Vulkanausbruch wohl mitverantwortlich für die Innovation des Karlsruhers - und für das Cannstatter Volksfest
Drais und das Jahr ohne Sommer
Karlsruhe. Er war ein genialer Erfinder und ein überzeugter Demokrat: Die Rede ist vom Freiherrn Karl von Drais. Am 12. Juni 1817 unternahm er die erste Fahrt mit seiner Draisine - dem Vorläufer des Fahrrads - von seinem Wohnhaus in Mannheim nach Schwetzingen.
Zum 200-jährigen Jubiläum wurde dieser Pioniertat im Jahr 2017 groß zelebriert, in Mannheim skizzierte dazu das Technoseum eine Ausstellung zur Geschichte von Drais und dem Fahrrad. Zudem erklang ein Musical von Michael Herberger, von den "Söhnen Mannheims", über Drais und den Urknall der individuellen Mobilität - immerhin hat der Karlsruher Drais das Laufrad in der Kurpfalz entwickelt.
Späte Akzeptanz seiner Tüftelei
Tragisch: Der wohl letztlich eher verkannte Drais wurde zwar in Karlsruhe geboren und starb auch verarmt in der badischen Residenz - aber die Akzeptanz seiner Tüftelei erfolgte erst weit über 100 Jahre später. Drais war dabei ein Tüftler par excellence: Von ihm wurden auch ein energiesparender Holzherd und die erste Tastenschreibmaschine der Welt entwickelt.
Auf die Spuren von Drais begeben sich heute viele: Ob "Welttreffen historischer Räder", Event in Karlsruhe unter dem Slogan „Ganz schön Drais“, Filmfestival mit Namen „CineBike“, das klassische Draisinen-Rennen, das seit Jahren in Karlsruhe ein Event ist, eine Drais-AG im Karlsruher Fichte-Gymnasium oder zum Beispiel auch ein Theaterstück mit dem Titel „Die Vision des Erfinders“. Heute erinnert man jährlich an seinem Geburtstag (29. April 1785) an den Vaters des Ur-Fahrrads. Ende April trifft sich daher stets die "Historische Radlergruppe" am Drais-Denkmal in der Karlsruher Südweststadt. Doch in der badischen Residenz war der Freiherr seinerzeit nicht gut gelitten. Der bekennende Demokrat legte zudem seinen Adelstitel ab.
Vulkanausbruch war wohl Impuls für Erfindung
Die bahnbrechende Erfindung ist – wenn man so will – einem schrecklichen Ereignis zu verdanken. 1815 brach der Vulkan Tambora in Indonesien aus. Die Explosion und der Ascheausbruch waren so heftig, dass er die Erde zeitweise verdunkelte und für Eiseskälte sorgte. Das folgende Jahr 1816 ging als „Jahr ohne Sommer“ in die Geschichte ein. Missernten waren die Regel, Hungertaler wurden geprägt, Futter für Pferde, schließlich waren Kutschen das eigentliche Fortbewegungsmittel, war Mangelware. Und im Kontext jener Zeit erfand der Forstbeamte Drais jene pragmatische wie revolutionäre Lösung, die Pferdestärken durch Muskelkraft ersetzte. (voko)
Infos: www.danke-karl-drais.de
Nachtrag
Die Aschewolken des Vulkanausbruchs im fernen Indonesien verdunkelten den Himmel über Europa - wie erwähnt auch mit Folgen für die Landwirtschaft. König Wilhelm I. aus Württemberg, frisch vermählt mit der Zarentochter Katharina, stiftete damals das Cannstatter Volksfest für einige Momente des Glücks inmitten großer Not. Er half damit vor allem auch der darniederliegenden Landwirtschaft wieder auf die Beine.
Die moderne Landwirtschaft von heute wäre ohne dieses Aufbruchssignal nicht denkbar. Die Gründung der renommierten Universität Hohenheim geht auch auf dieses Fest zurück. Auch andere wohltätige und soziale Einrichtungen wurden von dem Königspaar ins Leben gerufen. „Das Jahr ohne Sommer – wie das Cannstatter Volksfest entstand“ heißt die Dokumentation zu 200 Jahre Wasen, die am 23.9.2018 um 20:15 im "SWR Fernsehen" zu sehen ist.
Kinovorführungen der Dokumentation: Die Dokumentation wird begleitend zum „Historischen Volksfest“ von Mittwoch, 26. September, bis Mittwoch, 3. Oktober 2018, täglich im EM-Kino, Bolzstr. 4, Stuttgarter Innenstadt, gezeigt, www.swr.de.
Autor:Jo Wagner |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.