Pädagogische Hochschule Karlsruhe
Geschichte gemeinsam verstehen: Kooperationsseminar für israelische und deutsche Studierende
Einmal pro Jahr bietet Prof. Dr. Sabine Liebig, Historikerin an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe, mit ihrem Kollegen Dr. Nimrod Tal vom Kibbutzim College in Tel Aviv ein kooperatives Geschichtsseminar an. Hier lernen, arbeiten und diskutieren deutsche und israelische Studierende gemeinsam per Videomeeting. Praktische Völkerverständigung, die Grenzen überwindet und den Austausch angehender Lehrerinnen und Lehrer fördert.
Gemeinsam mit Lehramtsstudierenden aus Israel per Internet an einem Geschichtsseminar teilnehmen, ein ganzes Semester lang in binationalen Teams zusammenarbeiten und so über den Tellerrand der eigenen akademischen Welt hinausschauen, das ermöglicht Prof. Dr. Sabine Liebig Studentinnen und Studenten der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe (PHKA) seit 2017. Mit ihrem Kollegen Dr. Nimrod Tal vom Kibbutzim College in Tel Aviv bietet die Professorin für Neuere und Neueste Geschichte und ihre Didaktik einmal pro Jahr ein deutsch-israelisches Kooperationsseminar an, das online stattfindet.
Revolutionen in der Weltgeschichte
In diesem Wintersemester geht es um Revolutionen in der Weltgeschichte. „Die Studierenden beschäftigen sich – jeweils in binationalen Teams – mit einem Projektthema ihrer Wahl, erarbeiten eine gemeinsame Präsentation und stellen sie vor“, erläutert die Wissenschaftlerin, die 2007 das erste Mal in Israel war und sich schon lange mit jüdischer Geschichte beschäftigt. Gemeinsame Sprache in den Kooperationsseminaren ist Englisch, der wöchentliche Treffpunkt das Videomeeting. Und das schon seit vielen Jahren, lange bevor Corona virtuelle Lehre zum neuen Normal gemacht hat. Entwickelt wurde das Konzept der Kooperationsseminare für ein Projekt mit dem Oranim College bei Haifa, an dem Sabine Liebig zwischen 2014 und 2016 beteiligt war. „Beeindruckend sind immer die ersten Sitzungen, wenn sich die Studierenden aus beiden Ländern kennenlernen. Und natürlich die letzte Seminarsitzung, wenn die Teams vorstellen, was sie erarbeitet haben“, so die Professorin. Die meisten Studierenden seien begeistert von dem digitalen Format und nähmen sogar mehrmals an einem Kooperationsseminar teil.
Neue Perspektiven auf historische Ereignisse
Zu den Herausforderungen dieser besonderen Form des Studierendenaustauschs zählt die Technik. Diese Woche war die Verbindung stabil. Insgesamt 45 Studierende und Dozierende der beiden bildungswissenschaftlichen Hochschulen hatten sich zugeschaltet, als Prof. Liebig per Powerpoint-Präsentation und eingebetteten Videos über die friedliche Revolution von 1989 berichtete und wie es dazu kam. Viele Teilnehmende des Kibbutzim College nutzten die Gelegenheit, Fragen zu stellen: Etwa, warum es die Stasi damals nicht geschafft hat, die wachsenden Proteste einzudämmen, warum die DDR die Reisefreiheit einführte, oder was während und nach der Wiedervereinigung mit den ostdeutschen Betrieben geschah.
„Der Austausch im Kooperationsseminar ist höchst bereichernd, denn es ergeben sich immer wieder neue Perspektiven auf historische Ereignisse und Fragen“, sagt die Wissenschaftlerin, die an der PHKA auch stets gut besuchte Seminare zur jüdischen Geschichte anbietet. Liebig bedeutet die Zusammenarbeit mit dem Kibbutzim College sehr viel. „Es ist eine Form von Völkerverständigung. Denn wir fördern das Verständnis füreinander und führen zusammen.“ Auch Freundschaften zwischen den angehenden Lehrerinnen und Lehrern aus Israel und Deutschland seien bereits entstanden. Die Historikerin hofft, dass diese Freundschaften bis in die Schulpraxis hinein bestehen bleiben und die Studierenden später als Lehrkräfte ähnliche Projekte mit Schulen in Israel durchführen.
Autor:Regina Thelen aus Karlsruhe |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.