Ernte in den historischen Gewächshäusern aus Metall und Glas
Kaffeekirschen aus Karlsruhe. Die erste Ernte im Botanischen Garten
Ein Kaffeestrauch, der seit einem Jahr im Botanischen Garten Karlsruhe gezogen wird, hat reife Kaffeebohnen getragen: Jetzt haben die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg sie gemeinsam mit einem Fachmann geerntet. Daraus wird in einer Karlsruher Kaffeerösterei Kaffee geröstet werden. „Damit knüpfen wir an eine Tradition der großen Gärtner in den Schlossgärten an“, erklärte Michael Hörrmann, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, bei der Ernte. „In den Schlossgärten wurden immer Nutzpflanzen für die höfische Küche kultiviert – und damit war man schon vor Jahrhunderten sehr erfolgreich“.
Üppig trägt der Kaffeestrauch, der in einem der frisch sanierten Glashäuser gedeiht. „Wir haben das Exemplar im vergangen Jahr bei der Neubepflanzung der Häuser von den Kollegen im Stuttgarter Zoologisch-Botanischen Garten Wilhelma erhalten“, erklärt Gartenleiter Thomas Huber. Im letzten Sommer trieb die Pflanze viele Blüten und setzte auch reichlich Bohnen an. Jetzt im Februar sind die Früchte erntereif: Leuchtend orange sind die Kaffeekirschen geworden. „Für uns ist es natürlich ganz fantastisch, dass wir so die Möglichkeit haben, den Botanischen Garten als ein lebendiges Monument zu präsentieren“, erklärt Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. „Und wir sind stolz darauf, dass die neu bepflanzten Glashäuser gleich im ersten Jahr so gut gedeihen“.
Der Weg zur ersten Tasse Kaffee aus dem Botanischen Garten ist nicht ganz einfach: Die Kaffeekirschen werden nach der Ernte etwa für eine Woche in Wasser eingelegt, bis sich das Fruchtfleisch löst. Anschließend werden die Bohnen langsam getrocknet. Erst danach können die Bohnen geröstet werden. Weil es sich um eine junge, einzelne Pflanze handelt, lohnt sich für die Erntemenge nicht eine maschinelle Röstung: stattdessen werden die getrockneten Bohnen von Hand in einer Pfanne geröstet. Als fachlichen Beistand haben sich die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg die Karlsruher Kaffeerösterei „tostino“ geholt: Stefan Kehr, einer der beiden Betreiber diese Bio-Kaffeemanufaktur, begleitet den gesamten Verarbeitungsprozess professionell.
Die historischen Gewächshäuser aus Metall und Glas wurden über längere Zeit aufwändig saniert und erst im April 2018 wiedereröffnet. Seither orientieren sich Gestaltung und Pflanzenauswahl exakt an den historischen Vorlagen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das herausragende Monument der Gartenkultur hatte während der anderthalb Jahre der Bauarbeiten vielen gefehlt: 2018 besuchten in den acht Monaten ab der Wiedereröffnung insgesamt 18.861 Menschen die Glashäuser. „Die Besucherinnen und Besucher haben damit ein deutliches Zeichen für die Beliebtheit und Bedeutung des Botanischen Gartens gesetzt“, erklärt Geschäftsführer Michael Hörrmann.
Für die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg ist die Verbindung mit der Natur schon aus Tradition eine Verpflichtung: Bereits in den Klöstern des Mittelalters wurde die Tradition des Gartenbaus gepflegt. Und in den großen Schlossgärten verfügten die Gärtner über staunenswertes Spezialwissen. Zitruspflanzen, Ananas, Granatäpfel, aber auch Pfirsiche und ebenso viele Gemüsearten und Schmuckpflanzen, von denen heute viele längst in den Gärten eingebürgert sind, wurden von ihnen erfolgreich gezogen. Im Schwetzinger Schlossgarten gediehen die Kaffeebäume im 18. Jahrhundert so gut, dass damit der gesamte Kaffeebedarf des kurfürstlichen Hofes gedeckt werde konnte! An diese vielfältige Tradition knüpfen die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg an. Seit 2018 gibt es bereits Honig aus den Schlössern und Klöstern: Unter dem Namen „Landesgold“ wird Honig verkauft, für den die Bienenstöcke direkt bei dem jeweiligen Schloss oder Kloster stehen. ps
Infos: www.botanischer-garten-karlsruhe.de
Autor:Jo Wagner |
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