Kripo-Arbeit in der Pfalz
Tatort
Tatort. Der Leiter der Mordkommission der Kriminalpolizei Ludwigshafen Dirk Brauer erklärt, warum der Fernseh-Tatort dem Realitätstest nicht standhält und welche südpfälzische Stadt er sich als Kulisse für den Tatort vorstellen kann.
Auf das Blechdach der dunklen Lagerhalle hämmert der Regen, nur spärlich schimmert das Licht der Straßenlaternen durch die dreckigen Scheiben. Der Polizist drückt seine Taschenlampe an die Pistole, um etwas zu sehen. Plötzlich ein Knall, der Kommissar sackt zusammen. Er wurde von einer Kugel getroffen. Seine Kollegen kommen in letzter Sekunde zur Rettung. Der Täter wird erst später geschnappt.
Wenn die Ermittler zum Tatort kommen, ist alles schon vorbei
So ähnlich läuft es in Krimis häufig für die Ermittler. Sie verhören, verfolgen und überführen oft in gefährlichen Alleingängen Mörder und andere Halunken. Zwischen der Tat und der Festnahme vergehen meist nur wenige Tage. „Krimis sind nicht sehr realistisch“, sagt der Leiter der Kriminalpolizei Ludwigshafen, der Erste Kriminalhauptkommissar Dirk Brauer. Es beginnt bei der Teamgröße. Während im Fernsehen Ermittler oft im Duo arbeiten, seien bei der Polizei bis zu 40 Beamte eingebunden. Auch von wilden Verfolgungsjagden kann Brauer nichts berichten. „Wenn wir an den Tatort kommen, ist alles bereits passiert“, so der 53-jährige Kripo-Beamte, „wir durchsuchen nach der Spurensicherung den Tatort, allerdings dauert das deutlich länger als im Fernsehen.“ Bei der echten Kripo spaziere auch niemand ohne Schutzanzug durch den Tatort. Wenn mehrere Ermittlungen gleichzeitig laufen, müsse priorisiert werden, weil Gerichtsmedizin und Spurensuche das Nadelöhr seien. Deshalb kann eine Auswertung mehrere Tage dauern.
Anders als im Krimi ist im Polizeialltag der Täter meist bekannt, nicht selten ruft er selbst die Polizei. „Unsere Aufgabe liegt dann darin, den Tathergang zu untersuchen und Motive zu finden“, sagt Brauer. Im Fernsehen wird zunächst im Umfeld des Opfers ermittelt. Das ist auch in echt der Fall. „Es gibt fast immer eine Vorbeziehung zwischen Opfer und Täter“, so der Polizist. Die Aufklärungsquote liege, ähnlich wie im Film, knapp unter 100 Prozent.
Das Verhör ist selten geworden
„Wie oft sehen Sie in einem Krimi den Polizisten schreiben?“, fragt Brauer. Tatsächlich verbringt er einen großen Teil seiner Arbeitszeit am Schreibtisch. Wenn die Ermittlungen beendet sind, wird der Staatsanwaltschaft ein großes Schriftwerk vorgelegt, die dann über die Anklage entscheidet. Unterschiede zum Fernseh-Krimi gibt es auch, wenn der Täter bereits gefasst wurde. Das klassische Verhör ist seltener geworden, so Brauer. „Täter sprechen kaum mehr mit uns, es gibt weniger Geständnisse“, sagt er. Das liege vor allem an rechtlichen Formalitäten. „Unsere Arbeit ist wie puzzeln. Doch statt 1.000 Teilen müssen wir 20.000 Teile zusammensetzen.“
Der Krimi ist deutlich einfacher gestrickt, der Realitätstest somit nicht bestanden. Doch das ist für Brauer kein Grund, beim Tatort abzuschalten. „Ich schaue gerne den Tatort, aber eben nur zur spannenden Unterhaltung“, sagt der Leiter der Mordkommission. Die sogenannte Mordkommission ist das Kommissariat 11 und gehört der Zentralen Kriminalinspektion Ludwigshafen an, die auch für die Südpfalz zuständig ist. „Krimis sind weit weg von der Realität“, fasst er zusammen. Er weiß, wovon er spricht, denn von 33 Dienstjahren bei der Polizei war er 26 Jahre bei der Kriminalpolizei und hat viel erlebt. „Die Schwerpunkte für schwere Kriminalität liegen in den Städten, also beispielsweise in Ludwigshafen, deshalb ist es in der eher ländlichen Südpfalz etwas ruhiger“, so Brauer. Einen Tatort in der Südpfalz kann sich Brauer gut vorstellen. „Je besiedelter ein Gebiet, desto wahrscheinlicher werden Verbrechen und Tötungsdelikte begangen. Deshalb wäre Landau als Drehort meine erste Wahl“, so Brauer. kim
Autor:Dehäm Magazin aus Ludwigshafen | |
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