Pop, Party, Privatfernsehen: Das waren die 80er Jahre
Lifestyle. Walkman und Gameboy, die Anti-Atomkraft- und Friedensdemos oder die Wiedervereinigung mit „den Brüdern und Schwestern aus dem Osten", aber auch der Vokuhila, Schulterpolster und Ballonseide - die 80er Jahre sind das Jahrzehnt der Bubblegum-Popkultur, stehen aber gleichermaßen für politischen Wandel und die Technisierung des Alltags - Ghettoblaster, mit Commodore und Atari die ersten Computer für zu Hause, Funktelefone oder Spielekonsolen lassen bereits erahnen, wohin die mediale Reise geht. Für die Jugend sind die 80er bereits Geschichte – wenn auch mit Kultstatus dank „Stranger Things“.
Von Heike Schwitalla
Mit „Sie sind wieder da! - die 80er Jahre“ begibt man sich im Badischen Landesmuseum Karlsruhe erneut eine Zeitreise. Nach dem Trip in die glamouröse Ära des Jugendstils vor zwei Jahren, geht es dann bis Februar 2024 auf einer Erlebnistour in die schrille, grelle Welt der 1980er Jahre.
Die 80er Jahre sind schwer zu fassen, zum einen locker, flockig und ein bisschen durchgeknallt, wie die Hits der Neuen Deutschen Welle, zum anderen hochpolitisch, wenn es um Themen wie Wettrüsten, Friedensbewegung, Atomkraft, Tschernobyl, Waldsterben und „Sauren Regen“ geht. Dennoch schauen viele Menschen – vor allem Angehörige der „Gen X“ – positiv und mit Freude auf die 80er Jahre zurück. Gerne erinnert man sich an Samstagabende mit großen TV-Shows wie „Wetten, dass…?“, die wöchentliche Sendung „Formel Eins“, die wohl den Musikgeschmack einer kompletten Generation geprägt hat oder an Sommertage im Freibad – ganz ohne Smartphone und Internet.
Die 1980er Jahre waren aber eben auch politisch relevant – besonders in Deutschland. Das vergisst man zwischen Lycra-Leggings und Popperscheitel, zwischen Nena und Modern Talking nur allzu gerne: Die Geburtsstunde der „Grünen“ - mit Joschka Fischer und seinem legendären Auftritt in Turnschuhen bei der Vereidigung zum ersten grünen Minister in der hessischen Landesregierung, ein Jahrzehnt geprägt durch den „Einheitskanzler“ Helmut Kohl und eine Zeit der politischen Skandale, wie der Affäre um Uwe Barschel oder der „Chronique scandaleuse“ um Franz Josef Strauß und Konsorten. Das Jahrzehnt bringt den Deutschen das „Privatfernsehen“, mit Boris Becker 1985 ihren ersten Wimbledonsieger und 1983 gefälschte „Hitler-Tagebücher“. Götz George brilliert im Fernsehen als „Schimanski“ und das deutsche Kino lebt von Otto Waalkes und den „Supernasen“ alias Mike Krüger und Thomas Gottschalk.
Die Ausstellung:
Über 150 Leihgaben aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zeichnen diese bewegten Jahre zwischen "kaltem Krieg" und Mauerfall" nach - widmen sich Politik, Musik, Alltag und Lebensgefühl gleichermaßen. Ein knallbuntes Rahmenprogramm soll zusätzlich dafür sorgen, dass die 80er Jahre zumindest für die Zeit der Ausstellung in die Fächerstadt zurückkehren.
Dafür geht die Ausstellung auch kuratorisch neue Wege: Denn sie verlässt das traditionelle Raumkonzept und führt die Besucher von einer bewegten Straßenszene aus den 1980er Jahren durch einen Kiosk, eine Wohnung und einen "Clubraum" - macht so die Alltagswelt des Jahrzehnts in all ihren Facetten erlebbar. Und weil eine solche Ausstellung bei vielen Besuchern eigene Erinnerungen und Emotionen wecken wird, gibt es im Kiosk und im Jugendzimmer die Möglichkeit der Partizipation. Wer mag, kann eigene "Leihgaben" einbringen und seine 80er-Geschichten mit den anderen Ausstellungsgästen teilen.
Infos:
Informationen zur Ausstellung unter www.landesmuseum.de/80er
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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