Waldbauern tragen die größte Last
Viel Holz vor der Hütte doch kein Geld im Beutel
SÜW. Osterhase und Ostereier sind vergessen, Weihnachten und Weihnachtsgeschenke sind Schnee von gestern und wer denkt in diesen Tagen an einen Christbaum? Willi Rapp geht das ganze Jahr in den „Weihnachtswald“, und seine Sorge gilt nicht nur den Christbäumen für dieses Jahr, er hat bereits die Christbäume von 2029 im Blick.
Von Thomas Klein
Seinen eigentlichen beruflichen Werdegang von 1969 bis 2014 absolvierte Willi Rapp in Diensten der Polizei, zuletzt war er Leiter der Polizeiwache in Annweiler. Sein Herz schlug aber schon immer für den Wald, dem sich der 69-Jährige im Ruhestand nun umso mehr widmen kann. Als Waldbauer in dritter Generation sieht sich der Spirkelbacher immer neuen Herausforderungen gegenüber, die eine Waldbewirtschaftung in Folge des Klimawandels und des Waldsterbens nicht leichter machen.
Schon seit 30 Jahren pflegt Willi Rapp auch eine eigene Christbaumkultur und hat dafür schon jahrelang viele Stammkunden aus der Region wie Gemeinden, Kirchen oder auch die AKU, denn die Landauer Christbäume in der Innenstadt stammen alle aus seinem Spirkelbacher Forst.
Über 1000 Setzlinge wurden in den vergangenen Wochen gepflanzt. „Alle wurden mit der Hand gesetzt, dazu wurden 50 Zentimeter tiefe Löcher gebohrt, die Wurzeln der Setzlinge werden nicht gekappt und alle Bäume werden nicht separat, sondern in den Baumbestand eingefügt, so dass die größeren Bäume Schatten spenden“, beschreibt Rapp die Sorge um die ausreichende Bewässerung der Setzlinge. Nur jeder vierte Baum lässt sich am Ende verkaufen, sieben bis acht Jahre muss er wachsen, wobei schon leichter Frost genügt, um die zarten Triebe und damit den ganzen Baum zu schädigen. Zunehmende Trockenheit ist für das Wachstum ebenso eine Herausforderung wie der Kundenwunsch nach schönen, gleichmäßigen Baumkränzen, weshalb Rapp immer wieder zur Stoppzange greifen muss, um den Baumwuchs zu steuern. „Es ist eigentlich gegen die Natur, aber die Kunden wünschen es so“, kommt er auch ganz dem Verlangen nach Nordmanntanne und Nobilis nach, während Fichten längst nicht mehr gewünscht sind. Und weil Nordmanntanne eigentlich nicht so geruchsintensiv sind, stehen in den Kulturen auch Küstentannen, deren Zweige „den richtigen Weihnachtsduft“ vermitteln.
Doch während der Absatz in den Christbaumkulturen noch einigermaßen den gestiegenen Arbeitsaufwand wettmacht, zeigt sich Rapp sehr besorgt über die Entwicklung im Hochwald und die Arbeit als Waldbauer. „Über die Hälfte des deutschen Waldbestandes befindet sich in Privatbesitz“, beruft sich Rapp auf Forstdirektor Dr. Wolfgang Schuh, Geschäftsführer des Gesamtverbands „Wald“ von Rheinland-Pfalz. Entsprechend werde auch die Aufforstung hauptsächlich von den privaten Waldbesitzern geleistet. Die Landesregierung hat sich dabei auf eine natürliche Verjüngung des Waldbestandes ausgesprochen. Borkenkäfer und die seit Jahren anhaltende Dürre erschweren zusätzlich die Arbeit der Waldbauern. „Die befallenen Bäume müssen aus dem Wald geräumt werden, die Abfälle werden auf einer Wiese verbrannt, weil im Wald selbst die Waldbrandgefahr viel zu groß wäre. Früher wurden die Äste zerhäckselt, heute kann sich das ein Waldbauer kaum mehr leisten“, sieht Rapp hier zu hohe Kosten bei ständig sinkenden Einnahmen.
Dies zeigt sich auch daran, dass derzeit eine große Nachfrage nach Bauholz aus Nadelhölzern besteht, ein Großteil des Holzes nach China und in die USA exportiert wird, während ein Zimmermann vor Ort auf bezahlbares Bauholz warten muss. „Die Sägewerke sind hier die großen Gewinner. Sie erzielen Spitzenverkaufspreise, während für die Waldbauern, die die Arbeit und den Aufwand mit den Bäumen haben, die Preise in den Keller gesunken sind“, beruft sich Rapp auch auf den Präsident des Deutschen Fortwirtschaftsrates, Georg Schirmbeck, der die Waldbesitzer in Deutschland sogar zum Sägestreik aufgerufen hatte. „Wir Waldbesitzer sind abhängig von den Sägewerken, sie habe uns in der Hand und diktieren den Preis. Auf der Strecke bleiben die Waldbauern, die nur noch einen Bruchteil dessen bekommen, was noch vor drei Jahr bezahlt wurde“, so Rapp.
Auch die Ausgleichszahlungen des Landes seien nur ein Ansatz und stünden nicht im Verhältnis zu den gestiegenen Kosten, Risiken und dem Arbeitsaufkommen für die Waldbauern. Mit Douglasien statt Fichten oder etwa Robinien suche man derzeit nach Alternativen, hofft Rapp auf weitere Unterstützung für die Waldbauern, die in der Holzwirtschaft die Hauptlast tragen.
Autor:Thomas Klein |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.