Fairer Handel schützt Verwirklichung der Kinderrechte
Kinderschutzbund wird Fairtrade-Partner der Stadt Landau
Landau. Im Rahmen der Aktion „Landauer Adventstürchen“ hat der Kinderschutzbund am 3. Dezember in seinen Kinderladen-Flohmarkt eingeladen. Die Positionierung gegen Fast-Fashion ist allerdings nur ein Aspekt, der den Verein dazu bewogen hat, Fairtrade-Partner der Stadt Landau zu werden. Vor allem tritt der Kreisverband Landau-SÜW seit 40 Jahren aktiv für die Verwirklichung der Kinderrechte ein. Dafür erhielt er nun die 30. Mitgliedsurkunde für eine Fairtrade-Partnerschaft.
Seit dem 12. Mai 2018 ist Landau als faire Stadt zertifiziert. Fairtrade-Städte fördern den fairen Handel auf kommunaler Ebene und sind das Ergebnis einer Vernetzung von Akteur*innen aus Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft. Auch der Kinderschutzbund Kreisverband Landau-SÜW e.V. wird die Initiative als 30. Partner fortan unterstützen. Am Donnerstag, 3. Dezember, wurde ihm von Bürgermeister Dr. Maximilian Ingenthron und Barbara Weyrauch von der lokalen Steuerungsgruppe der Fairtrade-Initiative die Unterstützerurkunde überreicht.
„Ich freue mich, dass die Fairtrade-Familie in Landau wieder gewachsen ist“, erklärt Bürgermeister Dr. Maximilian Ingenthron. „Mit dem Kinderschutzbund sind es nun bereits 30 Institutionen und Unternehmen, die den Gedanken fairer Bedingungen in Produktion und Handel unterstützen. Der Kinderschutzbund passt bestens in diesen Kreis, denn er steht dafür, dass alle Kinder eine gute und faire Chance auf ein glückliches, gelingendes und selbstbestimmtes Leben haben. Dies wollen wir in Landau genauso fördern wie in den Ländern, aus denen die Fairtrade-Produkte stammen.“
„Ausbeuterische Kinderarbeit ist im Fairtrade-System verboten. Fairtrade tritt mit Hilfe seiner Programme, Standards und Mitarbeiter*innen der Produzentennetzwerke vor Ort dafür ein, Kinder zu schützen“, so Barbara Weyrauch, die überdies die Vorsitzende des Landauer „Weltladens“ ist. „Wer könnte den Kindesschutzgedanken besser in unserem lokalen Netzwerk verkörpern als der örtliche Kinderschutzbund.“
Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zufolge sind weltweit 152 Millionen Heranwachsende zwischen fünf und 17 Jahren von Kinderarbeit betroffen. Sprich, sie arbeiten unter Bedingungen, die sie ihrer Rechte und Chancen berauben. Mehr als die Hälfte von ihnen, 73 Millionen, sind dabei gezwungen, ausbeuterischen, gefährlichen und die Gesundheit stark gefährdenden Tätigkeiten nachzugehen, darunter Sklaverei, der Einsatz als Kindersoldaten, die Arbeit in Steinbrüchen, das Tragen schwerer Lasten oder sehr lange Arbeitszeiten und Nachtarbeit.
„Seit 40 Jahren setzt sich der Kinderschutzbund im Zuge seiner Lobby-Arbeit und bei seiner täglichen Arbeit mit hilfsbedürftigen Kindern und Jugendlichen aus dem Kreis Landau und Südliche Weinstraße für die Verwirklichung der Kinderrechte gemäß der UN-Kinderrechtskonvention ein. Mit unserem Bundesverband, 16 Landesverbänden und über 400 Orts- und Kreisverbänden machen wir uns außerdem für die Aufnahme der Kinderrechte ins Grundgesetz stark“, erklärt Christin Arto vom geschäftsführenden Vorstand des Kinderschutzbundes.
Die Kinderrechte der UN-Kinderrechtskonvention von 1989 umfassen Entwicklungs- und Förderrechte, Schutzrechte und Beteiligungsrechte. Entwicklungs- und Förderrechte sichern Kindern einen angemessenen Lebensstandard, Gesundheitsvorsorge, soziale Sicherheit sowie Bildung. Schutzrechte gewährleisten Heranwachsenden Schutz vor körperlicher und seelischer Gewalt, vor Verwahrlosung, Ausbeutung und Missbrauch. Ein besonderer Schutz gilt außerdem in bewaffneten Konflikten, auf der Flucht oder bei Katastrophen. Beteiligungsrechte garantieren Kindern das Recht, ihre Meinungen zu äußern und einen freien, kindgerechten Zugang zu Informationen und Medien zu erhalten. Sie gewähren auch Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit sowie eine Privatsphäre. Heranwachsende haben zudem ein Recht auf Freizeit sowie ein Recht auf Teilhabe am kulturellen und künstlerischen Leben.
„Weiterhin setzen wir mit unserem Kinderladen-Flohmarkt, der Second-Hand-Waren für Babys, Kinder und Jugendliche wie etwa Kleidung, Spiele oder Kleinmöbel vertreibt, ein Statement gegen Fast-Fashion und für nachhaltigen Konsum. Und wir achten auch bei der Bewirtung von Klient*innen und Ehrenamtlichen im Kinderhaus BLAUER ELEFANT darauf, fair gehandelte Snacks und Getränke anzubieten“, gibt die stellvertretende Geschäftsführerin des Vereins, Diplom-Pädagogin Christine Heeger-Roos, bekannt.
Zu guter Letzt bestehen auch bereits Synergien zwischen anderen Fairtrade-Partnern der Stadt Landau und dem Kinderschutzbund. Gemeinsam mit dem Haus der Familie wird etwa das Netzwerk Familienbildung für Menschen aus der Region gepflegt. Die Unternehmensgruppe Kissel versorgt den Verein mit fairen Produkten wie Kaffee und Tee aus ihren Märkten. Beim Parkhotel läuft seit Anfang des Jahres eine nachhaltige Spendenaktion, im Zuge derer Gäste bei mehrtägigen Aufenthalten auf eine tägliche Reinigung ihres Zimmers verzichten können. Und auch das vegane Café „Ich bin so frey“, der Fair-Fashion-Store „Weltherz“, der Laden „Ethikette“, der faire und vegane Mode vertreibt, und das Lebensmittel-Geschäft „Unverpackt Landau“, bei welchem das nachhaltige, regionale und plastikfreie Einkaufen im Mittelpunkt steht, förderten die Arbeit der Kindesschützer in der Vergangenheit bereits mit Geld- oder Sachspenden.
Die Stadt Landau darf sich seit 2018 Fairtrade-Stadt nennen. In diesem Frühjahr erfolgte die Rezertifizierung mit dem Label für weitere zwei Jahre.
Wer ebenfalls an einer Zusammenarbeit mit bzw. an der Unterstützung der Landauer Fairtrade-Kampagne interessiert ist, kann sich gerne direkt an die Stadtverwaltung wenden. Ansprechpartnerin ist Annette Liebel von der Lokalen Agenda beim städtischen Umweltamt: annette.liebel@landau.de bzw. 0 63 41/13 35 02.
Autor:Sina Ludwig (geb. Kaimer) aus Landau |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.