Saach Blooß: Pfälzer Mundartkolumne
Das „Knärzel“

Der Wingert oberhalb von Rhodt strahlt dunkelrot | Foto: Georg Beck
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von Michael Konrad

Mundart. Eine gekürzte Folge der Serie „Saach blooß“, die seit 20 Jahren in der Rheinpfalz und der Rheinpfalz am Sonntag erscheint, gibt Michael Konrad in unserem Magazin „Dehäm“ zum Besten.

Wie finde ich das Glück? Scharen von Philosophen haben ihren Gedanken Beine gemacht, um Antwort auf diese Frage zu finden. In der Pfalz kommt die Lösung ganz einfach mit einer Ecke Brot. „Wenn ich mit dem Fahrrad früher ins Dorf Brot holen geschickt wurde, und das Knärzje schaute heimwärts so verführerisch aus der Tasche, so konnte ich nicht anders, ich musste kleine Stücke abbrechen und essen“, schreibt eine Leserin. Ein Leser berichtet von seiner Großfamilie, in der das frische Brot mit einem Ausruf aus vielen Kinderkehlen begrüßt wurde: „Ich will’s Knärzel hawwe!“ Man habe sogar gelegentlich darum gestritten, erzählt ein nach München ausgewanderter Pfälzer. Denn: „Mit Butter reichlich beschmiert und mit etwas Salz bestreut, war das ein Hochgenuss und ist es auch heute noch.“ Ein Stück vom Glück eben.

"Knärzel" findet vielfache Verwendung

Wo kommt das Wort nun her? „Knärzel“ oder „Knärzje“ ist die Verkleinerungsform von „Knorze“ wie in Reb- oder Baumknorze. Gemeint war damit schon im Althochdeutschen „eine knotenförmige Verdickung“. Das sprachforscherische Glück von „Saach blooß“ wäre aber nicht vollkommen, wenn die Pfälzer aus dem „Knärzel“ nicht noch viel mehr machen würden: Der „kleine runde Bauchspeck“ oder gar „ein Kugelbauch“ werden in der Pfalz hin und wieder ebenfalls als „Knärzel“ oder „Knärzje“ bezeichnet. „Auch der Mensch vermag einen Knärzel auf seinem Halse zu tragen“, ergänzt ein Leser aus Neustadt. „Do streng halt mol doi Knärzel a“, heißt es zum Beispiel. Damit noch immer nicht genug: Selbst „goldige kleine Kinder“ werden in der Pfalz gelegentlich „klää Knärzel“ oder „liewes Knärzel“ genannt. Zu guter Letzt gibt es auch noch das „alte Knärzel“: Ein Mensch, der bejahrt ist, hart im Nehmen, und immer ein Stehaufmännchen geblieben ist. Auch das eine Form von Glück, meint „Saach blooß“.

Informationen

Im Oktober 2021 ist im Lipplerbookz Buchverlag die Serie als Gesamtausgabe erschienen: Michael Konrad, „Saach blooß – Geheimnisse des Pfälzischen“.

Petz emol em Ochs ins Horn
Autor:

Dehäm Magazin aus Ludwigshafen

Amtsstraße 5-11, 67059 Ludwigshafen
+49 621 5902484
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