Mehr Lebensraum für den Kauz erhalten
Ein alter Baum ist sehr begehrt

Ein Steinkauz in einem Südpfälzer Obstbaum. In alten Kirsch- oder Apfelbäumen nistet der Vogel gerne. 

 | Foto: Ewald Hirsch
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  • Ein Steinkauz in einem Südpfälzer Obstbaum. In alten Kirsch- oder Apfelbäumen nistet der Vogel gerne.

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Landau. Eulen nach Athen tragen, ein lustiger Kauz oder ein merkwürdiger Kauz sein oder gar eine Nachteule: Unsere Sprache ist voll von Metaphern über Eulenvögel. Und Modeartikel oder Wohn-Accessoires mit Eulen-Logo stehen seit vielen Jahren oben auf der Hitliste. Der Steinkauz, die kleine Eule mit den großen Augen, spricht die Menschen besonders stark an. Warum das so ist und warum der kleine Kauz auch in der Südpfalz dringend Unterstützung benötigt, berichten Ewald Hirsch und Kurt Garrecht vom Naturschutzverband Südpfalz e.V.
Der Steinkauz hat arg gelitten unter den Flurbereinigungen der jüngeren Vergangenheit, bereits in den 1970er-Jahren wurde der Rückgang der Bestände beschrieben, weil typische Lebensräume und besonders die alte Bäume verloren gegangen waren. In der Südpfalz wurden in den 1980er-Jahren erste Bestandsaufnahmen gemacht. Die wenigen Brutpaare damals konnte man an einer Hand abzählen. Ein engagiertes Team im Naturschutzverband Südpfalz e.V. (NVS) unter Leitung von Karl-Heinz Stahlheber und Ewald Hirsch hat sich dieser Arbeit angenommen.
Den gerade noch vorhandenen natürlichen Bestand wieder zu stärken gelang vor allem durch das Anbringen einer Vielzahl von steinkauzgerechten Nisthilfen. Doch mit dem Anbringen dieser Röhren allein ist es nicht getan, sie müssen immer wieder gereinigt, renoviert oder ganz ausgetauscht werden. Das Team um Karl-Heinz Stahlheber und Ewald Hirsch führt in der Südpfalz auch die vom Max-Planck-Institut in Radolfzell gewünschte Bruterfassung und Beringung von Steinkäuzen durch. Allein dafür investieren sie jedes Jahr mindestens zehn proppenvolle Arbeitstage. Die eindeutig identifizierbaren Ringe an den Tieren erlauben es anschließend, Informationen zu über Ansiedlungsverhalten, Austausch der Populationen und natürlich über die Überlebensrate zu sammeln.
2021 war ein Top-Jahr für den Steinkauz-Bestand. Von 53 bekannten Brutpaaren waren 39 erfolgreich, 169 Jungvögel sind geschlüpft „Es war ein gutes Mäusejahr, das begünstigte die hohen Brutzahlen. Wir konnten schlussendlich 146 junge Steinkäuze beringen. Die jungen Vögel werden sich ein neues Revier suchen und dort hoffentlich selbst Eltern werden“, sagt Ewald Hirsch. Bekannte Bruten gibt es im Kreis SÜW unter anderem in Böchingen, Kapellen-Drusweiler, Billigheim-Ingenheim, Oberotterbach, Kapsweyer und Schweighofen. Erstmals nachgewiesen wurden im Kreis dieses Jahr zudem Bruten in Rohrbach, Schweigen-Rechtenbach und Appenhofen. An dieser Aufzählung sieht man es schon: Der Steinkauz bevorzugt offene Landschaften, keine bewaldeten Flächen.
Ideal für den Steinkauz sind großflächige Obstwiesen mit kurz geschnittenem Gras, alte, gut anzufliegende Bäume mit Höhlen, am besten Nussbäume, oder ein begrünter, möglichst biologisch bewirtschafteter Weinberg. Sollte man also neue Streuobstwiesen anlegen und Nussbäume pflanzen, um der Mini-Eule zu helfen? „Kann man schon machen“, meinen Hirsch und Garrecht und ergänzen: „Besser ist es allerdings, den Baumbestand schon vorhandener Streuobstwiesen langfristig zu pflegen, damit die Bäume überhaupt alt werden können. Altbäume mit angefaulten Stellen und Höhlen sollten unbedingt erhalten bleiben. Ideal wäre dann noch den Bereich um die Bäume herum offen zu halten und die Wiese generell mindestens einmal pro Jahr zu mähen.“ Denn: Der nur 22 Zentimeter große Steinkauz jagt am Boden.
„Der Steinkauz ist ein Kulturfolger. Ganz ursprünglich lebte er in der zentralasiatischen Steppe. Verlassene Kaninchenbauten dienten ihm dort als Höhlen. Über den Mittelmeerraum und die Römer ist er dann mit in unsere Region eingewandert, überall dorthin, wo der Wald zurückging und durch Kulturlandschaft des Menschen ersetzt wurde“, erklärt Biologe Kurt Garrecht. Daher sei der Steinkauz über viele Jahrhunderte immer in der Nähe des Menschen gewesen, wurde so öfter wahrgenommen als andere Wildtiere, und ist möglicherweise auch deswegen so präsent im Bewusstsein, meint Garrecht. Natürlich tragen besonders die großen, gelben Augen mit schwarzem Rand zur Beliebtheit bei. Sogar auf der griechischen Euromünze ist der Steinkauz abgebildet, er steht für Weisheit und sein wissenschaftlicher Name lautet „athene noctua.“
Stellt sich zum Schluss also nur noch die Frage, ob sich die Bemühungen um den Steinkauz irgendwann überflüssig machen, weil es dem Vogel wieder so gut geht? „Die Perspektive ist schon, dass wir die Röhren zum Nisten irgendwann nicht mehr brauchen. Aber so weit sind wir noch lange nicht. Immerhin, dieses Jahr waren bei uns in der Region vier Bruten in Naturhöhlen erfolgreich“, berichten Hirsch und Garrecht.
Landrat Dietmar Seefeldt und der Erste Kreisbeigeordnete Georg Kern danken dem Naturschutzverband Südpfalz e.V. für seine Bemühungen um den Steinkauz in der Region. Sie betonen: „Unsere Vorfahren haben die Eule zum Symboltier für die Weisheit erkoren. Es ist sicher klug, diese Tiere zu schützen und ihre Lebensräume zu erhalten. In diesem Zusammenhang gebührt dem Naturschutzverband Südpfalz besonderer Dank. Durch engagierten Einsatz ist es ihm gelungen, den Steinkauzbestand in der Südpfalz von nur noch sechs Brutpaaren im Jahr 1987 auf einen Bestand von 53 im Jahr 2021 zu erhöhen.“ 
Der Verband informiert über seine Aktivitäten unter https://nv-s.de/steinkauzschutz/

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Autor:

Thomas Klein

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