Leserbrief
Warum der Einzelhandel wirklich stirbt
Der harte Lockdown geht jetzt weiter und er ist leider auch notwendig geworden. Wir erleben hier in unserer schönen Südpfalz fast jeden Tag, wie Menschen in Zusammenhang mit dem Corona-Virus sterben. Wir erleben Tag für Tag wie uns geliebte Menschen sich infizieren und leider erleben wir auch Tag für Tag, wie sich ganz viele Leute eben nicht an die Apelle der Bundesregierung halten. Hinzu kommt das Versagen von Spahn, ausreichend Impfstoff zu bestellen. Zwar ist es keine dumme Strategie bei mehreren Herstellern Impfostoff zu bestellen, aber er hätte eine Option einbauen müssen, bei dem Hersteller sofort mehr bestellen zu können, der als erstes auf den Markt kommt. Seit zehn Monaten befinden wir uns in einer schlimmen Lage, die unser aller Leben so verändert hat. Ich vermisse unsere Herzsportgruppe, die natürlich nicht aus jungen Hüpfern besteht. Ich vermisse meine Skatfreunde und natürlich sehe ich meine Enkelchen auch wesentlich seltener als vor der Pandemie. Trotzdem: Ich bin gesund. Meine Frau und ich haben das Brettspiel neu entdeckt, wir beziehen Rente. Ich möchte also nicht jammern. Wir haben ein Dach über dem Kopf, es ist warm und der Kühlschrank ist voll. Das ist allerdings nicht bei allen so.
Die Gastronomen haben seit Anfang November Berufsverbot und die ganzen Künstler schon seit März des vergangenen Jahres. Die Einzelhändler, die sowieso kaum noch gegen das Internet bestehen können, kämpfen mit Abhol- und LIeferservices um jeden Cent Umsatz. Es erschüttert mich aber auch zu sehen, wie der ein oder andere Einzelhändler schwach agiert. Gemeint sind nicht aktualisierte Homepages. Warum schaffen es Einzelhändler gerade jetzt nicht, endlich den Weg ins digitale Zeitalter zu finden? Warum sind die Homepages bei einigen noch aus dem letzten Jahrtausend? Andere haben keine Homepage. Wäre es nicht jetzt gerade an der Zeit gewesen (seit März/April) alles daran zu setzen, das Angebot zu verbessern? Mich beschleicht bei einigen das Gefühl, sie haben sowieso schon ausgesorgt. Andere riechen die Rente, wollen nicht mehr investieren. Dann gibt es natürlich eine handvoll Einzelhändler, die richtig Gas geben. Mein Enkelsohn hat mir die sozialen Medien gezeigt, was da mancher Einzelhändler tut. Aber die Mehrheit eben nicht. So kann man zwar sagen, dass der harte Lockdown dem Einzelhandel massiv schädigt, aber zumindest mich beschleicht in den letzten Wochen auch das Gefühl, der Einzelhandel könnte mehr tun. NIcht gegen das Internet, sondern mit dem Internet und im Internet. Warum passiert das nicht? Oder nur bei einigen? Wo sind die Enkel und Kindern, die älteren Geschäftsinhabern helfen? Wo die Initiativen, die jene unterstützen, die Hilfe bei der Technik benötigen? Wenn am Ende viele Einzelhändler schließen, wovon auszugehen sein wird, dann sind es nicht nur "die da oben". Es ist auch nicht nur die Pandemie. Es ist die Verschlafung der Digitalisierung. Die Verschlafung von Angebot und Nachfrage, die ich schon meinerzeit in der Berufsschule gelernt habe. Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Wer nicht im Internet mit eigenen Homepages in den sozialen Netzwerken und in den Suchmaschinen präsent ist, geht unter. Das war aber auch schon vor Corona so.
Autor:Uwe Baltner aus Landau |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.