Karlsruher Forscher am KIT analysieren Erfolgsfaktoren im Fußball
Qualität gewinnt Spiele
Karlsruhe. „Qualität gewinnt Spiele“: Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) in ihrer Studie „Erfolgsfaktoren im Fußball: eine Analyse der deutschen Bundesliga“. Als wichtigste Erfolgskriterien identifizieren sie die Vermeidung von Fehlern in der Abwehr und Effizienz bei Torabschlüssen, speziell nach Kontern.
Marktwert entscheidet mit
Darüber hinaus belegt die Untersuchung empirisch, dass der Marktwert der Startelf signifikant über Sieg und Niederlage mitentscheidet. Die Studie stützt sich dabei auf Daten aus 918 Bundesligaspielen. Über die Ergebnisse berichtet das Team im "International Journal of Performance Analysis in Sport": „Es zeigt sich, dass im Fußball Präzision und Effizienz wichtiger sind als die absolute Anzahl von Spielaktivitäten“, sagt Hannes Lepschy vom Institut für Sport und Sportwissenschaft (IfSS) des KIT. „Dies gilt für Torschüsse ebenso wie für Pässe und Laufwege.“ Für seine Dissertation hat Lepschy Spielerdaten miteinander verknüpft und einer Analyse unterzogen, die von 918 Bundesligaspielen aus den Saisons zwischen 2014 und 2017 aus unterschiedlichen Quellen vorliegen.
Er wertete die Begegnungen mit knappem Ausgang aus, bei denen beide Mannschaften ungefähr gleich engagiert waren. Zusammen mit seinen Betreuern, Professor Alexander Woll und Hagen Wäsche, prüfte Lepschy 29 Variablen hinsichtlich ihres Einflusses auf Sieg oder Niederlage. Dabei haben sie Kontextfaktoren, wie den Marktwert des Teams und dessen Durchschnittsalter, in die Untersuchung einbezogen - und Heim- und Gastmannschaften getrennt analysiert.
Spiel-Faktoren im Fokus
Auf dieser Basis identifizierte Hannes Lepschy die für Sieg und Niederlage signifikanten, einflussreichsten und am wenigsten einflussreichen Faktoren. „Neben erwartbaren Ergebnissen haben uns einige der Befunde selbst überrascht“, erklärt Woll, Leiter des IfSS. So haben die Vermeidung von Fehlern in der Defensive sowie die Anzahl der Torschüsse und die Effizienz beim Torabschluss den stärksten Einfluss auf die Gewinnwahrscheinlichkeit. Anders als oftmals vermutet, erhöht sich mit der Zahl der geschlagenen Flanken nicht etwa die Chance zu siegen, sondern vielmehr die Gefahr von Gegentoren. Zudem beeinflussen weder Ballbesitz noch Laufleistung das Ergebnis des Spieles. „Es kommt nicht darauf, wie viele Kilometer ein Spieler läuft oder wie häufig er den Ball hat, sondern vielmehr auf die Qualität der Räume, die er öffnet“, erläutert Lepschy. Wäsche ergänzt, dass auch Kontextvariablen berücksichtigt werden müssen. So hat das Durchschnittsalter des Teams keinen spielentscheidenden Einfluss; allerdings sind Heimvorteil und Marktwert der Spieler von entscheidender Bedeutung.
Empfehlung für Trainer
Bundesligatrainern empfehlen Lepschy, Wäsche und Woll, mit ihren Teams an der Qualität der Spielaktionen zu arbeiten. Es gehe darum, defensive Fehler zu vermeiden und ein präzises und schnelles Spiel in den entscheidenden Räumen zu fördern. „Und nicht zuletzt braucht es eine gute Einkaufsstrategie“, sagt Woll. Als nächstes wollen die Wissenschaftler ihre Methodik unter anderem mittels netzwerkanalytischer Methoden so weiterentwickeln, dass sie die relevanten Leistungsfaktoren noch mehr spezifizieren und als Beratungsgrundlage für das Training der Fußballbundesligisten in die Praxis transferieren können.
Infos: Veröffentlichung in "International Journal of Performance Analysis in Sport", https://doi.org/10.1080/24748668.2020.1726157
Autor:Jo Wagner |
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