Alice Weigel in Karlsruhe
Alice Weigel kommt. Kommt Alice Weigel? Bericht über ihren Auftritt am 25.09.21 in Karlsruhe
Das Karlsruher Ordnungsamt hat sich vorbildlich an demokratische Prinzipien gehalten. Die Antifaschisten und die AfD teilen sich den Markplatz. An der Grenze zwischen beiden Parteien ein freier Raum, ähnlich wie zwischen Nord- und Südkorea. Dazwischen Polizei, zwei zu Pferd, Absperrzäune.
Auf der einen Seite Antifaschisten, Gewerkschaftler, Linke, Bürgerliche Kräfte. Vielen ist die AfD ein Dorn im Auge: Ihr rückwärtsgerichtetes Frauenbild, ihre Ausländerfeindlichkeit, ihr Versuch, die Gewerkschaften durch Gegengewerk- schaften zu spalten, ihr Kungeln mit den Querdenkern. Ihr geistiges Zündeln an den Anschlägen auf Asylanten. Es sind sicher 300 Menschen, die zu den Vorträgen z.B. des Linken Bundestagsabgeordneten, trommeln, trillern, immer in die Richtung der AfD, die man nicht sieht und nicht hört.
Der LKW, von dessen Ladefläche aus Alice Weidel sprechen soll, steht mit der geschlossenen Seite zu der Gegendemonstration. Sitz man am Rondell, also dem Platz mit dem Obelisk, kann man bei Kaffee und Kuchen die AfD sehen und hören. Es ist erstaunlich, wie wenige Anhänger zur Kundgebung gekommen sind, sicher weniger als auf der Gegenseite. Man hört immer wieder Aufforderungen, den Corona-Abstand zu halten.
Die Redner schimpfen auf die Antifaschisten. Das seien die Leute, die Autos anzünden, nur die AfD sorge sich um Stabilität, sie sei eine Partei der Ordnung und der Vaterlandsliebe.
Man fragt sich, worüber die Redner sprechen würden, gäbe es die Gegendemonstranten nicht. Blicke auf Armbanduhren und Handys. Alles gerät ins Stocken. Der große Auftritt der Parteivorsitzenden verzögert sich. Dann endlich, nach gefühltem Leerlauf von 15 Minuten rollt die Fahrzeugkolonne an den Kaffeehausgästen vorbei. Ein Polizeiwagen voraus, danach der Dienst Mercedes mit der Frau im blauen Blazer, danach nochmals ein schwarzer Security-Mercedes.
Endlich betritt sie die Tribüne. Sie spricht über die Maskenpflicht, den Druck auf den Nichtgeimpften, die Debatten im Bundestag. Sie und die Afd, so schreit sie ins Mikro, würden einstehen für die Rechte der Bürger, denen man die Grundrechte entzogen habe. Sie spricht 5, vielleicht 7 Minuten. Danach muss sie zurück nach Berlin. Sie spricht nicht über schwierige Themen, nicht über Inflation, Wohnungsnot, internationale Konflikte oder die Klimakrise.
Das Thema Masken ist das Zugpferd, das einzige Thema. Ob für Alice Weidel oder für alle Bürger, das wird das Ergebnis der Bundestagswahl zeigen.
Autor:Hans Poignee aus Ettlingen |
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