In Frankreich wird noch bis zum 7. Juli um die Weltmeisterschaft gespielt
Tolle Leistung im Schatten der Männer
Fußball. Die Fußball-WM der Frauen nimmt Fahrt auf: Das zweite Spiel der deutschen Frauschaft holte vergangenen Mittwoch zum Beispiel mit 6,15 Millionen Zuschauern einen Marktanteil von 29,4 Prozent – und somit richtig gute Zahlen, lag damit übrigens auch vor den „Prime-Time-Programmen“ des Tages.
Das schürt natürlich auch die Kritik an den übertragenden TV-Sendern: Manche Spiele werden zwar im TV gezeigt, andere aber eben nur im Stream. Deshalb beschweren sich viele über die soziale Netzwerke: „Fußball gehört ins Fernsehen und nicht in einen Stream!“
Immerhin gibt’s bei jeder stinknormalen Fußball-WM der Männer – auch wenn sich das Team gnadenlos peinlich schon früh verabschiedet – Public Viewing, Kneipen mit WM-Übertragung, jede Menge Sammelbilchen (das „Wochenblatt“ verloste aber bereits welche) TV-Berichte gewissermaßen rund um die Uhr, Fähnchen, Nationalfarben im Gesicht und bei einem Sieg sogar Autokorsos durch die Stadt: Warum aber kommt die Fußball-WM der Frauen – trotz der vorzeitigen Qualifikation des deutschen Teams für das Achtelfinale – nicht so richtig ins öffentliche Bewusstsein? Immerhin schwärmte sogar auch Ex-Bundestrainer Berti Vogts unlängst in einer Kolumne bei „t-online“ vom Niveau bei der WM.
In Frankreich wird noch bis zum 7. Juli um die Weltmeisterschaft gespielt – mit 24 Teams, auch wenn nicht alle für einen Sieg in Betracht kommen – aber in anderen Ländern kämpfen Frauen erst einmal dafür, überhaupt Fußball spielen zu dürfen. Kein Wunder, dass viele Spielerinnen in Frankreich in diesen Tagen neben dem Platz auch um Anerkennung kämpfen, um Gleichberechtigung – nicht nur bei den Prämien. Denn die Leistung von Fußballerinnen kommt in den Medien meist zu kurz.
Weil es oftmals noch so ist, dass sich Frauen dafür rechtfertigen müssen, Fußball zu spielen, geht der feministische Fußballverein „Les Dégommeuses“ aus Paris gesellschaftlich in die Offensive, möchte auf Sexismus, Diskriminierung und Stigmatisierung aufmerksam machen – mit einer sichtbaren Aktion: „Überall auf der Welt, im hohen Gras der ländlichen Felder, auf dem Lehm der Townships oder auf dem Kunstrasen der Großstädte, widersprechen sie – manchmal trotz allem – den Normen des Geschlechts. Sie begegnen Vorurteilen, sie behaupten sich, sie besetzen den Raum. Sie sind Fußballer“, heißt es auf ihrer Internetseite. „Les Dégommeuses“, rief dazu auf, für die Fußball-Weltmeisterschaft Plakate aus aller Welt zu sammeln – und veröffentlicht sie. jow
Infos und alle bislang eingegangenen Poster: www.lesdegommeuses.org
Autor:Jo Wagner |
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