Das geht uns alle an

Klimawandel in der Südpfalz
Immer wärmer

Klimawandel: Wir müssen aufpassen, dass aus der Toskana Deutschlands nicht die Sahara wird... | Foto: Herby ( Herbert ) Me/stock.adobe.com
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Klimawandel. Die Temperaturen in der Südpfalz steigen deutlich stärker als im Bundesdurchschnitt. Winzer, Landwirte und Städte müssen sich darauf einstellen.

„Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“, sang Rudi Carrell 1975 und traf damit einen Nerv, weil der Sommer 1974 in der Tat recht kühl war. Allerdings waren die Sommer 1975 und besonders 1976 in der Pfalz dagegen recht warm. Und seither wurden die Sommer stetig wärmer. Seit 1989 gibt es keinen Sommer mehr, der kühler war als 1975. Neun der zehn heißesten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen erlebten wir seit 1976. Dabei ist die Südpfalz besonders betroffen.

Temperaturen steigen weiter

Die Pfalz rühmt sich gerne als Toskana Deutschlands, weil hier ein mildes, nahezu mediterranes Klima herrscht. Und mit dem Klimawandel wird es in der Südpfalz noch wärmer. Selbst wenn sofort weltweit ambitionierte Klimaschutzmaßnahmen ergriffen werden, steigen die Temperaturen zunächst weiter. Uneins sind sich die Klimamodelle noch, wie es sich mit dem Niederschlag verhält. Aber auch wenn der Niederschlag zunimmt, profitiert die Landwirtschaft nicht unbedingt davon, berichtet der Leiter des Kompetenzzentrums für Klimawandelfolgen Rheinland-Pfalz in Trippstadt Dr. Ulrich Matthes.
Schon heute liegen die durchschnittlichen Temperaturen in der Vorder- und Südpfalz um 1,7 Grad Celsius über den Durchschnittstemperaturen des Zeitraums zwischen 1881 und 1910. In der Südpfalz, vor allem in der Rheinebene, dürfte es noch etwas wärmer sein, so Matthes. Dieser Temperaturanstieg liegt über dem Wert für Rheinland-Pfalz, das wiederum stärker von der Erwärmung betroffen ist als die gesamte Bundesrepublik. Und die Modelle errechnen einen weiteren Anstieg der Temperaturen bis zum Ende des Jahrhunderts von mindestens einem bis maximal 4,5 Grad Celsius, wenn keine Klimaschutzmaßnahmen ergriffen werden. Wahrscheinlich sind zwei bis drei Grad Erwärmung für die Südpfalz, so Matthes.

Milde Winter, tropische Nächte im Sommer

Der Temperaturanstieg verteilt sich über das gesamte Jahr. Die Winter werden tendenziell milder, der Frühling und damit die Vegetationsperiode beginnt früher und die Sommer werden wärmer. „Sommertage“ mit einer Höchsttemperatur von über 25 Grad Celsius, „heiße Tage“ mit Maximalwerten von über 30 Grad Celsius und „tropische Nächte“, an denen die Temperatur nicht unter 20 Grad Celsius sinkt, werden häufiger. Was nach einem wundervollen Sommer klingt, hat erhebliche gesundheitliche Folgen, so der Klimaexperte Matthes. In tropischen Nächten beispielsweise hat der Körper nicht die Möglichkeit zur Regeneration. Außerdem breiten sich Insekten und andere Tiere aus, die Krankheiten übertragen können. Und auch die Landwirtschaft profitiert nicht unbedingt von der längeren Vegetationsperiode. Zum einen ist trotz Temperaturanstiegs immer noch Frost im Frühjahr möglich, der die Pflanzen dann inmitten der Wachstumsphase trifft. Zum anderen benötigen die Pflanzen Nährstoffe und vor allem Wasser.

Mehr Trockenheit und Starkregen

Bei den Niederschlägen sind die Klimamodelle weniger eindeutig als bei den Temperaturen. Die meisten Modelle sagen eher geringere Niederschläge für die Pfalz voraus. Andere sehen eine Zunahme der Niederschläge. Allerdings waren die Sommer der vergangenen drei Jahre sehr trocken. „Einzelne trockene Jahre haben wir immer wieder einmal, aber so lange Trockenperioden wie in den letzten Jahren, sind extrem selten“, sagt Matthes. Und auch von zunehmenden Niederschlägen profitiert die Landwirtschaft nicht unbedingt. Denn vermehrt kommt dieser als räumlich und zeitlich konzentrierter Starkregen nieder, den die Böden nicht aufnehmen können. Vor allem wenn der Starkregen nach einer Trockenzeit auf harte Böden trifft, fließt das Wasser ab, ohne zu versickern und den Pflanzen zur Verfügung zu stehen. Das beunruhigende ist, dass Starkregen nicht wie früher nur im Mittelgebirge sondern überall herunterkommen, sagt Matthes.

Weniger Riesling, mehr Schädlinge

Die Winzer und Landwirte in der Südpfalz müssen sich auf die verändernden Bedingungen einstellen. Der Riesling wird im Jahr 2100 für die Pfalz nicht mehr die Rolle spielen, die er heute spielt. Schon heute bauen die Winzer zunehmend Burgundersorten an, die sehr viel wärmeliebender sind als der Riesling. Pilze wie Mehltau und falscher Mehltau sowie neue Schädlinge wie die Kirschessigfliege sind weitere Gefahren, die den Winzern drohen und denen sie begegnen müssen. Auch für den Wald und die Städte ist die zunehmende Erwärmung eine Herausforderung. rk

Informationen:

Klimadaten der Vergangenheit und die Prognosen für die Zukunft sowie Handlungsempfehlungen findet man auf dem Internetportal des Kompetenzzentrums für Klimawandelfolgen Rheinland-Pfalz unter www.kwis-rlp.de.

Klima und Wetter

Wenn man sich auf den Weg zum Frankfurter Flughafen macht, weiß man nicht, wie man durchkommen wird. Doch die Wahrscheinlichkeit in einen Stau zu kommen, ist heute höher als vor 50 Jahren. Und wahrscheinlich steht man am Freitagnachmittag eher im Stau als Mittwochnacht. Mit dem Klimawandel ist es ähnlich. Wie genau das Wetter an einem bestimmten Tag sein wird, darüber sagt das Klima wenig aus. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass es an einem Sommertag in 50 Jahren sehr heiß sein wird, wächst ebenso wie die Wahrscheinlichkeit für Starkregenereignisse wie unlängst an der Ahr. rk

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Autor:

Dehäm Magazin aus Ludwigshafen

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