Die Welt ist ein Dorf
Karlsruher Schüler erhalten Einblicke in die Arbeit des Auswärtigen Amtes
Anke Crawford-Reed ist bereits seit 28 Jahren beim Auswärtigen Amt tätig. Am 10. Oktober 2019 berichtete sie in der Merkur Akademie International über ihre Erfahrungen im weltweiten Einsatz.
„Wenn man in einem anderen Land arbeitet, baut man ganz schnell Vorurteile ab und lernt die andere Kultur zu schätzen“, erklärt Anke Crawford-Reed. Sie hat nach der Ausbildung als Fremdsprachenassistentin im Auswärtigen Amt angefangen und hat seitdem viele verschiedene Posten auf der ganzen Welt eingenommen: Peking, Bangkok, Washington, Addis Abeba und Oman. „Ich würde gerne wieder nach Asien gehen“, sagt sie und dabei leuchten ihre Augen. Die Begeisterung für den Beruf ist ihr anzumerken. „In meiner Heimat bleiben, ein Haus bauen, 30 Jahre im gleichen Job – das war für mich immer ein Albtraum. Jetzt wechsele ich alle vier Jahre den Ort, das ganze Lebensumfeld und meinen Aufgabenbereich. Das ist sehr spannend, ich habe tolle Sachen erlebt und viel gelernt. Man macht Dinge, die man sich nie zugetraut hätte und wächst über sich hinaus.“
Schöne Erfahrungen und viele Herausforderungen
Das Auswärtige Amt vertritt die Bundesrepublik im Ausland und kümmert sich um deutsche Staatsbürger. Entsprechend vielfältig sind die Aufgaben: klassische Sekretariatsarbeiten, Empfänge für den Tag der Deutschen Einheit organisieren oder Deutschen helfen, die ihren Pass verloren haben. „In Bangkok musste ich Behördenhilfe für Schwerverbrecher im Gefängnis leisten und einmal einen Toten identifizieren. Da kommt man an seine Grenzen.“
Frau Crawford-Reed spricht auch ehrlich über die Probleme in ihrer Arbeit: Entwurzelung und Entfremdung von der Heimat, die Lebensbedingungen in manchen Ländern, Probleme mit Sicherheit, Gesundheit und der Versorgungslage: „In Peking ist das Regime sehr aggressiv, man kann seine Meinung nicht öffentlich äußern. Es war ganz normal, dass die eigene Wohnung abgehört wird.“ Auch für Partner und Kinder ist die Situation nicht einfach: „Wenn ich an einen neuen Posten gegangen bin, habe ich zuerst das Kinderzimmer meines Sohnes eingerichtet“, erzählt sie, „dann war er schon mal zufrieden.“
Vielfältige Unterstützung
Das Auswärtige Amt bemüht sich, den Wechsel der Posten für die Angestellten so leicht wie möglich zu machen: es gibt Vorbereitungsseminare, Check-Listen, Hilfe bei der Wohnungssuche, einen Umzugsservice und auch finanzielle Unterstützung wie Mietzuschüsse. Zudem erhalten Einsteiger gleich einen unbefristeten Vertrag, attraktive Auslandszuschläge zum Gehalt und je nach Region auch zusätzliche Urlaubstage.
Die Schüler hören gespannt zu und stellen detaillierte Fragen, auch zum Bewerbungsprozess – viele wollen nach der Ausbildung zum Europasekretariat beim Auswärtigen Amt arbeiten, ehemalige Schülerinnen der Merkur Akademie International sind beispielsweise gerade in St. Petersburg und Lagos, Nigeria. Frau Crawford-Reed ist aktuell am Standort Berlin für die Auswahl der Praktikanten zuständig und hält einmal jährlich den Vortrag an der Merkur Akademie International: „Ich bin immer gerne hier“, sagt sie am Ende des Vortrags: „Die Leute, die sich von der Merkur Akademie International bei uns bewerben, sind gut ausgebildet, freundlich und fleißig und sprechen die Sprachen.“
Autor:Hannah Oestreich aus Karlsruhe |
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