Ansteckungsgefahr in Corona-Krise / Hamsterkäufe lassen wenig / UPDATE
Meiste Tafeln in Karlsruhe haben dicht, Beiertheim öffnet wieder
Karlsruhe. Ronny Strobel zuckt mit den Schultern. „Es ging nicht mehr. Corona hat alles verändert. Unsere Kunden haben nur noch das Wenige bekommen, was die Reichen beim Hamstern übriggelassen haben. Die Ware wurde immer knapper. Jetzt haben wir die Konsequenz daraus gezogen und zugemacht“, sagt der Marktleiter der Tafel in Beiertheim.
Hamsterkäufer sorgten für Engpässe
Einen Kundenkreis von rund 3.000 Bedürftigen hat die Tafel im Karlsruher Westen. Etwa zehn Prozent davon decken sich täglich gegen einen geringen Obulus im Geschäft mit Lebensmitteln ein. Da aber zu Zeiten der Corona-Krise selbst die rund 75 Supermärkte und Discounter, die üblicherweise die Tafel bestücken, Engpässe haben, blieb kaum noch etwas für deren Kunden übrig. In Karlsruhe existieren neben Beiertheim weitere Tafeln am Rheinhafen und in Durlach. Letztere ist die einzige, die noch geöffnet hat. „Wir haben aufgrund der Hamsterkäufe rund ein Drittel weniger Ware bekommen. Jetzt haben wir dicht gemacht“, betont Marktleiter Reinhold Müller von der Tafel am Rheinhafen.
Ansteckungsgefahr
Aber er nennt noch einen weiteren Grund für die Schließung. Die Ansteckungsgefahr in Sachen Coronavirus sei zu groß. Ein wichtiger Aspekt, denn auch Strobel unterstreicht. „Wir haben viele ehrenamtliche Mitarbeiter, die meisten sind über 60 oder 70 Jahre alt. Sie gehören zur Risikogruppe, ebenso wie unsere Kunden. Etliche sind herzkrank oder haben Krebs. Sehr wahrscheinlich würden viele das nicht überleben, wenn sie infiziert würden. Diese Verantwortung können wir nicht übernehmen“, erklärt Strobel.
Zumal auch die Räumlichkeiten beengt seien, ein idealer Nährboden also für den Virus. Allerdings: Die Kunden der von der Caritas betriebenen Tafel in Beiertheim konnten sich am vorerst letzten Öffnungstag noch einmal ordentlich mit Lebensmittel eindecken. „Sie konnten sich viel mehr aussuchen als sonst üblich. So dass es definitiv auch eine längere Zeit ausreicht“, erklärt der gelernte Kaufmann.
Dennoch: Die Hamsterkäufe der Normalverdiener gehen ihm nicht in den Kopf. An eben diesem Einkaufsverhalten würden die sozial Schwachen, zu denen die Tafel-Kunden zählen, leiden. Wie es genau weitergeht – denn gerade jetzt könnte seine Kundschaft das Angebot an günstigen Lebensmitteln gut gebrauchen, weiß Strobel auch nicht. „Wir schließen jetzt erst mal bis Ende März. Dann wird man weiterschauen, wie die Situation ist. Eventuell können wir dann wieder öffnen“, hofft er. (voko)
UPDATE: Nach dem temporären "Aus" öffnet die Beiertheimer Tafel erfreulicherweise ab Dienstag, 31. März, wieder - allerdings vorerst nur zwei Nachmittage die Woche, dienstags und freitags. Hintergrund ist, dass von den Lieferanten wieder genug Waren da sind!
Autor:Wolf Schreiber aus Karlsruhe |
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