Ministerpräsident enthüllt Telldenkmal
"Themen, die noch heute aktuell sind"
Ötigheim. Unlängst hat der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann das Telldenkmal der Volksschauspiele Ötigheim enthüllt. Seit 1910 wird in der badischen Gemeinde auf Deutschlands größter Freilichtbühne regelmäßig Friedrich Schillers „Wilhelm Tell" gespielt. Millionen von Besuchern haben im „Telldorf" dieses Meisterwerk gesehen – eine deutschlandweit einmalige Aufführungstradition. „Auch wenn die Geschichte des Wilhelm Tell in der Schweiz spielt, hat sie weit darüber hinaus ihre Wirkung entfaltet. Denn es geht darin um Großes: um Gottvertrauen und Familienliebe, um den Zusammenhalt der Menschen, um Machtmissbrauch, Widerstand und Freiheit", so Ministerpräsident Kretschmann: "Also um Themen, die noch heute aktuell sind. Weil sie für den Erhalt der Demokratie wichtig sind. Und weil es sich gerade in unserer weltpolitischen Lage lohnt, wieder neu über sie nachzudenken. Auch deswegen ist Schillers ,Wilhelm Tell‘ eines der großen Erfolgsstücke der Ötigheimer Volksschauspiele. Die Aufführungen sind das Ergebnis der Zusammenarbeit einer Dorfgemeinschaft, die immer wieder über mehrere Monate mit größter Leidenschaft und Ehrgeiz große Schauspielkunst präsentiert."
Das Land hat den finanziellen Zuschuss für die Volksschauspiele in diesem Jahr auf jetzt 230.000 Euro erhöht, würdigt so auch die künstlerische Qualität und das gemeinsame Engagement vor Ort. "Dafür steht auch das neue Telldenkmal", so Kretschmann. Auch Pfarrer Erich Penka, erster Vorsitzender des Theatervereins, zeigt sich beeindruckt über den neuen Identifikationspunkt seiner Gemeinde und stellt die reine Spendenfinanzierung des Denkmals in den Vordergrund: „Wir haben hier großen Zuspruch und Unterstützung erfahren. Die emotionale Verbundenheit unserer Gäste aus nah und fern mit unserem Verein berührt uns sehr."
Kombination aus 3D-Technik und Kunsthandwerk
Die Gestaltung des Kunstwerkes basiert auf einem Entwurf des Schweizer Bildhauers Richard Kissling (1848 bis 1919) aus dem Jahr 1892. Kissling gewann damit einen Wettbewerb der Gemeinde Altdorf in der Schweiz. Seine Monumentalstatue wurde zur nationalen Ikone – und weltweit bekannt. Die Ötigheimer Replik unterscheidet sich vom Original in Altdorf vor allem durch die Größe: Der Altdorfer Tell ist vier Meter groß, das Denkmal, das seinen Platz vor den Toren der Freilichtbühne gefunden hat, zwei. In Ötigheim verzichtet man bewusst auf den monumentalen Sockel des Originals und positioniert die Tellgruppe auf einem schlichten Naturstein.
Thomas Ihle, Inhaber der ausführenden Gießerei "Gebr. Ihle Bildguss GmbH" aus Dresden: „Wir haben hier auf einen hochmodernen Fertigungsprozess gesetzt: Ausgangspunkt war ein Abguss der von Kissling gefertigten Statuette des Denkmals, die mittels 3D-Scanner digitalisiert wurde. Via 3DPrinter wurde davon ein Modell in der gewünschten Größe gedruckt und klassisch bildhauerisch überarbeitet. Das Ötigheimer Denkmal verdankt seine Gestalt also einer innovation Kombination aus 3D-Technik und traditionellem Kunsthandwerk.“
Ganzjährig zugänglich
Das Ötigheimer Telldenkmal ist ganzjährig frei zugänglich. Eine Betrachtung lässt sich gut mit einem Besuch des Theatersommers verbinden: Die Jubiläumsinszenierung von Friedrich Schillers „Wilhelm Tell“ feiert am 18. Juni 2022 Premiere.
Infos unter www.volksschauspiele.de
Autor:Jo Wagner |
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