Straßenlauf-WM Riga 2023
Grandiose Leistungen bei Straßenlauf-WM in Riga
Unter die über 13.000 Läufer aus über 100 Ländern mischten sich 18 Roadrunners, die in der lettischen Hauptstadt im Rahmen der Straßenlauf-WM über die Halbmarathon-Distanz herausragende Leistungen zeigten.
Die Hauptstadt Lettlands war vergangenes Wochenende Gastgeber der World Athletics Road Running Championships. Über 13.000 Läufer aus über 100 Ländern kamen in Riga zusammen, um über drei verschiedene Distanzen ihr Bestes zu geben. Auch zahlreiche deutsche Läufer standen mit am Start. Besonders die 18 gestarteten Roadrunners hielten die deutsche Flagge hoch. Mit Felix und Ulrike Müller waren zwei davon vormittags über fünf Kilometer gestartet, während einige Stunden später der Rest direkt hinter dem Trio Richard Ringer, Filmon Teklebrhan und Aaron Bienenfeld, die das Nationaltrikot trugen, ins Rennen über 21,0975 Kilometer geschickt wurden.
Erstmals wurden 2023 die Halbmarathon-Weltmeisterschaften in diesem Format ausgetragen und parallel Gold, Silber und Bronze über die Meile sowie über fünf Kilometer vergeben. Neben den gut 300 Elite-Läufern, die sich für ihre jeweilige Nation qualifiziert hatten, machten die drei Mass Races die Straßenlauf-WM zu einem Erlebnis für alle. Am Rande der Stone Bridge südlich der schönen Altstadt Rigas starteten mit einer Überquerung des Daugava die Rennen für die vielen tausend Läufer über fünf sowie 21,0975 Kilometer. Den Beginn machten am Sonntagvormittag Felix und Ulrike Müller, die bei angenehmen Temperaturen, aber durchaus spürbarem Wind, der besonders im Laufe des Tages noch an Fahrt aufnehmen sollte, auch auf der kürzeren Distanz gleich zweimal die Daugava überqueren durften. Der wohl größte Kraftakt war hierbei die knapp 600 Meter lange Vansu Bridge, nach der das letzte Renndrittel eingeläutet wurde. Felix Müller gelang es mit einem beherzten Rennen, seine Bestzeit deutlich um über drei Minuten auf 27:03 Minuten zu verbessern, während auch Ulrike Müller in 29:57 Minute eine ihrer bislang schnellsten Zeiten aufstellen und damit sogar Platz acht ihrer Altersklasse W60 erreichen konnte.
Jonas Müller lässt rund ein Dutzend Nationalläufer hinter sich
Nachdem das RS-Duo vormittags im Ziel von den anderen 16 Teamkollegen empfangen wurde, stieg die Anspannung auf den um 14:15 Uhr startenden Halbmarathon. Bereits deutlich früher wurden die Frauen im Kampf um den WM-Titel losgeschickt, während Marathon-Europameister Ringer und Co. nur wenige Meter vor den Amateuren ins Rennen gingen. Mit großen Ambitionen und hochmotiviert gingen nicht nur die Nationalläufer auf die Strecke. Das große RS-Feld führte von Beginn an Jonas Müller an, der beherzt und mit zahlreichen Top-Resultaten aus den letzten Wochen und Monaten ins Rennen ging. Schon nach 33:43 Minuten passierte er die 10-km-Marke, überholte die ersten Elite-Läufer und ging auf die zweite, durch den Wind deutlich schwerer zu laufende Hälfte. In einem einsamen Rennen sah er sich schnell in der Top-20 des Mass Races und machte Platz um Platz gut. Nach vielen schweren Kilometern wehte wenigstens auf dem letzten Kilometer der Wind nochmals von hinten, was Müller zu nutzen wusste und allein hier nochmal vier Plätze gut machen konnte. Rund ein Dutzend Nationalläufer hatte er bis ins Ziel eingeholt und erreichte dieses als herausragender Zwölfter des Mass Races. Trotz nicht ganz einfacher Bedingungen fehlten nach 1:11:17 Stunden lediglich 20 Sekunden zu seiner persönlichen Bestleistung.
Michael Schrempp, Björn Rauh und Micael Merhawi brechen Barrieren
Diese Marke unterbieten konnte Michael Schrempp, der sich ebenso schon auf der ersten Hälfte ein Herz fasste und mutig ins Rennen ging. Belohnt wurde der 43-Jährige mit Platz vier in seiner Altersklasse M40 und seiner ersten Zeit unter 1:15 Stunden. Mit 1:14:51 Stunden hatte Schrempp zwölf Sekunden gegenüber seiner fünf Jahre alten Bestzeit von der Uhr genommen. Als dritter Roadrunner erreichte Patrick Brucker den Zielstrich am Ufer der Daugava. Nach durchwachsenen Monaten war für ihn seine Bestleistung zwar weit außer Reichweite, doch konnte er in 1:17:47 Stunden zufrieden sein. Umso erfreuter war der 26-Jährige, Teamkollege Björn Rauh nur eine Sekunde später zu einer herausragenden Steigerung gratulieren zu dürfen. Mit 1:17:48 Stunden pulverisierte er seine Bestmarke und blieb erstmals unter der 1:20-Stunden-Grenze. Florian Walz, der nicht seinen besten Tag erwischt hatte, machte das RS-Trio auf den Gesamtplätzen 74 bis 76 nach 1:17:54 Stunden perfekt. Kurios dabei war, dass Brucker, Rauh und Walz drei unterschiedliche Rennen liefen und zu keinem Zeitpunkt gemeinsam unterwegs waren, auch wenn sie 21,0975 Kilometer später fast gemeinsam die Ziellinie erreichten. Damit erreichten Müller, Schrempp, Brucker, Rauh und Walz als zweiter bis sechster Deutscher die Ziellinie des Mass Races. Lediglich 2:22-Stunden-Marathonläufer Jens Ziganke war nochmals zwei Plätze vor Müller im Ziel. Neben Rauh konnte auch Merhawi Micael bei seinem erst zweiten Halbmarathon die große 1:20-Stunden-Barriere brechen. Ebenfalls mutig gestartet und etwa bis zur Halbzeit mit Rauh unterwegs, verbesserte sich der 25-Jährige um fast zwei Minuten auf 1:19:18 Stunden.
Natalie Wangler und Meike Freudenreich als Fünfte und Sechste schnellste Deutsche
Wie Jonas Müller unter den schnellsten Männern, ließen auch Natalie Wangler und Meike Freudenreich mehrere Nationalläuferinnen mit ihren Zeiten hinter sich. Im großen Läuferfeld des Mass Races mischten beide von Beginn an ganz vorn mit. Immer in Sichtweite zueinander lief Wangler als Fünfte aller Frauen und schnellste Deutsche ins Ziel. Nach 1:22:18 Stunden trennten die beiden Top-Läuferinnen lediglich 17 Sekunden, denn Freudenreich ließ als Sechste in 1:22:35 Stunden nicht lange auf sich warten. Lange Zeit gemeinsam unterwegs waren etwas dahinter Sören Hetzel und Michael Schlecht. Wie fast alle Läufer an diesem Tag, sollte die zweite Hälfte einige Sekunden fordern. Dennoch durfte sich Hetzel in 1:28:30 Stunden über seine schnellste Zeit seit 2020 freuen. Schlecht überquerte nur 19 Sekunden später nach 1:28:49 Stunden die Ziellinie. Unrunder als erhofft, aber dennoch als drittschnellste deutsche Läuferin ließ Annika Brucker nicht lange auf sich warten. Zu Beginn deutlich vor Hetzel und Schlecht unterwegs, warf sie ein falscher Tritt in ein Schlagloch und dessen Folgen zurück. Dennoch reichte es am Ende in 1:30:09 Stunden zu Platz vier ihrer Altersklasse W20-24. Wie Hetzel und Schlecht machten auch Jan Discher und Katharina Oswald zu Beginn gemeinsame Sache. Eine gute Minute trennten beide im Ziel, das Discher nach 1:34:49 Stunden erreichen sollte. Oswald, immerhin noch fünftschnellste Deutsche, folgte nach 1:36:14 Stunden als Elfte ihrer Altersklasse W25-29.
Bärbel Brucker finisht ersten Halbmarathon als Altersklassen-Achte
Wohl die größte Anspannung vor dem Rennen hatte Bärbel Brucker, die erstmals die 21,0975 Kilometer in Angriff nehmen sollte. Nach zehn Wochen, in denen sie sich gut auf diese Herausforderung vorbereitet hatte, stand sie fit und voller Vorfreude am Start. Begleitet von Manuel Geiler und Hubert Müller ließ sie es von Beginn an rollen und ging etwas flotter als geplant ins Rennen. Jenseits der 15-Kilometer-Marke musste sie zwar etwas ihr Tempo reduzieren, doch hatte noch immer viel Vorsprung auf ihre ursprünglich geplante Zielzeit. Nach 2:05:28 Stunden durfte sich Brucker gemeinsam mit Geiler und Müller über ihren ersten erfolgreichen Halbmarathon freuen. Damit belegte die 58-Jährige sogar einen tollen achten Platz in ihrer Altersklasse W55-59.
Mit Top-Resultaten wie beispielsweise sechs Zeiten unter 1:20 Stunden oder den Gesamtplätzen fünf und sechs unter den Frauen sowie fünf neuen persönlichen Bestzeiten reisten die 18 Roadrunners nach einem schönen und langen Wochenende aus der größten Stadt des Baltikums zurück.
Autor:Patrick Brucker aus Karlsruhe |
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