Ergebnisse einer AOK-Studie vorgestellt:
Beeinflusst Corona die Fehlzeitenentwicklung?
Landau. „Die Pandemie hat uns fest im Griff“, wertete Landrat Dietmar Seefeldt die aktuelle Situation im Alltagsleben als auch im besonderen in der Verwaltung und in Betrieben. Krankheitsbedingte Fehlzeiten sind für Betriebe und Verwaltungen als auch für
Krankenkassen und die Volkswirtschaft insgesamt mit erheblichen Kosten verbunden. Ob und inwieweit die Corona-Pandemie in diesem Jahr die Fehzeitenentwicklung beeinflusste, dieser Frage gingen die AOK Rheinland-Pfalz/Saarland, die Universität Koblenz-Landau und der Landkreis Südliche Weinstraße nach.
„Auch bei uns im Landkreis Südliche Weinstraße steigen die Infektionszahlen leider wieder. Zwar besteht derzeit kein Grund zur Panik, aber wir beobachten die Entwicklung dennoch mit Sorge. Rücksicht und Vorsicht, Abstand und Hygiene sind weiter der beste Schutz“, betonte Seefeldt. Thomas Kerbeck, Regionalleiter AOK Rheinland-Pfalz/Saarland, verwies darauf, wie wichtig es sei aktiven Gesundheitsschutz zu fördern: „Im internationalen Vergleich in Bezug auf Infektionszahlen und Sterblichkeitsraten hat Deutschland nicht die extremen Auffälligkeiten wie beispielsweise in Amerika. Das deutsche Gesundheitswesen hat offensichtlich funktioniert und Schlimmeres verhindert. Die steigenden Fallzahlen nach den Sommerferien zeigen uns jedoch, dass wir wachsam bleiben müssen.“
Udo Kratz, AOK-Projektmanager für das Betriebliche Gesundheitsmanagement berichtete zur Fehlzeitenentwicklung und nahm einen Vergleich der AOK Krankenstandskennzahlen der Landkreise und kreisfreien Städte in Rheinland-Pfalz vor. Da bei der AOK Arbeitnehmer und Auszubildende aus allen Branchen versichert seien, könnten diese Zahlen durchaus als Maßstab für die gesamte Wirtschaft in Rheinland-Pfalz angesehen werden.
„Insgesamt ist der Krankenstand des ersten Halbjahres 2020 zum Wert des Vorjahres Halbjahr 2019 mit 5,5 Prozent um 0,2 Prozentpunkte gestiegen. Im saisonalen Verlauf war der Krankenstand im März mit 7,3 Prozent am höchsten“, so Kratz. Der Krankenstand gibt den prozentualen Anteil der Arbeitsunfähigkeitstage bezogen auf Kalendertage an. Im Landkreis Südliche Weinstraße lag dieser Wert bei 5,8 Prozent und damit 0,4 Prozentpunkte höher als im Vergleichszeitraum 2019.
„Eine Arbeitsunfähigkeit dauerte im Durchschnitt 14,8 Tage je Fall und hat sich im Vergleich zum Vorjahres Halbjahr um 2,0 Tage je Fall erhöht“, erläuterte der AOK-Projektmanager weiter. „Für die Südliche Weinstraße ist hier eine Erhöhung auf 15,7 Tage je Fall ersichtlich“.
Bei einem Vergleich des Krankenstandes nach Branchen wurde deutlich, dass in den Bereichen „Erziehung und Unterricht“, „Gesundheits- und Sozialwesen“ sowie „Öffentliche Verwaltung/Sozialversicherung“ eine Veränderung zum Vorjahr um 0,5 beziehungsweise 0,4 Prozentpunkte vorliegt.
Die meisten Fehltage verursachten die Krankheitsarten Muskel/Skelett mit 22,0 Prozent, Atemwege mit 13 Prozent, Psyche mit 11,5 Prozent und Verletzungen mit 10,0 Prozent. Die meisten Arbeitsunfähigkeitsfälle verursachten allerdings die Atemwegserkrankungen mit 21,9 Prozent, gefolgt von Muskel/Skelett mit 16,5 Prozent und Verdauung mit 7,4 Prozent.
„Die AU-Quote bei den Covid-19-Erkrankungen lag im Landkreis Südliche Weinstraße bei 0,60 Prozent. Zum Vergleich war diese im Rhein-Pfalz-Kreis mit 0,99% am höchsten und in der Stadt Landau mit 0,51 Prozent am niedrigsten“, führte Kratz aus. „Durchschnittlich gab es 359 Personen mit einer Covid-19 AU je 100.000 AOK-versicherte Beschäftigte in Rheinland-Pfalz. Vor allem das Gesundheitswesen war hiervon am meisten betroffen – Ärzte und Ärztinnen (1.221 Personen), Medizinische Fachangestellte (856 Personen) und Beruf in der Altenpflege (851 Personen)“.
Apl.-Prof. Dr. Ottmar L. Braun von der Universität Koblenz-Landau vom Campus Landau, Fachbereich Psychologie, sprach von der Pandemie als Belastungsfaktor. „Ob aus der Belastung jedoch auch eine Überbeanspruchung bei einer Person resultiert, ist davon abhängig, wie ausgeprägt ihre Resilienz ist. In der Positiven Psychologie gibt es eine ganze Reihe von Methoden, wie man seine Resilienz steigern kann. Im Wesentlichen geht es darum, seine Aufmerksamkeit auf positive Ereignisse und Dinge zu lenken und seine Stärken zum Einsatz zu bringen. Man sollte sich jeden Abend fragen: Was ist heute gut gelaufen und welche meiner Stärken haben dazu beigetragen, dass es gut gelaufen ist. Daraus entsteht dann Mentale Stärke. Ich denke, dass diejenigen gut durch die Krise kommen, die die subjektive Kontrolle über die Ereignisse behalten und sich nicht hilflos düsteren Mächten hingeben“, betonte er.
Autor:Thomas Klein |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.