht entlastet, 527 stimmen gegen eine Entlastung, nur 43 dafür.
Paul Wüst als Aufsichtsratsmitglied wird entlastet, 362 stimmen für, 201 gegen eine Entlastung.
Jürgen Kind als Aufsichtsratsmitglied wird entlastet, 414 stimmen für, 144 gegen eine Entlastung.
Michael Littig als Aufsichtsratsmitglied wird entlastet, 436 stimmen für, 131 gegen eine Entlastung.
Bruno Otter als Aufsichtsratsmitglied wird entlastet, 322 stimmen für, 159 gegen eine Entlastung.

Nach den derben Watsch'n der Mitglieder für Bader, Klatt, de Buhr, Banf und Grotepaß werden noch die Anträge zur JHV behandelt. Der Antrag auf Vereinsausschluss gegen Patrick Banf wurde letztlich zurückgezogen. Da es keine weiteren Anträge mehr zu behandeln gilt und auch keine Dringlichkeitsanträge vorliegen, neigt sich die Versammlung rasch dem Ende entgegen. Die befürchtete Schlammschlacht blieb glücklicherweise aus. Der FCK hat einen (fast) komplett neuen Aufsichtsrat mit vier Mitgliedern des Teams Merk plus Fritz Fuchs, der das Zeug dazu hat, eine Aufbruchstimmung am Betze zu entfachen. Weite Teile der bisherigen Vereinsführung erhalten zwar deftige Denkzettel in Form der Nichtentlastung, doch unter die Gürtellinie ging es zu keiner Zeit. So schließt der Ehrenratsvorsitzende Dr. Michael Koll um 20:24 Uhr die diesjährige Mitgliederversammlung mit den Worten: "Ich bedanke mich für die kontroverse, aber gute Diskussion und wünsche Ihnen eine gute Heimreise." Diesen Worten schließen wir uns an.

Autor:

Ralf Vester aus Kaiserslautern

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