Von der Straße für die Straße - Balkongespräch mit dem Landauer Autor Daniel Gebhart
von Katharina Schmitt
Landau. Wohlbehütet in Landau aufgewachsen, brachte die Trennung seiner Eltern und die Krankheit seiner Mutter Daniel Gebhart auf die schiefe Bahn. Er wurde zum Junkie. Vom ersten Mal Alkohol bis hin zum Drogendealen und auf der Straße landen. Daniel machte alles mit. Jetzt will er etwas zurückgeben - von der Straße für die Straße.
Sein erstes Buch „Straßenstaub“ handelt von seinem Leben; zusammengefasst in Daniels Worten: „In gutem Elternhaus großgeworden, ging alles bisschen schief, bin abgerutscht und aus eigener Kraft wieder rausgekommen“.
Seit er das Buch selbst veröffentlicht hat, ist er viel unterwegs. Daniel liest an Schulen, in Firmen und anderen Einrichtungen aus seinem Buch vor und diskutiert mit den anwesenden Jugendlichen über sein Leben.
Wieso ein Buch?
Doch natürlich fragen sich Außenstehende mit Blick auf Gebhart und sein Buch, inwiefern ein Buch Jugendliche vor Abwegen bewahren soll. Gerade weil Gebhart etwas verschmitzt selbst zugibt, dass er in seiner Jugend vermutlich kein Buch gelesen hätte. Schule hatte ihn sowieso nicht interessiert.
Wieso aber dann ein Buch? Daniel erzählt gerne die Anekdote, dass er seiner damaligen Psychiaterin von seinem Leben berichten sollte und er darauf nur entgegnete, dass er ein ganzes Buch damit füllen könnte. Sie stachelte ihn an. Daniel fing an zu schreiben.
Schnell merkte er, dass ihm das Schreiben viel Spaß machte. Der hauptberuflich im Vertrieb tätige Autor lächelt: „Ich habe meine Berufung gefunden.“ Stolz berichtet er von seinem zweiten Buch, einem Roman, an dem er aktuell schreibt.
Ein zusätzlicher Bonus zum Buch sind die dadurch entstandenen Lesungen und Diskussionen.
Andere erreichen
Mit den Büchern erreicht er vielleicht nur einige wenige Schüler, aber mit den Lesungen noch mal ein paar mehr. Wenn er durch sein Hörbuch oder seinen YouTube-Channel wieder Einzelne abholt, dann „hat es sich schon gelohnt“, so Gebhart.
„Egal, wie tief man in der Scheiße steckt, man kann immer wieder raus.“
Entscheidend sei es nicht, die ganze Welt zu retten oder wie ein Messias Abtrünnige auf den richtigen Weg zurückzubringen. Daniel hofft stattdessen, dass er Einzelne motivieren kann: „Wenn der das packt, kann ich das auch“, soll die Devise sein. Er betont immer wieder: „Egal, wie tief man in der Scheiße steckt, man kann immer wieder raus.“
Auf Augenhöhe
Genau dadurch unterscheidet sich Daniel Gebhart von denen, die sonst versuchen, an Jugendliche heranzukommen. Daniel nennt als Beispiel aus seiner Vergangenheit den uniformierten Polizisten kurz vorm Ruhestand, der an seiner Schule versuchte, Jugendlichen klarzumachen, was sie alles nicht dürfen. Er glaubt nicht, dass so Jugendliche erreicht werden.
Der ehemalige Drogenabhängige ist das Gegenteil. Wie sein ganzes entstandenes Projekt Strassenstaub, dem im Frühjahr nächsten Jahres ein Modelabel für den guten Zweck folgt, will er „von der Straße für die Straße“ stehen und sprechen. Er hat Spaß bei der Arbeit mit Jugendlichen.
Daniel hat vieles durchgemacht und ist authentisch, wenn er von seinem „Lebenswerk“ erzählt. An Schulen begegnet er den werdenden Erwachsenen auf Augenhöhe. Mit einem Grinsen ergänzt er: „Ich fühle mich ja selbst, als wäre ich noch jemand von ihnen.“
Es gehe ihm dabei nicht darum, dass die Jugendlichen nicht ihre eigenen Erfahrungen machen. Wichtig sei aber die Erkenntnis, so Gebhart, dass Drogen kurzfristig glücklich machen, langfristig aber nicht.
Nicht nur bergauf
Oft vergessen wird, dass der Ausstieg aus der Sucht nicht endgültig ist. Daniels Weg zurück war steinig und ging nicht nur bergauf. „Es bleibt das ganze Leben ein Kampf gegen die Sucht. Der kleine Junkie ist immer noch in mir drin.“, warnt Daniel.
Doch auch eine Psychose nach dem Entzug hielt ihn nicht auf. „Wenn man fest an etwas glaubt, kann man alles schaffen“, sagt Daniel fest entschlossen. Im Bewusstsein, dass die Phrase aus seinem Mund mit seiner Lebensgeschichte wieder an Wirkung gewinnt.
Kein Patentrezept
In einer Entzugsanstalt war er, als Mittel zum Zweck. Seine Mutter versprach ihm im Gegenzug eine eigene Wohnung, denn aus der Jugendhilfe war er rausgeflogen.
Die Frage, wieso ihm das nicht bereits zum Umdenken geholfen habe, fällt ihm leicht, zu beantworten. „Mir hat es auf der schiefen Bahn gefallen“, gibt Daniel zu, „ich habe keinen Grund gesehen, mein Leben zu ändern.“ Es gäbe kein Patentrezept zum Ausstieg. Bei den Betroffenen müsse es selbst „Klick machen“.
Hilfreich sei es, wenn Jugendliche jemanden haben, mit dem sie sich verbunden fühlen. „Jemand Nahbares, zu dem ich aufschauen konnte, gab es nicht.“, erinnert sich Daniel an die Zeit zurück. Daniel möchte dieser jemand für andere Jugendliche sein.
Weitere Informationen:
Das nächste Buch von Daniel Gebhart wird ein Roman. Im Mittelpunkt stehen ein Junge aus einem schlechten Haus und ein Mädchen aus einem guten Haus während der Corona-Pandemie. Die Geschichte soll zeigen, dass bei dem Jungen trotzdem nicht alles schlecht und bei dem Mädchen nicht alles gut ist.
Weitere Informationen zu Daniel Gebhart, seinem Buch und Projekt "Strassenstaub" und Neuigkeiten zu seinem geplanten zweiten Buch sind online unter www.strassen-staub.de zu finden.
Autor:Katharina Wirth aus Herxheim |
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