Ehrenamtlich Engagierte in Landstuhl
Der Kitt unserer Gesellschaft

Bärbel Herrmann (links) und Marijke van de Watering-Bakker | Foto: Frank Schäfer
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Von Frank Schäfer

Landstuhl. Ob im Sportverein, bei der Feuerwehr, im Seniorenheim, bei der Tafel oder als Hospizhelfer - rund 31 Millionen Menschen engagieren sich in Deutschland in ihrer Freizeit für das Gemeinwohl. Mit ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit bereichern sie das Zusammenleben in unserer Gesellschaft und leisten Menschen in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen Hilfe und Unterstützung. Für jeden Einzelnen bietet das ehrenamtliche Engagement die Chance, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und die Gesellschaft ein Stück weit mitzugestalten.

Seit 2017 sind Bärbel Herrmann und Marijke van de Watering-Bakker in der ehrenamtlichen Hospizbegleitung im DRK Hospiz Hildegard Jonghaus in Landstuhl tätig und ergänzen dort die Arbeit ihrer hauptamtlichen Kolleginnen und Kollegen.

Leben bis zuletzt

„Sterben ist ein Tabu-Thema in unserer Zeit. Ich finde das Haus sehr wertvoll und habe mich daher entschlossen, mich hier zu engagieren“, berichtet Bärbel Herrmann. „Auch wenn man natürlich emotional von den Schicksalen sehr berührt ist, gibt es doch sehr viele schöne Momente. Wir lachen auch viel und feiern auch mal zusammen Geburtstag − ganz nach dem Motto: leben bis zuletzt“, so Bärbel Herrmann.
„Wir sind einfach nur für die Menschen da und hören ihnen zu. Uns wird viel anvertraut. Im Gegensatz zu den Angehörigen sind wir neutrale Dritte, das heißt, wir werten nicht und nehmen nicht Stellung“, erklärt Marijke van de Watering-Bakker.

Gegenseitige Bereicherung

„Die Tätigkeit ist auf jeden Fall eine gegenseitige Bereicherung. Man lernt die unterschiedlichsten Menschen kennen, die trotz Trauer und Angst dankbar sind, dass sie hier im Hospiz sind. Sie wissen, dass hier jemand ist, der Zeit für sie hat und ihnen zuhört“, so Bärbel Herrmann.

„Das Schlüsselwort in der Hospizarbeit heißt Zeit − Zeit haben und Zeit geben“, bringt es Marijke van de Watering-Bakker auf den Punkt. Neben ihrer Tätigkeit im Hospiz arbeitet sie auch noch ehrenamtlich bei der Landstuhler Tafel, wo sie zweimal in der Woche bei der Lebensmittelausgabe mitanpackt. „Damit habe ich 2009 begonnen. Damals war ich nicht berufstätig, aber ich wollte sinnvoll meinen Tag gestalten und hab mich entschlossen, bei der Tafel Menschen zu helfen, die es nicht so gut haben“, erklärt Marijke van de Watering-Bakker.

„Sprachpartner“ gesucht

Seit Mai arbeitet Ibrahim Kilch als Ehrenamtskoordinator beim DRK in Landstuhl. Davor war auch er ehrenamtlich bei der Landstuhler Tafel engagiert. In Syrien hat Ibrahim Kilch als Anwalt gearbeitet und ist vor vier Jahren mit seiner Familie nach Deutschland gekommen. „Mir macht es Spaß, mit Menschen zu arbeiten. Ich will Menschen helfen, die Unterstützung brauchen“, erklärt der 36-Jährige. Zusammen mit seiner Kollegin Heide Güldenfuß, der Leiterin des Fachbereichs soziale Arbeit, sucht er nun Ehrenamtliche, die sich als „Sprachpartner“ in der Flüchtlingshilfe engagieren. „Es geht darum, die Sprache zu lernen und die Kultur kennenzulernen. Das ist für beide Seiten ein Gewinn“, so Ibrahim Kilch. „Wer daran Interesse hat, kann sich einfach mit uns in Verbindung setzen.“

„Es gibt mir viel“

Aktuell gibt es sechs ehrenamtliche „Sprachpartner“ in Landstuhl, die an ein bis zwei Stunden in der Woche mit Zuwanderern die deutsche Sprache üben. Eine von ihnen ist Judy Crayford: „Ich kenne die Sprachprobleme von Zuwanderern aus einer anderen Perspektive. Als Engländerin musste ich selbst deutsch lernen und habe gemerkt, wie schwierig es ist, die deutsche Sprache zu lernen. Als ich von dem Sprachpartner-Programm des DRK gehört habe, dachte ich: Das wäre was für mich. Hier ist man flexibel und kann sich die Zeit so einteilen, wie es passt“, berichtet Judy Crayford, die in den 70er Jahren nach Deutschland kam und unter anderem an einem Gymnasium in Kaiserslautern Englisch und Erdkunde unterrichtete und auch schon Deutschkurse an der Volkshochschule leitete. „Es gibt mir viel, zu sehen, wie die Leute sich positiv entwickeln und Fortschritte machen. Zu Einigen, die ich schon vor sechs Jahren unterrichtet habe, habe ich immer noch Kontakt. Es haben sich sogar persönliche Freundschaften entwickelt“, so Judy Crayford.

Woche des bürgerschaftlichen Engagements

Vom 10. bis 19. September findet im Rahmen der Mitmachkampagne „Engagement macht stark“ die 17. „Woche des bürgerschaftlichen Engagements“ statt. Mit der Kampagne würdigt das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE) seit 2004 den Einsatz der über 30 Millionen freiwillig Engagierten. Dabei stehen Menschen im Fokus, die sich eigeninitiativ oder in Organisationen, Vereinen, Stiftungen oder Einrichtungen für einen guten Zweck engagieren.

„Wenn wir alle etwas gelernt haben in dieser Zeit der Pandemie, dann ist es doch das: wie verletzlich wir als Menschen, als Gemeinschaft sind und wie sehr wir aufeinander angewiesen sind und wie wichtig Solidarität und Zusammenhalt gerade auch in einer Krise sind“, so Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.fsc

Bärbel Herrmann (links) und Marijke van de Watering-Bakker | Foto: Frank Schäfer
Heide Güldenfuß und Ibrahim Kilch  | Foto: Frank Schäfer
Autor:

Frank Schäfer aus Wochenblatt Pirmasens

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