Regenwasserkanal
Erfolgreiche Durchpressung von Arzheim zum Ranschbach
Landau/Arzheim. Freude und Erleichterung beim Entsorgungs- und Wirtschaftsbetrieb Landau (EWL): Nach zwei Wochen Vorbereitungszeit ist die Bohrung durch den Weinberg von Arzheim zum Ranschbach geglückt! Dieser zweite Anlauf brachte nun den Erfolg, nachdem vor eineinhalb Jahren der erste Versuch an den schwierigen Bodenverhältnissen gescheitert war. „Wir sind sehr glücklich, dass die Durchpressung jetzt geklappt hat. So ist der Weg frei für den neuen Kanal und damit für eine weitere Entkoppelung des Mischwassers in unserem Abwasserkanalnetz - was die Kläranlage entlastet“, freut sich Bernhard Eck, Vorstandsvorsitzender des EWL.
Teil der EWL-Hochwasservorsorge
Der separate Regenwasserkanal ist Teil des EWL-Hochwasserkonzepts und soll im Stadtteil Arzheim sowie in dort geplanten Neubaugebieten künftig eine Trennung von Regen- und Schmutzwasser ermöglichen. Er nimmt das relativ saubere Niederschlagswasser etwa von Hausdächern auf und leitet es direkt in den Ranschbach. Das entlastet schon im Normalbetrieb die Landauer Kläranlage, trägt aber dann etwa bei Starkregen und Hochwasserbelastungen noch einmal extra dazu bei, dass kritische Abwässer im Extremfall nicht ungeklärt überlaufen.
Fast 300 Meter langes „Riesenrohr“
Für den neuen Regenwasserkanal hat das vom EWL beauftragte Unternehmen ein komplexes Verlegeverfahren, die Spülbohrung, angewandt. Ohne dass Erde für einen Kanalgraben ausgehoben werden muss, wird unter Einsatz von Wasser ein Hohlraum ins Erdreich „gefräst“. Zur Stabilisierung des Hohlraums und als Gleitmittel beim anschließenden Einzug des Entwässerungsrohrs wird eine Bentonit-Suspension eingesetzt. Dabei handelt es sich um ein natürliches Tonmineral, das absolut frei von Schadstoffen ist. Kann diese Suspension den Hohlraum nicht ausreichend stabilisieren, wie beim vorherigen Versuch geschehen, bleibt der Bohrkopf stecken. „Unsere größte Angst war, dass sich das wiederholt. Aber alles ging gut, und wir konnten ohne große Probleme die gesamte Strecke von 260 Metern durch den Weinberg bohren“, berichtet Udo Adams, Mitarbeiter in der Abwasserbeseitigung beim EWL.
Bei den Verlegearbeiten wurde zunächst ein 100 mm dicker Pilottunnel gebohrt, um den Untergrund zu prüfen und die Trasse vorzugeben. Danach brachten insgesamt drei Aufweitbohrungen den Kanal auf den vorgesehenen Durchmesser von 800 mm. Das fast 300 Meter lange Kanalrohr mit einem Außenmaß von 560 Millimetern war zuvor vor Ort an der Baustelle aus zwölf Meter langen Segmenten zusammengeschweißt worden. Dieses 24 Tonnen schwere Langrohr wurde dann mit Hilfe von Baggern und Seilen in einem Stück in den Kanaltunnel geschoben und abschließend mit Füllmaterial verdämmt. „Die Durchpressung ist ein komplexes, innovatives Verfahren, welches im Vergleich zum herkömmlichen Rohrvortrieb um mehr als die Hälfte günstiger ist. Nur durch Einsatz dieser Technologie können die abwassertechnischen Erschließungskosten für künftige Grundstückseigentümer in dem Neubaugebiet in Arzheim auf einem wirtschaftlichen Maß gehalten werden“, betont Bernhard Eck. Aber auch für die westlichen Stadtteile ergibt sich durch den Abschlag von Niederschlags- und Fremdwasser in den Ranschbach ein Vorteil. Der vorhandene Mischwasserkanal in der Arbotstraße wird entlastet, weil die Entwässerung verschiedener Straßen in Arzheim zukünftig über den neuen Kanal erfolgt.
Weitere Bauvorhaben bis 2024
Die Bauarbeiten an dem neuen Regenwassersystem in Arzheim werden voraussichtlich bis 2024 dauern. Es sind nämlich noch zwei Maßnahmen notwendig, die in Kürze ausgeschrieben: die oberirdische Anbindung des Systems an die Regenwasserkanalisation an der Arbotstraße und der Bau eines mit Beton abgedeckten und anschließend begrünten Sedimentationsbeckens am Ende des Kanals. In dem soll sich der Straßenschmutz aus dem Regenwasser absetzen, bevor es in den Ranschbach eingeleitet wird. „Wir müssen also noch etwas Geduld haben, bis das ganze System einsatzbereit ist. Dafür kann durch den neuen Kanal später dann das Regenwasser direkt in den Bach fließen, wasserrechtlich sind bis zu 195 Liter Einleitung pro Sekunde erlaubt, auch wenn das Rohr deutlich mehr Kapazität hat“, sagt Udo Adams.red
Autor:Silvia Krebs aus Landau |
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