Gesichter im Meer der 1000 Punkte - CircleSummerCamp mit Materialbildern von Patrizia Casagranda
Vielschichtige Marilyn Monroe
Karlsruhe. Die Marke Marilyn Monroe lockt wie eh und je, diesmal in der Neuen Kunst Gallery. In pink
und violett leuchtet die Diva aus dem Großformat. Das Punkteraster erinnert an Roy Liechtenstein
oder Siegmar Polke. Doch beim Näherkommen verliert das verführerische Lächeln viel von seiner
Anziehungskraft. Die Züge lösen sich in einem Punktemeer auf, dass Raster entpuppt sich als
Noppenmuster einer Mörtel-Gips-Mischung. Der Blick wandert über zerrissenes und zerknautschtes
Textilgewebe, über Schrunden und Wellen, die das Gesicht in eine zerfurchte Landschaft verwandeln.
Collage, Malerei und Schablonentechnik verbindet Patrizia Casagranda in ihren Frauenportraits, in
die sie auch effektvoll Typografie integriert.
Galerist Michael Oess präsentiert nun vier dieser aufwändig gestalteten Bilder, deren
Recycling-Optik besonders gut in der Galerie zur Wirkung kommen. Die
Deutsch-Italienerin Casagranda (Jahrgang 1979) hat zunächst Design studiert und arbeitete als
Grafikerin unter anderem für Günther Uecker und Markus Lüpertz.
Lkw-Planen und Wellpappe
Doch im virtuosen Umgang mit verbrauchten Materialien hat sie ihren eigenen Stil gefunden. Auf
Sperrholzplatten, alten Armee-Zelten oder Lkw-Planen entstehen ihre Bilder, die bis zu 15 Schichten
tragen und eine große Tiefenwirkung entfalten. Stoff wird über Papier gedeckt, teilweise
auseinandergezerrt oder zusammengezogen, Wellpappe wird aufgeklebt und wieder abgeflämmt.
Zum dominierenden Element aber wird das farbige Raster aus hervorstehenden Punkten, dass die
Portraits scheinbar gleichmäßig konturiert, an manchen Stellen aber durchbrochen und beschädigt
ist.
Die Vorliebe für glamouröse Stilikonen wie Kate Moss oder Audrey Hepburn teilt die Krefelder
Künstlerin mit der Pop Art. Doch wenn ihre Mona Lisa in noblem Grau erscheint, die teils schäbigen
Materialien erzeugen eine raue Ästhetik. Würde gewinnen die Frauengesichter gerade im Kontext
von Verletzlichkeit und Verfall, das kommt auch in den Portraits der jungen Inderinnen zum Ausdruck:
In Nordindien, wo Casagranda zeitweise lebt, hat sie Kastenangehörige der Kalbelia kennengelernt,
die ihren Lebensunterhalt mit Müllsammeln und -verkaufen verdienen müssen.
Beeindruckt von der Lebensfreunde und Zuversicht der jungen Frauen, widmet die Künstlerin ihnen
die Bilderserie. Oft sind es Abfallfunde der Portraitierten, die Casagranda in
einem langwierigen Prozess verarbeitet und so eine Synthese aus Schönheit und Vergänglichkeit
schafft.
von Annette Schröder
Die Ausstellung
CircleSummerCamp 16.7. - 28.8.
Eröffnung am 16.7. 19.30 Uhr
Neue Kunst Gallery - Michael Oess
Zirkel 32
D-76131 Karlsruhe
Öffnungszeiten
Mittwoch - Freitag von 14:00 bis 18:00 Uhr
Samstag von 11:00 bis 14:00 Uhr
und jederzeit nach telefonischer Vereinbarung
unter 0151 15613713
[sub]
[/sub]
Folge Patrizia Casagranda:
Instagram
Facebook
PatriziaCasagranda.com
Autor:Patrizia Casagranda aus Ludwigshafen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.