Konjunkturumfrage
Stabile Handwerkskonjunktur mit getrübten Aussichten

Das Kfz-Handwerk gehört zu den Branchen, denen es aktuell weniger gut geht | Foto: ProMotor/Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe
  • Das Kfz-Handwerk gehört zu den Branchen, denen es aktuell weniger gut geht
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Pfalz. Im dritten Jahr der Pandemie wird im Frühjahr die Geschäftslage von dem meisten Handwerksbetrieben als überwiegend stabil eingeschätzt. Das ergibt sich aus  der jüngsten Konjunkturumfrage der Handwerkskammer der Pfalz unter 2.500 repräsentativ ausgewählten Betrieben. Steigende Energie‐ und Rohstoffpreise sowie die Verunsicherung durch den Krieg in der Ukraine beeinträchtigen allerdings die Zukunftserwartungen im pfälzischen Handwerk.

„Explodierende Einkaufspreise für Material und Energie, zunehmende Lieferengpässe und die kaum absehbaren wirtschaftlichen Folgen des furchtbaren Krieges in der Ukraine bereiten uns Sorge“, fasst der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Till
Mischler, die Stimmung im pfälzischen Handwerk zusammen. Die anstehenden politischen Entscheidungen seien zukunftsweisend für viele Mitgliedsbetriebe und deren Beschäftigte. "Dennoch ist und bleibt das Handwerk einer der wenigen krisenfesten Wirtschaftszweige“,so Mischler.

Aktuelle Geschäftslage

Von den befragten Mitgliedsbetrieben der Handwerkskammer der Pfalz schätzt aktuell die Hälfte (Vorjahreswerte in Klammern: 45 Prozent) ihre Geschäftslage als gut und ein weiteres Drittel (33 Prozent) als befriedigend ein. Mit rund 90 Prozent geben

die Bau‐ und Ausbauhandwerker weiterhin die beste Geschäftslagenbeurteilung ab. Bei den Handwerkern für den gewerblichen Bereich wie Feinwerkmechaniker, Metallbauer, Kälteanlagenbauer und Gebäudereiniger beurteilen91 Prozent (83 Prozent) der Befragten ihre Geschäftslage als verbessert oder konstant.

Betriebsauslastung und Auftragslage

Die geschätzte Kapazitätsauslastung liegt ‐ mit leichtem Anstieg ‐ auf konstantem Niveau. 68 Prozent (63 Prozent) der Handwerksbetriebe berichten, zu mehr als 70 Prozent ausgelastet zu sein. Bei 75 Prozent (66 Prozent) der befragten Betriebe liegt ein normaler bis überdurchschnittlicher Auftragsbestand vor.
Die Auftragsvorlaufzeit beträgt im Durchschnitt zwölf Wochen (9,3 Wochen im Vorjahr); in den Baugewerken sogar weiterhin bei 16,4 Wochen (16,2). Das Abarbeiten der Aufträge wird durch die seit längerem bestehenden Materialengpässe, Corona‐bedingten Ausfallzeiten und dem Fachkräftemangel in fast allen Branchen erschwert.

Umsatz‐ und Preisentwicklung

Gegenüber der Vorjahresbefragung sind die erzielten Umsätze leicht zurückgegangen. Fast ein Drittel (22 Prozent) der Befragten mussten Umsatzeinbußen hinnehmen, 43 Prozent (50 Prozent) geben gleich hohe Umsätze gegenüber dem Vorquartal
an und ein Viertel (28 Prozent) konnte den Umsatz noch verbessern.
51 Prozent (33 Prozent) der Kfz‐Betriebe, 62 Prozent (31 Prozent) der Lebensmittelgewerbe und 78 Prozent (14 Prozent) der Gesundheitshandwerker wie Augenoptiker, Zahntechniker und Hörgeräteakustiker verzeichneten gesunkene Umsätze. Die zukünftigen Umsatzerwartungen sind jedoch besser als im Vorjahr, was auch auf den Anstieg der allgemeinen Preisentwicklung zurückgeführt werden kann. 34 Prozent (19 Prozent) erwarten einen Anstieg und nur 19 Prozent (39 Prozent) einen Rückgang
des Umsatzes.
Den gestiegenen Verbrauchspreisindex (Inflationsrate), der im März 2022 laut statistischem Bundesamt auf über 7 Prozent gestiegen ist, spüren auch die pfälzischen Handwerksbetriebe stark. Gegenüber der Vorjahresumfrage berichten nun 96 Prozent der befragten Betriebe von gestiegenen Einkaufspreisen. Das ist fast ein Drittel mehr als im Vorjahr (67 Prozent). Zusätzlich wird die Beschaffung von Materialien, Werkzeugen und Rohstoffen durch beeinträchtigte Lieferketten und höhere Spritpreise empfindlich gestört.
Lediglich 66 Prozent der Betriebe konnten ihre Verkaufspreise erhöhen. Zukünftig möchten 73 Prozent der Betriebe ihre Preise nach oben anpassen. Die restlichen Betriebe können die Verkaufspreise teilweise aus Wettbewerbsgründen oder aufgrund bestehender Vertragsbindungen nicht anpassen, was die zukünftigen Unternehmenserfolge in Anbetracht steigender Einkaufspreise und Löhne belasten wird. Viele Unternehmer müssen noch mehr Aufmerksamkeit auf die Angebotserstellung und Vertragsverhandlungen legen. Kraftstoff‐, Energie‐ und Materialpauschalen müssen flexibler gestaltet werden.

Personal und Investitionen

70 Prozent (74 Prozent) der Befragten nehmen in diesem Frühjahr keine personellen Veränderungen vor, zwölf Prozent (8 Prozent) stellen Mitarbeiter ein, 18 Prozent (18 Prozent) bauen Personal ab. Im kommenden Quartal planen 80 Prozent (74 Prozent) keine personellen Veränderungen vorzunehmen, neun Prozent (18 Prozent) befürchten, Stellen abbauen zu müssen und elf Prozent (acht Prozent) der Befragten möchten zusätzliches Personal einstellen. Mit Blick auf den anhaltend hohen Fachkräftebedarf wird die

passgenaue Besetzung der offenen Stellen sowie die Fachkräftebindung die Betriebe weiter herausfordern.
Bei rund der Hälfte (47 Prozent) der befragten Betriebe blieb die Investitionsbereitschaft gleich. 18 Prozent (16 Prozent) haben mehr als im Vorjahr investiert und 33 Prozent (37 Prozent) weniger. Für das Folgequartal wollen 37 Prozent der Betriebe ihre Investitionsaufwendungen mindern, während nur noch zehn Prozent eine Steigerung planen.

Zukünftige Geschäftslage

Insgesamt schätzen 21 Prozent (17 Prozent) der befragten Betriebe ihre zukünftige Geschäftslage im folgenden Quartal eher negativ ein. 25 Prozent der Bauhandwerker erwarten eine Verschlechterung der Geschäftslage, ebenso 19 Prozent der Ausbauhandwerker, 28 Prozent der Handwerker für den gewerblichen Bereich und 30 Prozent der Kfz‐Betriebe.

Diese negative Zukunftserwartung spiegelt sich in einem sinkenden Geschäftsklimaindikator wider, der sich aus der aktuellen Geschäftslage und den Erwartungen zusammensetzt und als Frühindikator für die künftige Entwicklung dient. Der Indikator liegt für das Frühjahr 2022 bei 114 Punkten, das sind zehn Punkte unter dem Wert der Herbstumfrage 2021, aber immer noch zwei Punkte über dem Frühjahrswert 2021.

Stabiles Handwerk, Unsicherheit für die Zukunft

Trotz der vielen Unwägbarkeiten in den vergangen beiden Pandemiejahren erwies sich das Handwerk als überwiegend stabil und konnte sich langsam von den vielen Einschränkungen erholen. Dennoch sind zukünftige wirtschaftspolitische  Entwicklungen kaum absehbar, was die Planungen der Betriebe erschwert. Viele Betriebsinhaberinnen und ‐inhaber senken daher ihre Erwartungen an die zukünftige Geschäftsentwicklung.
Die nächste Konjunkturumfrage wird im Herbst 2022 durchgeführt.

Unterstützung durch die Handwerkskammer

Gerne unterstützen die Berater der Handwerkskammer ihre Mitgliedsbetriebe bei der Bewältigung aktueller Schwierigkeiten ebenso wie bei der Erarbeitung neuer Strategien und Prozesse im betriebswirtschaftlichen und digitalen Umfeld.
Kontakt zur Betriebsberatung per E‐Mail unter  beratung@hwk‐pfalz.de oder telefonisch unter 0631 3677‐112. rk/ps

Fachkräftegewinner kennen keinen Fachkräftemangel

Autor:

Roland Kohls aus Mannheim

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