Würdigung für den Erfinder des Laufrades / Museums-Initiator ist Martin Hauge
Im Karlsruher Gewerbehof eröffnete das „erste inoffizielle" Drais-Museum

Foto: Stefan Jehle
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Karlsruhe. „Erstes Karl Drais Museum Karlsruhe“, steht in großen Lettern an der Tür mit dem grün-blau schimmernden Metallrahmen. Große Glasflächen geben den Blick frei in das Innere der großen Halle, in der vor nicht allzu langer Zeit einst noch die „Druckcooperative Karlsruhe“ zuhause war. Mitten im Karlsruher Gewerbehof eröffnete Martin Hauge, Inhaber des Fahrradladens „Radler Martin“, jetzt das „erste inoffizielle Drais-Museum“ in Karlsruhe. Hauge brennt regelrecht für den Erfinder.

Mitten im Raum der eigentliche Blickfang: an der Decke aufgehängt, ein detailgetreuer Nachbau der Laufmaschine von Karl Drais, dessen Erfindung 2017 im Südwesten ausgiebig gewürdigt wurde. Hauge legt Wert auf den Begriff „Laufmaschine“, der häufig synonym verwendete Ausdruck „Laufrad“ erschein ihm nicht passend. Da ist er mitunter arg pingelig. Das exakt 18,4 Kilogramm schwere (oder leichte) Exponat, das vom Gewicht her einem stabilen Treckingrad vergleichbar ist, hat Hauge sich vor zwei Jahren über 3000 Euro kosten lassen. Auf dem Hockenheimring ist er damit gefahren, für TV-Fernsehaufnahmen. Gebaut hat das nahezu ausschließlich aus Holz gefertigte Gefährt ein ehemaliger NSU-Ingenieur aus der Nähe von Neckarsulm.

Ein zweiter Nachbau der Drais’schen Draisine hat er derzeit für einige Wochen – den Februar über – an die Ausstellungsmacher im ehemaligen Landesgewerbeamt am Rondellplatz ausgeliehen. Dieses ist zusätzlich mit einem höhenverstellbaren Sitz und Lenker ausgestattet, wiegt satte 27 Kilogramm – erbaut in der Steiermark in Österreich. Gleich in der linken Ecke der Radhalle, in der zwei Kompagnons von Hauge auch ihre heutigen modernen Drahtesel und selbstgebauten Rahmen anbieten, hat der Drais-Verehrer eine „Karl-Drais-Leseecke“ eingerichtet – unter einem großformatigen Porträt des 1785 in Karlsruhe geborenen, und 1851 am selben Ort verstorbenen Erfinders. Mit reich bebilderten Katalogen zu großen Ausstellungen in Mannheim – und im Deutschen Museum in München. „Die Bücher kann man auch ausleihen“, sagt Hauge, der „auf die Ehrlichkeit der Besucher“ setzt. Die Wände der Radhalle sind regelrecht „gepflastert“ mit Bild-Motiven und Texten. Da wirkt manches etwas ungeordnet. Zu recht findet sich nur der Besucher, der „an die Hand genommen wird“. Der Initiator weiß es und räumt es ein: „An den Wänden ist viel, viel zu lesen…“

Am vergangenen Dienstag war erstmals eine Schulklasse in den Räumlichkeiten zu Gast: 10-Jährige, denen Hauge mit zweistündigem Programm das Leben und Werk von Karl Drais schilderte. Wer zu Besuch kommt in das Museum – der Eintritt ist kostenlos – bekommt von Hauge einen acht Punkte umfassenden Leitfaden. Der führt unter anderem zur Karte mit den 39 Stationen in Karlsruhe, die mit Drais zu tun haben: dem mutmaßlichen Geburtshaus, dem Denkmal – in der Beiertheimer Allee, der Grabstätte am Hauptfriedhof. Es geht weiter mit hunderten Bild-Motive in der Radhalle.

Die letzte eigene große Drais-Ausstellung in Karlsruhe gab es anlässlich dessen 200.Geburtstag: im Jahr 1985, im Stadtmuseum im Prinz-Max-Palais. 2017, zu dem Jahrestag der erstmaligen Vorstellung der wichtigsten Erfindung des einstigen Freiherrn von Drais, des Laufrades – oder wie Hauge sagen würde, der Laufmaschine, wurde Drais vor allem an seinem langjährigen Wirkungsort Mannheim gewürdigt. In Mannheim entstand die Mehrzahl seiner Erfindungen. Hauge war die von ihm initiierte Ausstellung im Gewerbehof offenbar ein Herzensanliegen. Das von ihm initiierte „erste inoffizielle Drais-Museum“ in Karlsruhe entstand auch deshalb, weil er – wie er sagt –den Erfinder von den Museums-Machern der Stadt nicht ausreichend gewürdigt sieht. Ob er damit nun Recht haben mag – oder aber das subjektivem Empfinden entspricht.

Hauge ist ein streitbarer, mitunter auch impulsiv wirkender Mensch, hat sich dabei auch mit einigen der Verantwortlichen der Stadt regelrecht überworfen. „Er gibt manchmal etwas viel Gas, aber er weiß das auch“, sagt sein ihm wohlgesonnener Kompagnon in den Verkaufsräumen der Radhalle. Der „Radler-Martin“, wie er bei Kunden genannt wird, wirkt dabei manchmal auch fast ein wenig wie besessen von der Erfinder-Figur Drais. Er halte sich „für das Karlsruher Drais-Universum“, hatte ihm kürzlich etwa ein Redakteur vorgeworfen. Doch wer einiges an Geduld und Langmut mitbringt, vermag einiges zu erfahren: der in Bielefeld geborene Martin Hauge, der seit rund 30 Jahren seinen Fahrradladen im Gewerbehof betreibt, weiß auf jeden Fall zu jedem einzelnen Exponat seiner Ausstellung eine eigene Geschichte zu erzählen. (Stefan Jehle)

Infos
Karl Drais Museum (geöffnet seit Januar 2019), Steinstr. 23 im Gewerbehof, 76133 Karlsruhe – der Eintritt ist frei. Hunderte Abbildungen, Photos, Plakate, Texte, Infomaterial, sehr viel (ausleihbare) Fachliteratur, eine Leseecke, eine Laufmaschine für Testfahrten (nach Absprache) und weitere Exponate stehen Besuchern zur Verfügung. Hier könne, so schreibt Hauge auf seiner eigenen Webseite, jeder etwas Neues finden und hier werde alles rund um Karl Drais „korrekt und unzensiert dargestellt“.In der Regel gelten diese Öffnungszeiten: Dienstag, Mittwoch und Donnerstag, jeweils von 11 – 18.30 Uhr, Freitag 8 – 19.00 Uhr, und Samstag 10 – 15.00 Uhr. Informationen, Terminvereinbarungen für Führungen etc., auch Antworten für etwaige Rückfragen gibt es beim Museums-Initiator Martin Hauge selbst per E-Mail: martin.hauge@danke-karl-drais.de

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Autor:

Jo Wagner

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