Rebsortenarchiv sammelt und erhält seltene einheimische Weinsorte
Weingarten (Pfalz). Die Reblauskrise im 19. Jahrhundert und die Begrenzung auf lediglich 15 Weinsorten durch die Reichrebenzüchter im 20. Jahrhundert haben viele Weinsorten aussterben lassen. Doch der Rebsortenkundler und Erhaltungszüchter Andreas Jung und das Rebsortenarchiv in der Südpfalz haben hunderte Sorten in alten Weinbergen wiederentdeckt und vor dem Aussterben bewahrt.
Es war ein Glücksfall. In einem Weinberg an der Bergstraße entdeckte der Rebsortenkundler und Erhaltungszüchter Andreas Jung alte Rebsorten, die es eigentlich gar nicht mehr gab: Bettlertraube, Blauer Elbling, Zinfandel und andere. Sie hatten die Reblauskrise überlebt und wuchsen an der Badischen Bergstraße teilweise seit 300 Jahren unverändert. Um diese Reben zu retten, wurde 2007 das Rebsortenarchiv Südpfalzweinberg am Rande der pfälzischen Gemeinde Weingarten gegründet. Nach weiteren Such- und Sammelaktionen wachsen dort heute 115 einheimische Rebsortenarten, die oftmals bereits als ausgestorben galten.
Reblaus vernichtete Reben in der Pfalz
Ein Grund für das Sortensterben war ein aus Nord-Amerika eingeschleppter Schädling. Die Reblaus hatte zwischen 1865 und 1885 in weiten Teilen von Frankreich, später auch in der Pfalz und in ganz Deutschland auf vielen Weinbergen die Reben zerstört und die Winzer um ihre Existenz gebracht. Und was die Reblaus nicht schaffte, sollte die deutsche Bürokratie erledigen. Während zwischen 1750 und 1860 insgesamt 780 Weinsorten dokumentiert worden waren, wurden ab 1929 nur noch 15 Sorten durch die Reichsrebenzüchter erlaubt. Hinzu kam, dass einige Sorten fälschlich als Synonyme für andere, herkömmliche Weinsorten erklärt wurden.
Das Rebsortenarchiv und der Wissenschaftler Andreas Jung wollen die Diversität der Weinsorten erhalten und ausbauen. Der Südpfalzweinberg ist längst nicht mehr der einzige. Mittlerweile umfasst das Archiv über 300 autochthone Rebsorten, die auf insgesamt rund fünf Hektar Fläche in der Südpfalz, in Rheinhessen, an der hessischen Bergstraße und am Neckar verteilt sind. Das sind weit über ein Drittel der ursprünglich bekannten Sorten. Hinzu kommen Archive für Tafeltrauben und rund ein Hektar Weinbaufläche, den Winzer im Rahmen de Versuchsanbaus mit historischen Sorten angelegt haben.
Die Sortenvielfalt hat viele Vorteile. So gibt es rote Trauben, die wegen ihrer harten Beerenhaut keine Probleme mit dem Schimmelpilz Botrytis und der japanischen Kirschessigfliege haben. Bei einer großen Diversität ist es sehr wahrscheinlich, dass einige Pflanzen Resistenzen ausgebildet haben. Außerdem hat jede Sorte auch ihre geschmacklichen Qualitäten. rk
Patenschaften
Wer die Arbeit des Rebsortenarchivs unterstützen möchte, hat die Möglichkeit, eine Patenschaft zu übernehmen. Mit der Übernahme einer Patenschaft für eine alte Rebsorte im Südpfalzweinberg trägt man ganz direkt zum Erhalt einer Rebsorte und damit zum Fortbestehen des weinkulturellen Erbes bei. Die Paten werden auch zu der jährlichen kulinarischen Weinprobe mit Weinen aus historischen Weinsorten eingeladen. Hier gibt es nicht nur ein Vier-Gänge-Menü mit spannenden Weinen und Hintergründe zu den Weinen sondern auch ein Vortrag zu bestimmten Themen rund um den Wein. Informationen www.rebenpatenschaft.de. [rko]
Autor:Dehäm Magazin aus Ludwigshafen | |
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