Classic mobil begeistert die Zuhörer im Caritas-Förderzentrum Landau
Extrakonzert der besonderen Art
Landau. Begeisterung löste „Classic mobil“, die Miniformation des SWR-Symphonieorchesters, bei ihrem Konzert an Christi Himmelfahrt in der Aula der Förderschule im Caritas-Förderzentrum St. Laurentius und Paulus in Landau aus. Das Projekt für kostenfreie Kammerkonzerte in sozialen Einrichtungen, das erstmals durch den Landkreis Südliche Weinstraße tourt, will Neugier wecken und Menschen mit Einschränkungen klassische Musik näherbringen.
Dies gelang auch in dem Förderzentrum bestens, wo es übereinstimmend hieß: „Das wollen wir wieder“. Über die große Resonanz in der vollen Aula freute sich Günther Sittig, einer der beiden Gesamtleiter des Förderzentrums, der die Gäste und Musiker willkommen hieß und Neugier auf die Premiere im Haus machte.
Moderiert hatte die kurzweilige Stunde Wolfram Lamperter, Musikvermittler und Organisator des Konzertformats, der das Quartett samt Instrumenten vorstellte: Annette Schütz (Oboe), Ada Gosling-Pozo (Violine), Cristian Nas (Viola) und Johanna Busch (Violoncello). Er ließ die MusikerInnen demonstrieren, wie welches Instrument aussieht, und vor allem, wie es klingt. Dass das Cello auf einem Stab fußt, den man „Stachel“ nennt, amüsierte dabei ebenso wie die jeweiligen instrumentaltypischen Töne, die die Besucher ansprachen.
Den Auftakt machten die vier Musiker mit Mozarts „Oboen-quartett F-Dur“ in den Sätzen Allegro, Andante und Rondean, wo die überwiegend runden, sanften und tiefen Töne beruhigende Wirkung auf das Publikum hatten. Gefolgt vom Allegro im „Streicher-Duo G-Dur für Violine und Viola“ vom selben Komponisten, das ähnlich stark berührte. Dabei, und besonders beim Swan Hennessy-Stück „Vier keltische Lieder“ für Englisch Horn und Streicher, in den Sätzen Alegretto, Adagio, Allegro, Allegro, sorgten die beschwingten Rhythmen des irisch-stämmigen Komponisten für tänzerische Stimmung. Viele der Bewohner wippten dazu mit ihren Füßen und versuchten sich im Mitsingen, bevor sie kräftig applaudierten.
Auch bei Folgestücken, wie „Aus der Serenade C-Dur für Streicher-Trio“, von Ernst von Dohnanyi oder Beethovens „Serenade op. 8 für Streichertrio“ agierten viele der Gäste ganz individuell mit. Ein Jugendlicher „malte“ gar, dem Rhythmus der Töne folgend, mit seinen Händen Linien in die Luft, ein anderer kuschelte sich augenschließend und geborgen an Angehörige oder Betreuer. Dies besonders beim Auszug von „44 Duos von Bela Bartok“, für Viola und Violoncello, beziehungsweise für Oboe und Violine. Hier lud vor allem das Märchen ums Dornröschen zum Träumen ein, während der „Ungarische Marsch“ viel Energie im Saal mobilisierte.
So gab es bei dem 16-jährigen Nils, der mit seinen Eltern zum Konzert gekommen war, kein Halten mehr. Voller Dynamik dirigierte er vom Rollstuhl aus mit und versuchte, die Musiker auf der Bühne anzufeuern. Von klein auf sei er ein musikalisches Kind gewesen, erzählt die Mutter, die sich über das „Classic mobil“- Angebot besonders freute. Denn ein Konzertbesuch an den üblichen Spielstätten sei nicht möglich, bedauerte sie. Auch ein Instrument könne Nils aufgrund seiner Motorik nicht erlernen, „aber das Singen in der Gruppe macht ihm sichtlich Spaß“, bestätigt auch der Vater. Nach letzten Mozarttönen hallen laute Begeisterungsrufe im Saal und gibt es viel verdienten Beifall für „Classic mobil“.
Das Quartett und der Moderator, die vom Gesamtleiter mit selbst gemachter Marmelade und gutem Wein aus der Region beschenkt wurden, luden alle noch zum Gespräch vor der Bühne ein. Dabei wurden Fragen beantwortet, Instrumente befühlt und Fotos mit den Künstlern gemacht; wie bei Uwe, dem es Mozart so angetan hatte. Oder den Bewohnerinnen Bettina und Nicole, die sich für Oboe und Geige interessierten; oder Werner, der die Augen oft schloss, um besser dabei zu sein. „Jeder Auftritt“, so erklären die Musiker, „ob in Schulen, Kitas oder Seniorenheimen, ist von uns auf den jeweiligen Zuhörerkreis zugeschnitten“. In Einrichtungen wie diesem Förderzentrum sei man daher auch auf mögliches Lautieren, Mitsingen oder Geräuschmachen eingestellt gewesen, „was aber weitgehend ausblieb“, wunderten sie sich. Es sei immer wieder toll, die Reaktionen der Besucher zu erleben, auch beim Beschnuppern und Erkunden der Instrumente. „Das geht dann direkt ins Herz“, stimmen die Vier überein. Für Günther Sittig ist klar: „Das machen wir wieder.“ mh
Autor:Thomas Klein |
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