BriMel unterwegs
„ERZENGEL“ rocken das „Bon Scott Rockcafe“
Ludwigshafen. Am 21. Oktober ließen die vier Jungs der Band „Erzengel“ das Bon Scott Rockcafe in der Dammstraße erzittern. Von softer Popmusik weit entfernt gab es richtig fett etwas auf die Ohren. ERZENGEL ist eine NDH(Neue Deutsche Härte)-Band aus Mannheim. Als NDH bezeichnet man im groben eine Unterart aus Deutschem Rock und Metal zumeist mit stark verzerrtem und tonal tiefem Gesang.
Heute Abend sollte es eine bunte Zusammenstellung verschiedener Songs aus den vier Alben auf die Ohren geben. Dafür wurde einiges der durchweg eigenen Songs umarrangiert und in der Akustikversion performt, also eher ein „Abendtheater“. In den nächsten Tagen wird das neue, vierte Album mit dem Titel „Schwarz“ erscheinen, von dem auch zwei Songs ihren Weg ins heutige, exklusive und unverzerrte „Erzengel“-Akustik-Konzert fanden.
Das „Rock-Cafe“ war gerammelt voll (AUSVERKAUFT). Und die Gäste bunt gemischt von jung bis alt. Auch der Männer-/Frauenanteil hielt das Gleichgewicht. Auffallend waren die vielen herzlichen Begrüßungen und Umarmungen. Man kennt sich halt in der Szene!
Viele trugen ERZENGEL-T-Shirts, und zeigten damit schon, dass sie eingefleischte Fans sind, die die Texte alle auswendig konnten, wie ich später feststellen sollte. Sowohl für mich als auch für zwei der ERZENGEL war es das erste Mal im „Bon Scott Rockcafe“. In der Vergangenheit traten ERZENGEL in der alten Besetzung bereits zweimal hier auf.
Die NDH-Band ERZENGEL setzt sich zusammen aus den Bandmitgliedern Jörg Scheithe (Rhythmus-Gitarre, Gesang), Mike Habel (Lead-Gitarre, Gesang) Marvin Towae (Drums/Cajon/Percussion) und Neuzugang Björn Bug (Lead-Gesang). Die Mannheimer Band wurde im Dezember 2016 gegründet und ist in der Szene schon länger eine feste Größe. Bereits die ersten drei Alben waren erfolgreich. Die Musiker glänzen mit harten Riffs, treibenden Drums und einer einzigartigen Virtuosität. Durch die eingängigen und prägnanten Melodien verleihen sie ihren Songs eine Pop-Ader, welche man sonst nur aus Radiohits kennt.
Der alte Freund und Bandgefährte Sascha Graf, ehemals in Ludwigshafen wohnhaft, kam extra aus Südafrika von der Gardenroute zu diesem Konzert und verband das Angenehme mit dem Nützlichen. Er war schon in vielen bekannten Bands europaweit unterwegs und freute sich auf den heutigen Abend mit seinen alten Kollegen.
Nach Corona und Mitgliederwechsel konnten die ERZENGEL bereits zwei Auftritte in Weiher und Köln zu Beginn des Jahres erfolgreich hinter sich bringen. Danach folgten Recording, Mixing und Mastering des neuen Albums "Schwarz". Heute fliegen sie das erste Mal mit dem akustischen Programm in der neuen Besetzung in die Höhen des Musik-Olymps. Es folgten die Gongschläge wie für den Theaterbeginn „Die Festsaalbesucher werden gebeten ihre Plätze einzunehmen!“ Der Sänger Björn Bug stellte sich als "der Neue" vor, der seit einem Jahr nun dabei ist und Sänger Marcus abgelöst hat und damit gegenüber der bestehenden Fangemeinde in große Fußstapfen tritt. Und dann ging die Post auch schon ab, mit Deutsch-Rock, harten Riffs und dem allerersten und damit ältestem Song „Blutige Federn“. Björn Bug wechselt hier mit seiner Stimme gekonnt zwischen rockigem Gesang und gutturalen Passagen, die man im Fachjargon "Growling", zu Deutsch „Knurren“ nennt und ein absolutes Muss beim Heavy-Metal-Gesang ist. Der Gitarrist Jörg Scheithe und Björn erzählten vor jedem Song eine kleine Anekdote dazu, so auch die Begebenheit, weshalb ERZENGEL ohne Bassist unterwegs sind. Der zweitälteste Song "Erzengel" ist technisch so komplex aufgebaut, dass der damalige Bassist, welcher extra für die Band einen neuen, weißen Fender Bass gekauft hatte, für sich keine Chance sah, dem Song Herr zu werden, worauf er die Musik aufgab und alles wieder verkaufte. Nun standen ERZENGEL wieder ohne Bassist da. Bassisten sind in der Musikszene rar gesät, was Mike und Jörg dazu brachte, die Band ohne Bassist zu betreiben.
Nun folgte der vom Inhalt her brandaktuelle, zweite Song des Abends „Diese Bilder“ – von einer besseren Welt, welcher textlich die immer wieder aufbrennenden Fehden der Menschheit gegeneinander thematisiert. Björn glänzte auch hier durch emotional starken Ausdruck und stimmliche Stärke. Auch das nächste Lied, das nicht von Sternschnuppen oder Meteoriten, sondern von Engelstränen „Wenn Engel weinen“ handelte, bestach durch einen starken Text und spanischen Gitarreneinflüssen im Instrumental. In „Reality TV" sprach alleine der Titel schon für sich. "Willkommen in meiner Welt“, diese Textzeile allein sagt schon viel über diese Sparte der TV-Sendungen aus. Das Stück beschäftigt sich insgesamt mit dem Thema aus der Sicht eines Darstellers. Mit einem schönen Gitarrensolopart brachte Mike Habel einmal mehr seine virtuosen Fähigkeiten ins Rampenlicht. Das textsichere Publikum sang fehlerfrei mit. Der Song „Göttin der Nacht“ hatte Jörg auf der Couch ereilt, nachdem dieser über einen Film sinnierte, in dem es um ein beziehungsunfähiges Genie ging.
Nun wies Björn auf einen für ERZENGEL wichtigen Mann namens Ecki (mit Rauschebart) hin, der viel Applaus erntete, da er der Band sein Studio für die Aufnahmen für das brandneue ERZENGEL-Album „Schwarz“ zur Verfügung stellte, das sozusagen in den letzten Zügen liegt. Als Vorgeschmack performte die Band den ersten Song aus diesem Album „Zeitlos und allein“ – unendlich frei, was könnte schöner sein? „Du bist die Sonne“, ein vollkommenes Wesen, ging sofort ins Ohr und der Refrain wurde begeistert mitgesungen. Nach fast einer Stunde folgte eine Pause bevor das zweite Set gespielt wurde. Das bekam ich leider nicht mehr mit, da mich die Bodyguards „Asterix und Obelix“ freundlicherweise durch die Nacht zu meinem Auto begleiteten. Vielen Dank nochmals. (mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
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