Froh, leicht, resilient - trotz allem
Anja Roths Ausstellung „Intimate Gardens“ noch wenige Tage in Landau zu sehen
Landau. Letzte Chance für einen Rundgang durch eine außergewöhnliche Ausstellung - und durch ein außergewöhnliches Leben. „Intimate Gardens“, die Solo-Schau der in St. Martin lebenden Künstlerin Anja Roth, ist noch bis einschließlich Freitag, 21. Juli, in der Kreisverwaltung Südliche Weinstraße in Landau zu sehen. Eintritt frei. Das Werk greift die Geschichte einer Frau namens Venuše auf, der auf ihrem Weg alles begegnet ist, was man Frauen nicht wünscht, unter anderem Gewalt, Prostitution und Machtmissbrauch. Venuše lebe heute in Berlin, berichtet die Künstlerin Roth. „Sie erinnert sich, sie erzählt, singt, lacht und tanzt. Trotz allem.“
„Kunst muss aufrütteln - und macht in diesem Fall auf ein ernstes Thema aufmerksam“, so Landrat Dietmar Seefeldt. „Bunt und üppig, teils auch aufreibend bis provokativ sind die Ausstellungsstücke. Eine ganz besondere, unkonventionelle Schau, die zudem im Kreishaus in ganz ungewohnter Weise aufgebaut ist. Eine Fleece-Decke hängt mitten ins Foyer herab. Unser Blick wird dort und auf den Fluren regelrecht herausgefordert.“
Der Garten und die Frau als Symbol
Die Kunsthistorikerin Simone Maria Dietz ordnete die Schau in ihrer Laudatio zu Beginn der Ausstellung wie folgt ein: Intime Gärten seien sichere Rückzugsorte, wie sie in jedem von uns vorkämen. Der Garten sei seit dem Mittelalter ein Symbol für einen solchen Ort. Die Frau stehe dabei oft im Mittelpunkt, als „Mittlerin des Gefühls“. Die Künstlerin Anja Roth habe in einen solchen intimen Garten einer real existierenden Frau eingeladen, die stellvertretend für viele Frauen in solchen Lebensumständen stehe. Man blicke in ein Milieu um Zirkus, Prostitution, Gewalt. Es gehe auch um Schwangerschaft und Abtreibung; in einem Rosengarten erkannte die Kunsthistorikerin den Wunsch nach einem bürgerlichen Leben, das versagt geblieben sei. Mitten in der Gesellschaft und doch am Rande sei diese Welt angesiedelt.
Umso überraschender, stellte Dietz fest, wie bunt die Schau sei. Die Liebe der Künstlerin zum Material werde deutlich. Gemischte Materialien (Mixed Media) und diverse Techniken, von Stoffen über Ausschnitte, Sticker, Tusche, Textmarker oder Servietten sei vieles zu entdecken. Bei aller Dynamik auf der Bildfläche habe der Besucher dennoch Platz, sich Schritt für Schritt in das Fragment der Lebensgeschichte hineinzuversetzen. Man begegne Venus, der Frau (die man übrigens immer von vorne sieht, der ins Gesicht zu blicken ist) und Mars, dem Mann, dem Anonymus, von dem stets nur der Rücken erkennbar sei. Es sei eine Ausstellung wie eine Zirkusaufführung, meinte Dietz, die insbesondere im Werk auch die Aufforderung erkannte, hinter die Fassade zu blicken.
Mentale Last als weiteres Thema im Werk
Viel Aufmerksamkeit erhielt das wandfüllende Triptychon im Foyer, das angelehnt ist an Hieronymus Boschs berühmten Garten der Lüste. Anja Roth erklärte, dass ihr mehrteiliges Bild thematisiere, wie Männer und Frauen die Welt sähen. „Mir ging es im Weiteren auch um das Thema ‚Mentale Last.‘ so habe ich neben der von Venuše inspirierten Serie unter anderem die drei großen ‚Mamas‘ gemalt, die die schweren Prozesse zeigen, in die Frauen geraten.“ Auch diese Bilder sind in der aktuellen Schau im Kreishaus zu sehen.
Die ungewöhnliche Muse namens Venuše hat Roth übrigens deswegen in Berlin aufgesucht, weil jemand das Gesicht dieser Frau bei einem Bürgerprojekt in Maikammer, St. Martin und Kirrweiler im vergangenen Jahr hingebungsvoll gezeichnet hatte. Roth hakte daraufhin nach, wer die Abgebildete sei und gelangte so zu ebenjener Frau in Berlin, die ihr dann nach eigener Aussage so viele Impulse gab, von Fröhlichkeit und Leichtigkeit bis zur Resilienz. red
Autor:Silvia Krebs aus Landau |
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