Der „Tag der Schokolade“ wird gefeiert
Ein exotischer Genuss

Kakaobohnen | Foto: angelicavaihel/pixabay
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Genuss. Am 7. Juli 1550 soll die Schokolade das erste Mal nach Europa gekommen sein – an diesem Datum wird mittlerweile der „Tag der Schokolade“ begangen. Das exotische Getränk avancierte an den Höfen des Barock zu einem regelrechten Modegetränk. Schnell entwickelte die feine Gesellschaft eigene Sitten für den stilvollen Konsum, besonderes Geschirr entstand. Große Schokoladenfans waren zum Beispiel auch das Kurfürstenpaar Elisabeth Auguste und Carl Theodor. Es wird berichtet, dass die Liebe zur Schokolade eines der Dinge war, das die beiden verband. Im aktuellen Themenjahr „Exotik. Faszination und Fantasie“ richten die "Staatlichen Schlösser und Gärten" in Baden-Württemberg den Blick auf exotische Wurzeln unserer heutigen Alltagskultur und ihre Spuren in den Monumenten des Landes.

FREUNDSCHAFTSGESCHENK AUS DER NEUEN WELT
Von den Mayas erhielten die spanischen Eroberer 1544 verschiedene Freundschaftsgeschenke für den spanischen König ‒ darunter auch ein Gefäß mit geschlagener Schokolade. Die Liste dieser Geschenke, die als erster Beleg für Schokolade in Europa gilt, gibt es heute noch. Die Ureinwohner Südamerikas stellten aus den öligen Kakaobohnen ein nahrhaftes Getränk her, das sie mit Mais, Pfeffer oder Honig mischten. Um die bittere Schokolade zu verfeinern, fügten die Europäer der flüssigen Kostbarkeit teuren Zucker bei. Das machte die Schokolade vollends zum Luxusgut, welches sich nur die reiche Oberschicht leisten konnte – wie etwa der Adel an vielen Höfen.

PORZELLAN – BESONDERE GEFÄSSE FÜR DAS EXOTISCHE GETRÄNK
Schokolade, Tee und Kaffee wurden ab 1700 zu absoluten Modegetränken, wodurch eine ganz neue, elegante Genusskultur entstand. Dafür wurde eigenes, besonderes Geschirr benötigt: Porzellan, das anfangs aus Asien importiert wurde. Ab 1755 konnte es zum Beispiel auch in der damals neuen Frankenthaler Porzellanmanufaktur angefertigt werden. Paul Anton Hannong (1700‒1760) hat die Manufaktur als die siebte ihrer Art in Deutschland gegründet, um das „weiße Gold“ selbst herzustellen. Das neue Material war perfekt für die warmen Genussmittel Tee, Kaffee und Schokolade und trat gemeinsam mit ihnen seinen Siegeszug an – bis in unseren heutigen Alltag.

ZELEBRIERT: DER EXOTISCHE GENUSS
Da es sich bei Schokolade um ein modisches Luxusgetränk gehandelt hat, wurde der Konsum regelrecht zelebriert. Zeitgenössische Berichte überliefern das Spektakel: Bei Zubereitung und Ausschank der Schokolade kamen gleich mehrere Bedienstete zum Einsatz. Ein Diener quirlte die warme Schokolade auf einem Rechaud cremig, ein nächster füllte die Tasse und reichte sie und ein weiterer bot zum Abschluss ein Mundtuch an. Schokolade konsumierte man gern am Morgen – im Bett liegend! Getrunken wurde die kostbare Flüssigkeit aus einer speziellen Tasse, der sogenannten Trembleuse. Ihre Untertasse bietet durch einen hohen Standring aus Porzellan Halt: Er stabilisiert die Tasse, um auch mit zitternden Händen – der Name kommt vom französischen „trembler“ für zittern – keinen Tropfen des teuren Getränkes zu verschütten. Auch die Schokoladenkanne hatte eine ganze eigene Form, an der man sie heute noch in Porzellansammlungen erkennt. Typisch ist das Loch im Deckel, eine Aussparung für den Quirl, mit dem man die Schokolade schaumig rührte.

„SPEISE DER GÖTTER“ – GUT FÜR DIE GESUNDHEIT
Kakao wird heute in Mittel- und Südamerika, aber auch in Äquatorialafrika und Südostasien angebaut. Weltweit werden jährlich bis zu 4,8 Millionen Tonnen Kakao produziert. Der zu der Familie der Malvengewächse gehörende Kakaobaum wächst ursprünglich in den tropischen Regenwäldern Mittel- und Südamerikas. Ihre immergrüne Laubkrone zeichnet die Pflanze aus, die bis zu 20 Meter hoch werden und eine Frucht von bis zu 30 Zentimeter Länge tragen kann. Dem wohlschmeckenden Getränk aus diesen Früchten wurde im Barock schnell eine medizinische Wirkung nachgesagt. Der niederländische Arzt Cornelius Dekker verteidigte im 17. Jahrhundert das neue Modegetränk Schokolade gegen Vorurteile: Die Schokolade „thut dem magen gut, (…) absonderlich wenn man nicht zuviel Zucker dazu thut“.

DER SIEGESZUG DURCH EUROPA
Der „Tag der Schokolade“ bezieht sich auf jenen Termin, an dem erstmals Schokolade nach Europa gelangt sein soll: der 7. Juli 1550. Zu Beginn kannte man übrigens nur die warme Trinkschokolade; die ersten Schokoladentafeln wurden erst im Jahr 1847 von dem englischen Unternehmen "J. S. Fry & Sons" erfunden. Ab diesem Zeitpunkt war es möglich, Schokolade in größeren Mengen zu produzieren. Dieses Ereignis läutete den Siegeszug des süßen Genussmittels durch alle Gesellschaftsschichten Europas ein - und sorgte in gewisser Weise auch für neue Exportmöglichkeiten, interessanterweise durch die Engländer. Dabei ging Schokolas - "haltbarer" gemacht - auch wieder in die Tropen, in die Kolonien der Engländer.

THEMENJAHR „EXOTIK. FASZINATION UND FANTASIE“
Mit dem Themenjahr „Exotik. Faszination und Fantasie“ erkunden die "Staatlichen Schlösser und Gärten" in diesem Jahr die Wege von duftenden Gewürzen, kostbar gearbeitetem Kunsthandwerk und außergewöhnlichen Pflanzen nach Europa. Die Sucht und Sehnsucht nach Exotik bereicherte die höfische Inszenierung um viele Glanzpunkte. Aber auch die Kehrseite der Medaille wird beleuchtet: Die europäische Neugier führte zu Erkundungen und letztlih auch zu einer Besitzgier, der Wissens- und Expansionsdrang führten auch zu Gewalt und Ausbeutung von Mensch und Natur. Diese Spuren dieses Phänomens entdeckt man auch in den Monumenten des Landes: Im Schloss Mannheim etwa in den reichen Sammlungen von kostbarem Porzellan der Zeit oder auch in den Motiven der grandiosen Wandteppiche der sogenannten "Neu-Indien-Serie".

Infos: www.schloesser-und-gaerten.de

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Autor:

Jo Wagner

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