BriMel unterwegs
Fantastische „Open Air Jazz Soirée“ im Freischwimmer
Ludwigshafen. Am 16. Juli um 19.30 Uhr öffnete die wundervolle Location „Freischwimmer“ ihre Türen für eine ganz besondere musikalische Darbietung. Und dieses Mal wäre auch der Innenbereich des Freischwimmer-Beckens viel zu klein für die Veranstaltung gewesen, denn eine wundervolle laue Sommernacht in einem schattigen grünen Innenhof war geradezu prädestiniert für ein Open-Air-Konzert, dem Q4-Quartett. Da hatte der Förderverein Freischwimmer e.V. schon ordentlich zu tun mit der Bestuhlung und dem Getränkeausschank. Und wer das erste Mal im Freischwimmer zu Gast war, wird garantiert wiederkommen, denn so ein „Schmuckstück“ hat nicht jede Stadt und macht es für Ludwigshafen besonders.
Am heutigen Abend mit Latin-Jazz stand wieder einmal mehr der begnadete Saxophonist Olaf Schönborn & Friends auf der Bühne. Seine heutigen Freunde waren wieder einmal erste Sahne wie Daniel Stelter (Gitarre), Martin Simon (Bass) und die brasilianische Percussionistin Cris Gavazzoni. Als Special Guest hatte er die herausragende Sängerin Menna Mulugeta eingeladen, die der ein oder andere noch von der zweiten Staffel (2013) der Talentshow „The Voice of Germany“ kennen dürfte, denn da kam sie in ihrem Team unter die letzten vier Bewerber:innen. Aber auch nach dieser Teilnahme ist sie überall gern gesehener Gast und alles aufzuführen würde die Seite sprengen.
Unbedingt erwähnt werden muss auch dieser fantastische Gitarrist Daniel Stelter, einer der gefragtesten Gitarristen Deutschlands, der auch gut und gerne alleine ein Konzert hätte machen können. Er beherrschte die Saiten so perfekt, dass ein Vergleich mit dem amerikanischen Jazz-Gitarrengott Al di Meola aufkam. Neben zahlreichen Engagements für bekannte Künstler (z. B. Till Brönner, Annett Louisan, Andreas Gabalier) war er 2014 bis 2018 fester Musiker für die Fernsehsendung „Sing meinen Song – das Tauschkonzert“ und seit 2016 ist er als Dozent für Gitarre an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Frankfurt tätig. Auch die Band „Heavytones“ bereicherte er bei „TV total“ als top Gitarrist.
Martin Simon hatte das imposanteste Instrument dabei, einen Kontrabass, und der sorgte in der zweiten Reihe, aber mit seinen wundervollen Tönen in erster Reihe für den guten Ton. Der Wahl-Mannheimer ist Diplom-Jazz-Kontrabassist und spielte bereits auf dem Montreux Jazz Festival sowie auf unzähligen weiteren Jazzfestivals europaweit bis über die großen Ozeane. Die Sängerin Cassandra Steen ist nur eine der Größen mit denen er spielen durfte.
Bliebe noch die brasilianische Schlagzeugerin Cris Gavazzoni vorzustellen. In Mainz studierte sie klassisches Schlagzeug und anschließend an der Mannheimer Musikhochschule Jazz und Popularmusik. Sie spielte weltweit mit verschiedenen Bands und Orchestern, momentan mit ihrem Duo „Batucalina“ und „Triooomaravilha“ Sie unterrichtet an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen Musikpädagogik.
Nachdem die Musiker die Bühne betreten hatten schien ihnen die Sonne noch ins Gesicht, das fiel aber weiter nicht ins Gewicht, denn der Lokalmatador Olaf Schönborn freute sich riesig, dass so viele zum heutigen Event gekommen waren. Mit den Worten „Noch nix geschafft und schon kommt der Applaus“ eröffnete er den Abend. Er plauderte in gewohnt herzlicher Art mit dem Publikum, fragte, wer alles schon einmal hier war und wer hier schon schwimmen gelernt habe – ohne auf das Alter des Publikums anzuspielen, denn mindestens die Hälfte hatte Handzeichen gegeben. Er erzählte, dass hier immer einmal im Monat dienstags so ein Event mit ihm stattfinden würde und stellte seine Bandkollegen vor. Gespielt werden sollten fast alles eigene Stücke aus seinem letzten Album.
Bereits beim ersten Stück „For Pat“, welches er für Pat Metheny schrieb, hatten alle einen Solopart mit Latin Touch. Olaf Schönborn hatte sich heute farblich in rot-beige an die Location vom Freischwimmer angepasst. Das nächste Stück „In a Bossa Mood“ passte wunderbar zu dieser Atmosphäre und man geriet dabei ins Träumen, fühlte sich wie am Meer und nicht wie im Schwimmbad. Olaf Schönborn führte sehr unterhaltsam durch den Abend, sorgte für Lacher als er erklärte, dass er einen Auftrag zu einer Auftragskomposition bekommen habe, die leicht, locker und modern klingen sollte. Der Auftrag kam von einer Modeschule in München für eine Champagne der Firma Heidelberger Zement und das Musikstück dazu hieß „Samba Concrete“. Nun begann das Publikum zum Percussiontakt mit den Füßen zu wippen und etwas abseits wurde sogar zu dieser Samba getanzt.
Olaf Schönborn stellte sich als Mann aus Schwäbisch Sibirien vor, aus Heidenheim. Bei dem Gitarristen hatte er in Ingelheim eine tolle Sängerin kennengelernt und sie für den heutigen Abend eingeladen. Nun hatte Menna Mulugeta ihr Debüt hier im Freischwimmer und zeigte ihre ganze Bandbreite des Stimmvolumens, denn jeder Ton lag da wo er hingehörte. Sie bedankte sich für die Einladung und erzählte ein wenig über sich, dass sie in Deutschland aufgewachsen sei und nach dem Abitur in Addis Abeba (Hauptstadt von Äthiopien) lebte. Gemeinsam mit Menna und Daniel performte Olaf den Titel "Too dark outside", den Daniel Stelter komponiert hatte.
Die Töne schwangen wie Schmetterlingsflügel, ganz sanft und tragend. Das nächste Stück „Summer Jam“ war zum Mitklatschen auf die Zwei und Vier zu was hervorragend klappte.
In der wohlverdienten Pause kam man mit verschiedenen Leuten ins Gespräch wie zum Beispiel dem Soul- und Bluessänger Wins Dyer. Der Sänger und Gitarrist Uli Wehrmann aus Ludwigshafen verfolgte den Abend seiner Musikerkollegen und -kolleginnen von der Treppe aus. Man kennt sich in der Szene und besucht sich gegenseitig.
Nach der Pause folgten noch verschiedene hervorragende Stücke auch mit noch weiteren musikalischen äthiopischen Darbietungen von Menna Mulugeta, die mit frenetischem Applaus belohnt wurden. Olaf Schönborn hatte eigentlich noch viele Songs für den heutigen Abend vorbereitet, aber die Zeit verrann wie im Fluge. Das Stück mit dem „Triangel-Solo“ wurde passend zum Wetter „Sonne im Juli“ gespielt. Im Zusammenspiel mit dem fantastischen Gitarren-Solopart klang das schon ein wenig paradox. Das nächste Stück hatte Olaf Schönborn während der Zugfahrt von Paris nach Mannheim geschrieben und mit Menna zu „I do remember“ klatschte das Publikum zum Ende hin und es riss das Publikum aus den Stühlen. Pfiff und tosender Applaus bezeugten, dass dies ein ganz besonders schöner Abend mit klasse Musikern war. Als Zugabe gab es den „Maulbeerbaumbeerblues“ und das Publikum hatte Spaß daran und ging mit einem Lächeln im Gesicht nach Hause. (mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.